Das Finale
mahnte der Einsatzleiter.
Natürlich hatte er
recht.
»Er wartet auf den
Text«, sagte Frauke. »Ich werde ihn hineinbringen.« Sie nahm ihr Handy, ließ
sich die Nummer des Einsatzleiters geben und forderte Putensenf auf, ihr das
Gerät in den rückwärtigen Verschluss ihres Büstenhalters zu klemmen, was bei
Putensenf einen Hauch Verlegenheit hervorrief. Die Sprechprobe klappte. Der
Einsatzleiter konnte sie hören.
Dann holte sie noch
einmal tief Luft, nahm ihre Waffe, öffnete die Tür und schlüpfte durch die
Öffnung. Mit einem satten Geräusch fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Sie stand in
einem kahlen Raum, der durch eine Wand vom Studio abgetrennt war. Durch die
große Scheibe sah sie drei Leute. Eine Frau in weißem Pullover, einen Mann, der
in einer Ecke stand, und den dritten, der eine Maschinenpistole in Händen
hielt.
Alle drei blickten
zu ihr heraus. Es verging fast eine Minute, bis der Täter die Waffe auf den
Mann, es musste Dieter Eigenbrodt sein, richtete und in Richtung Studiotür
zeigte.
Der Redakteur hob
die Hände, verschränkte sie hinter dem Nacken und öffnete dann die Tür. Er
blieb im Rahmen stehen.
»Wer sind Sie?«,
fragte er und sah dabei über die Schulter.
»Mein Name ist
Dobermann. Ich bin von der Polizei.«
Eigenbrodt gab es in
den Raum weiter und nahm neue Anweisungen entgegen.
»Sie sollen sofort
verschwinden.«
Frauke schüttelte
den Kopf. »Ich soll mit Ihnen verhandeln. Im Namen des Innenministers.« Sie war
dabei ganz langsam vorgegangen und stand jetzt im Türrahmen. Mit den
Fingerspitzen hielt sie ihre Dienstpistole am Lauf, zeigte sie Lunardini,
bückte sich und legte die Waffe auf den Fußboden. »Sie sehen, ich will wirklich
mit Ihnen sprechen.«
»Ich aber nicht mit
Ihnen.« Lunardini zuckte nervös mit der Schulter und blinkerte mit den
Augenlidern. Frauke erkannte darin deutliche Zeichen einer Überreizung. Lange
würden die Nerven des Mannes nicht mehr mitspielen.
»Wir kennen Ihre
Forderungen.« Dabei machte sie einen Schritt vorwärts, schob Eigenbrodt sachte
aus dem Türrahmen und trat in das Studio. »Ihr ganzes Unternehmen ist
gescheitert«, sagte sie und versuchte Mitleid in ihre Stimme zu legen. »Ihre
beiden Kollegen haben aufgegeben. Einen haben wir in Gewahrsam genommen.«
Lunardini leckte
sich über die Lippen. »Und der andere?«
»Es soll noch einen
weiteren gegeben haben«, log Frauke. »Den haben wir aber nicht angetroffen. Der
ist vorher stiften gegangen. Herr Lunardini. Geben Sie auf. Es ist zwecklos.«
Der Täter schüttelte
den Kopf, als müsse er sich selbst Mut zusprechen. »Niemals«, sagte er. Es
klang halbherzig. Plötzlich stutzte er. »Woher kennen Sie meinen Namen? Von …
Das kann nicht sein.«
»Doch«, sagte Frauke
ernst. »Woher wissen wir von Ihrer Aktion hier? Der hat sich bei uns gemeldet
und uns darauf hingewiesen, dass er drei Leute hierhergeschickt hat. Sie sollen
ein Zeichen setzen. Das war aber noch nicht alles.«
Für einen kurzen
Moment senkte Lunardini die Spitze seiner Waffe ab.
»Das ist nicht
wahr«, schrie er. »Sie lügen.«
»Woher sollten wir
sonst Ihren Namen kennen? Schlossarek ist abgehauen. Und Ihr Kumpel Raffaele
Buffolo hat Sie nicht verraten. Nein. Sie sollen geopfert werden. Mensch,
Lunardini. Wofür? Für Ihren Boss, der Sie sinnlos ins Feuer schickt?«
»Das ist doch
Blödsinn.«
»Genau. Er hat uns
alle Einzelheiten aufgegeben, uns über ihre Bewaffnung im Detail informiert.
Dazu hat er gesagt, Sie, Lunardini, wären mordsgefährlich. Sie wären ein
kaltblütiger, eiskalter Mörder, der hemmungslos tötet. Wie Sie es schon oft
gemacht haben.«
»Das ist gelogen.
Ich habe noch nie jemanden umgebracht. Ich war dabei, als Romeo Carlucci
Boccone auf dem Spielplatz ermordet hat.« Er schüttelte sich. »Ich musste auch
zusehen, wie er Kiehnhorst das Gesicht zerschnitten hat.«
»Dann beweisen Sie,
dass Sie auch heute niemandem schaden wollen. Alles, was ich Ihnen erzählt
habe, wissen die hundert Polizisten auch, die vor dem Haus auf Sie warten.
Darunter sind Scharfschützen. Bevor Sie einmal Luft holen, sind Sie tot. Das
gilt auch, wenn Sie einer der hier anwesenden Personen auch nur ein Haar
krümmen.« Sie machte einen Schritt auf den Mann zu und streckte die Hand aus.
»Es lohnt nicht. Nicht für den Verräter, der sich Boss nennt.«
Dem Geiselnehmer
lief der Schweiß in Sturzbächen. Plötzlich riss er die Waffe hoch und zielte
auf die Moderatorin.
»Wenn ich etwas
verspreche,
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