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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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kennenlernen?«
    »Mit Sicherheit.«
    »Das lässt sich
einrichten.«
    Frauke setzte das
Champagnerglas hart ab.
    »Schluss jetzt.
Welche Verbindungen hast du nach Italien?«
    Georg merkte, dass
sein Versuch, alles auf ironisch wirkende Weise darzustellen, erfolglos
geblieben war. Er stellte sein Glas auf ähnliche Weise wie Frauke zurück.
    »Gut. Dann pass auf,
Frau Hauptkommissarin. Ich bin Arzt. Ich habe in Hannover, Heidelberg und
Münster studiert. Dort habe ich zunächst als Assistent in der Raphaelsklinik
gearbeitet und bin dann meinem Chefarzt, einem begnadeten Chirurgen, nach
Weiden in die Oberpfalz gefolgt. Dank meines Gönners und Förderers war ich
unter anderem in Kliniken in London, Birmingham und Boston tätig, bis man mich
als Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
an die Medizinische Hochschule rief.«
    »Du? Direktor an der
Medizinischen Hochschule?« Frauke konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
    Georg nickte. »Ja.
Ich heiße wirklich Georg. Professor Dr. med. Georg von Benckendorff.«
    »Dann habe ich schon
einmal von dir gehört?«
    Georg winkte ab.
»Mag sein.«
    »Daher kennt dich
Dr. Fehrenkemper.«
    »Richtig.«
    »Und du bist …
Transplantationschirurg?«
    »Nicht nur, aber auf
diesem Gebiet habe ich einen … nun ja … über Hannovers Grenzen hinausreichenden
Ruf.«
    »Dr. Fehrenkemper
hat gesagt, dass Hannover führend wäre auf diesem Gebiet. Warst du das?«
    Georg sah an Frauke
vorbei. »Darüber mögen andere urteilen. Aber das ist genau mein Problem.«
    »Du hast mit der
Mafia zusammengearbeitet?«
    »Mafia? So würde ich
es nicht nennen.«
    »Sondern?«
    »Ich dachte, du
hättest es lange herausgefunden.«
    »Ich möchte deine
Version hören«, wich Frauke aus.
    Georg musterte sie
skeptisch. Ob er wusste, dass Frauke im Dunkeln tappte? Bedächtig nippte er an
seinem Glas.
    »Zu einem guten
Landarzt kommen die Leute auch aus den Nachbardörfern«, begann er vorsichtig.
»Und was war ich anderes? Wie bei der stillen Post sprach es sich herum, dass
wir in Hannover erfolgreich waren. Ich will es so formulieren: Geheilte
Patienten bauschten es auf, und so kamen immer mehr. Und die Patienten kamen
von weit her. Darunter auch Zahlungskräftige. Im Zeitalter der knappen Kassen
hat sich auch die Klinik über diese Patienten gefreut.«
    »Nur du warst ein
barmherziger Samariter?« Der Spott in Fraukes Stimme war unüberhörbar.
    »Das habe ich nie
behauptet. Aber warum dürfen Ärzte nicht für ihre Arbeit angemessen honoriert
werden? Wenn ein superreicher Potentat sich einen privaten Airbus umrüsten
lässt, eine Jacht für vielleicht dreißig Millionen bauen lässt, dann verweigere
ich ihm nicht deshalb die medizinische Hilfe.«
    »Du hast deine
Leistung an die Reichen verkauft, während Kassenpatienten auf der Warteliste
standen?«
    »Nein!«, sagte Georg
mit Entschiedenheit. »Das fürstliche Honorar war ein angenehmer Nebeneffekt,
den ich nicht abgewiesen habe. In erster Linie war ich aber Arzt.« Er sah
geistesabwesend auf seine schlanken, gepflegten Hände. »Doch manchmal kommen
auch wir an unsere Grenzen. Angehörige verstehen es – natürlich – nicht, wenn
wir nicht weiterhelfen können. So hat ein unverständiges Familienmitglied einen
Fall hochstilisiert, dass ich einem Kassenpatienten die Hilfe verweigert habe,
weil ›der Herr Professor sich die Taschen vollstopfen musste‹. So stand es in
der Boulevardpresse. Du hast keine Vorstellung, wie die Leben zerstören kann.
Während ich einem siebenundvierzigjährigen Familienvater – übrigens AOK -versichert – eine Leber transplantiert habe,
unterstellte man mir sonst was. Das war das Ende meiner Zeit als
Klinikdirektor. Ich war froh, aus den Schlagzeilen verschwunden zu sein, bis du
mir am Georgsplatz begegnet bist. Was hätten Teile der Presse aus dieser
Geschichte gemacht? ›Der korrupte Professor als Gangsterarzt‹. Und die
Schießerei in Isernhagen? So habe ich mich zurückgezogen. Du – Frauke. Ja! Die
Öffentlichkeit – nein!«
    »Und Dr. Fehrenkemper?«
    »Der versucht, in
meine Fußstapfen zu treten.«
    Und weil die Klinik
in Hannover für begüterte Patienten derzeit aus politischer Sicht ein zu heißes
Pflaster geworden ist, ist die Organisation in diese Nische gesprungen und hat
in Wolfenbüttel die ominöse Privatklinik eröffnet, dachte Frauke. Dr. Fehrenkemper
ist als Arzt in diese Falle gelaufen, auch wenn auf seiner Seite alles
rechtskonform und

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