Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
halte ich es. Los. Sie soll den Text vorlesen.«
    Frauke reichte den
Zettel an Martina Gilica weiter. Die nickte Frauke zu, nahm das Papier, setzte
sich an das Pult und drückte einen Knopf. Grünes Licht flammte auf.
    »Was heißt das?«,
schrie Lunardini hysterisch.
    »Wir sind jetzt auf
Sendung«, erklärte die junge Frau gelassen und las den Text in Richtung eines
Mikrofons vor. Dann drückte sie wieder auf den Knopf, und der rote Schriftzug »on air« erschien.
    »Und was ist das?«,
rief Lunardini.
    » On
air – alles für die Luft. Jetzt geht nichts über den Sender«, sagte die
Moderatorin.
    Frauke trat ganz
langsam auf Lunardini zu, von dem die Anspannung abgefallen schien. »Sie haben
Ihr Ziel erreicht«, sagte sie. »Die Meldung ist über den Sender gegangen.
Hunderttausende haben es gehört. Nur Ihr Boss, der Feigling, wird sich
wundern.«
    Sie stand vor ihm
und nahm ihm die Maschinenpistole aus der Hand, ohne dass er sich wehrte. Dann
führte sie ihn aus dem Studio zu den wartenden MEK -Beamten.
    Als sie den Täter
übergeben hatte, schüttelte Putensenf den Kopf.
    »Das ist zu viel für
mich. Wie hat die das gemacht? Die ist doch eine Frau.«
    »Eben. Nur eine Frau, Putensenf.«
    Frauke kehrte in das
Studio zurück und sah in die erleichterten Gesichter der beiden
Rundfunkmitarbeiter.
    Eigenbrodt atmete
tief durch. Dann nahm er seine Kollegin kurz in den Arm. »Das hast du gut
gemacht«, lobte er sie. »Wenn wir Radio so machen würden, wie wir es denen
vorgeführt haben … Da würde nichts über den Sender gehen. Wie gut, dass dieser
Kelch noch einmal an uns vorübergegangen ist. Jetzt zur drivetime hören besonders viele Leute Radio.«
    Martina Gilica sah
ihm nach, als er winkend das Studio verließ. Dann ließ sie sich auf den
bequemen Stuhl mit der hohen Rückenlehne nieder, rollte dicht an das Pult heran
und zog den Teleskoparm mit dem Mikrofon in die Nähe ihres Mundes. Sie blickte
zu Frauke und legte den Zeigefinger auf die Lippen, lauschte konzentriert den
letzten Takten von Ray Charles’ »Hit the Road Jack« und beobachtete dabei den
Countdown des laufenden Musiktitels.
    Sanft zog sie den
Regler herunter und öffnete das Mikrofon. Sie holte noch einmal tief Luft.
    »Hier ist NDR  1 Niedersachsen«, sagte sie dann mit fester
Stimme. »Ich hoffe, Sie hatten heute einen angenehmen und ruhigen Tag. Ich
wünsche Ihnen, dass der Feierabend das bringt, was der Tag versprochen hat. Wer
könnte das besser untermalen als ein Klassiker. Hier kommen die Edwin Hawkin
Singers mit ›Oh Happy Day‹. Falls Sie noch mit dem Auto unterwegs sind, wünsche
ich Ihnen eine gute Fahrt. Am Mikrofon freut sich mit Ihnen Ihre Martina
Gilica.« Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und hörte in die ersten
Takte des neuen Stücks. Dann nickte sie Frauke zu. »Keine zwei Stunden mehr«,
sagte sie mit ihrer angenehmen Stimme. »Dann darf ich heim zu meiner Familie.«
    »Ich wünsche Ihnen
einen schönen Abend im Kreis Ihrer Familie«, verabschiedete sich Frauke,
nachdem das rote Licht »on air« erloschen war. Dann
verließ auch sie das Studio. Von außen winkte sie noch einmal der Moderatorin
zu.

SIEBEN
    Es war ein
ereignisreicher Tag gewesen, der mit viel Glück überstanden war. Der Überfall
auf das Landesfunkhaus hätte auch anders ausgehen können, wenn Richter die
Planung innegehabt und die Organisation nicht zweitklassige Täter eingesetzt
hätte. Das war für Frauke gleichzeitig der Beweis, dass die Wurzeln der
Organisation hier in Hannover waren. Die Organisation war keine Zweigstelle
einer global operierenden Bande, die aus einem größeren Reservoir hätte
schöpfen und in Zeiten der Bedrängnis neue Killer aus Italien hätte rekrutieren
können. Die Leute im Hintergrund waren in Deutschland ansässig.
    Frauke war am
Vorabend todmüde ins Bett gesunken. Zum ersten Mal seit Langem hatte sie keine
Sorge, dass ihr nachts unliebsame Überraschungen drohen könnten.
    Doch mit dem
Aufstehen kreisten ihre Gedanken wieder um den Fall und die Frage, wer hinter
den Verbrechen stand.
    Nach der morgendlichen
Teambesprechung, an der auch Kriminaloberrat Ehlers teilnahm, rief Frauke in
der Justizvollzugsanstalt an. Es dauerte eine Weile, bis man sie mit dem
gewünschten Gesprächspartner verbunden hatte.
    »Knast Hannover.
Mahlstedt«, meldete sich die sonore Stimme.
    »Dobermann. Wie viel
Macht haben Sie in der JVA ?«
    Der Mann lachte
herzhaft. »Wenn der Papst in Rom halb so mächtig im Vatikan wie ich im

Weitere Kostenlose Bücher