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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Berliner Allee. Schon von außen sah sie Georg, der
einen Fensterplatz belegt hatte. Er nickte ihr zu, stand auf und kam ihr
entgegen, als sie das »Enrico Leone« betrat. Mit einem Seitenblick bemerkte sie
Schwarczer, der mit einer attraktiven blonden Frau an einem Tisch im
Hintergrund saß und ihr keine Beachtung schenkte. Trotzdem war sie sich sicher,
dass der Kommissar sie gesehen hatte.
    »Schön, dass du
gekommen bist«, sagte Georg, nahm ihr die Jacke ab und reichte sie an einen
dienstbeflissenen Kellner weiter. Er geleitete sie zu ihrem Platz und schob ihr
den Stuhl zurecht, bevor er sich setzte.
    »Das musst du mir
erklären«, sagte Frauke unfreundlich. »Und eines ist klar: Ich habe dir kein
freies Geleit zugesichert.«
    Georgs Lächeln
wirkte ein wenig verkrampft. »Mir wird nichts geschehen«, sagte er, griff über
die weiße Tischdecke und forderte ihre Hand. Frauke verweigerte sie.
    »Du erwartest nicht,
dass ich Verbrechern die Hand reiche.«
    »Auch du wirst mir
nichts nachweisen können«, sagte Georg gequält. »Ich habe lange mit mir
gekämpft, ob ich mich bei dir melden sollte. Ich weiß, ich habe dir viel
zugemutet.«
    »Du bist ein
Heuchler, ein Lügner. Du hast mich benutzt«, fuhr sie ihn so laut an, dass die
Gäste am Nachbartisch auf sie aufmerksam wurden.
    Georg legte den
Finger auf die Lippen. »Pst!« Es klang wie eine Bitte.
    »Wer bist du
wirklich?«
    »Georg.«
    »Ich habe deine
Lügengeschichten satt.«
    Er schüttelte
traurig den Kopf. »Ich bin wirklich Georg.«
    Sie wurden durch den
Kellner unterbrochen, der ein Glas Champagner brachte.
    »Das habe ich auf
Verdacht bestellt«, erklärte Georg. »Hast du einen Wunsch? Möchtest du in die
Karte sehen?«
    Frauke übersah, dass
der Kellner ihr die Karte reichen wollte.
    »Ich möchte einen
Salat«, sagte sie.
    »Das wird heute
nicht möglich sein«, erwiderte Georg. »Es ist ein besonderes Essen.«
    »Das habe ich mir
auch gedacht.«
    Georg schien die
Auseinandersetzung mit Frauke in Gegenwart des Kellners peinlich zu werden.
»Zweimal das Menü«, sagte er zum Kellner.
    »Mit wie vielen
Gängen?«
    »Allen.«
    »Bist du verrückt,
über mich bestimmen zu wollen?«
    »Vielleicht.«
    »Warum willst du
mich manipulieren?«
    Er bewegte den
Zeigefinger. »Das nicht. Willst du nicht wissen, was es zum Menü gibt?
Carpaccio vom Rind mit Sommertrüffeln, Zander auf Spargel-Bärlauch-Risotto an
Chablissauce, Himbeersorbet, Rehkeule mit getrüffeltem Wirsing mit
Selleriepüree auf Wacholder-Rhabarber-Jus und ein Dessert.«
    »Willst du mich
damit bestechen?«
    »Ja«, gab er
unumwunden zu und versuchte erneut, ihre Hand zu greifen.
    »Bist du
bescheuert?«
    »Sonst drückst du
dich gewählter aus. Das habe ich dir schon einmal gesagt.« Es klang wie ein
leichter Tadel. »Aber wenn du es willst … Seit unserem Treffen auf dem
Georgsplatz … Ich gestehe, bescheuert zu sein, wie du es nennst.«
    »Wer hat das Treffen
manipuliert?«
    Georg zeigte mit dem
Finger zum Himmel. »Der Chef.«
    »Und wer ist der
Chef?«
    »Das solltest du
wissen.«
    So kam Frauke nicht
weiter.
    »Du bist Arzt?«,
wechselte sie ihre Fragestrategie.
    »Ja.«
    »Du kennst Dr. Fehrenkemper?«
    Georg nickte.
»Selbstverständlich. Ein fähiger Mediziner. Aus dem kann etwas werden. Ich habe
ihn zum Teil ausgebildet. Wir haben manche Operation zusammen ausgeführt.«
    »Du behauptest,
Chirurg zu sein?«
    »Ich behaupte es
nicht nur. Ich bin es.«
    »Mischst du in Wolfenbüttel
mit?«
    »Wolfenbüttel? Was
soll dort sein?«
    »Die geheimnisvolle
Klinik, im Haus der Bank, direkt neben der JVA .«
    »Ich kenne nur das
Städtische Klinikum Wolfenbüttel. Dort habe ich aber nie gewirkt.«
    »Wo sonst?«
    Georg nahm sein
Champagnerglas, hielt es gegen das Licht, als würde er die Perlen zählen
wollen, dann streckte er es andeutungsweise Frauke entgegen.
    »Ist das ein
Verhör?«
    »Ja«, sagte Frauke
mit Entschiedenheit.
    »Cheers«, sagte Georg. Er versuchte es mit »Vive«. Als Frauke sich noch immer nicht rührte, kratzte er
sich die Schläfe. »Ach, ich vergaß. Du magst es auf Italienisch. Salute .«
    Frauke versuchte,
ein Schmunzeln zu unterdrücken. Es gelang ihr nicht.
    »Was hast du mit
Italien zu tun?«, fragte sie.
    Georg verdrehte die
Augen. »Ein wunderbares Land. Kultur. Sonne. Eine großartige Landschaft.
Reizende Menschen.«
    »Hast du dort viele
Freunde?«
    Er legte die Stirn
in Falten, als würde er angestrengt nachdenken.
    »Ein paar. Möchtest
du sie

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