Das Finale
zunickten. Im
selben Moment öffnete sich die Bürotür, und ein Mann trat auf den Flur. Sofort
riss ihn einer der Beamten zur Seite und drückte ihn auf den Boden. Dabei warf
er sich über ihn. Zwei andere Polizisten stürzten sich auf den zweiten Mann.
Während der erste Polizist beherzt den Lauf der Maschinenpistole packte und zur
Seite schob, schlug der zweite auf den Unterarm, dass Frauke das Krachen bis zu
ihrer Position zu hören glaubte. Der Hieb musste so schmerzhaft gewesen sein,
dass der Täter die Waffe losließ, die der Polizist, der den Lauf gepackt hatte,
zur Seite riss.
»Vorsicht.
Handgranaten«, warnte der Einsatzleiter und packte mit zu, als sie den Mann
überwältigten und auf den Boden warfen. Das alles hatte sich in Bruchteilen von
Sekunden abgespielt.
Frauke war froh,
dass diese Aufgabe das MEK übernommen hatte.
Die Beamten zogen
die beiden Männer hoch. Während die Geisel von einem Beamten Richtung Foyer
abgeführt wurde, schleiften zwei andere den überwältigten Täter hinter sich
her. Dann bogen sie um die Ecke in den Vorraum des kleinen Sendesaals, in dem
Frauke und die anderen warteten.
»Alles okay?«,
fragte einer der Beamten die Geisel.
Der Mann nickte.
»Ihr Name?«
»Peter Wolffsohn.«
Er wurde befragt, wo
sich der dritte Täter aufhielt, wer in seiner Gewalt war und welche Forderungen
er stellte.
»Der heißt
Raffaele«, sagte Wolffsohn noch und zeigte dabei auf den überwältigten Täter.
»Dann ist der Dritte
Carmelo Lunardini«, stellte Frauke fest und sah Buffolo an. »Richtig?«
Sie war überrascht,
als der Täter nickte.
»Warum haben die
Täter sich getrennt?«
Wolffsohn reichte
ihr ein Blatt Papier. »Den haben wir im Büro vergessen. Der sollte geholt
werden. Der Text daraus soll von der Moderatorin ins laufende Programm
eingespielt werden.«
Frauke warf einen
Blick auf den Zettel. Jetzt verstand sie den Grund der dilettantisch angelegten
und ausgeführten Aktion. Die in der Justizvollzugsanstalt einsitzenden
Häftlinge der Organisation sollten befreit werden.
Sie zweifelte daran,
dass die Leute im Hintergrund wirklich diese Absicht verfolgten. Alles, was die
Organisation bisher unternommen hatte, war gut durchdacht und vorbereitet
gewesen. Der Überfall auf das Landesfunkhaus entsprach nicht dem Standard, den
die Organisation sonst an ihre Aktionen anlegte. Sie war am Ende.
Zwei Beamte brachten
den gefesselten Buffolo vor das Haus und übergaben ihn den uniformierten
Polizisten, die inzwischen mit mehreren Streifenwagen eingetroffen waren.
Frauke registrierte,
dass Madsack die ganze Aktion aus dem Hintergrund vorzüglich organisierte.
Bisher war alles generalstabsmäßig abgelaufen, ohne dass es komplexe
Lagebesprechungen gegeben hatte. Alle Einsatzkräfte wirkten zusammen, als
würden sie eine Übung abhalten, deren Verlauf vorher abgesprochen worden war.
Jetzt gruppierte der
Einsatzleiter seine Leute um den Fluchtplan, in dem der Grundriss des
verschachtelten Gebäudes abgebildet war. Er bildete kleine Teams und wies sie
ein. Lautlos huschten die Männer davon. Frauke, Putensenf und Schwarczer
folgten dem Einsatzleiter und zwei seiner Beamten. Sie liefen den langen Flur
entlang, der am kleinen Sendesaal vorbeiführte. Im Vorbeilaufen sah Frauke eine
große Wandtafel mit der Überschrift »Pressespiegel – Hallo Niedersachsen«, an
der Zeitungsausschnitte angeheftet waren. Den Gang schmückten farbenfrohe
Bilder mit Motiven aus dem Land. Auf jedem war zudem das Logo » NDR 1 Niedersachsen« aufgedruckt. Eine Showtafel
zeigte »Unsere Moderatoren«.
Hinter einem
gläsernen Besprechungsraum führte eine Treppe hinab.
»Den Beschreibungen
nach können wir uns dem Studio nicht ungesehen nähern«, sagte Frauke, als die
Gruppe vor der Tür einhielt. »Lunardini wartet auf seinen Kumpan. Er hat zwei
Geiseln. Wenn wir dort in kriegsmäßiger Ausstattung auftreten, dreht der Mann
durch. Er weiß dann, dass er allein ist. Wie reagiert er? Gibt er auf? Oder
sprengt er sich und seine Geiseln in die Luft?«
»Wir sollten die
Verhandlungsgruppe einschalten«, schlug der Einsatzleiter vor.
»Das wäre sicher der
richtige Weg«, erwiderte Frauke. »Wir haben hier aber eine außergewöhnliche
Situation. Der Täter sitzt direkt im Herzen des Senders. Wenn er eine niedrige
Hemmschwelle hat, kann er durch Zwangsmaßnahmen gegen seine Geiseln praktisch
den Sendebetrieb beherrschen. Wollen wir das dulden?«
»Wir müssen an das
Leben und Wohl der Geiseln denken«,
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