Das Finale
sagte sie zur Begrüßung. Dann weihte sie ihn in das Treffen am Abend ein.
»Bei ›Enrico
Leone‹?« Schwarczer sah sie erstaunt an. »Das ist eine erstklassige Adresse. Da
muss etwas anderes dahinterstecken. Wie bei allen Orten in der Öffentlichkeit,
die die andere Seite vorgeschlagen hat, sind es unverdächtige Locations. Gut.
Ich werde als Gast anwesend sein.«
Frauke musterte
Schwarczer, der keine Regung zeigte. Er stellte keine Fragen, mit wem sich
Frauke dort treffen wollte, wer der Unbekannte war und welches Thema behandelt
werden sollte.
»Danke.«
Schwarczer nickte
kaum merklich. Mit Sicherheit hatte er registriert, dass Frauke erleichtert
wirkte, nachdem er seine Bereitschaft zugesichert hatte.
Die nächsten
Stunden verbrachte Frauke mit dem Aktenstudium, dem Schreiben von Berichten,
dem Analysieren von Ergebnissen der Spurensicherung und den Auswertungen der
Kriminaltechnik. Es war das mühsame Prüfen von Einzelheiten, das Abwägen von
Aussagen und Erkenntnissen, die oft im Widerspruch zueinander zu stehen
schienen, das zeitaufwendig war und dennoch zum Fahndungserfolg beitrug. Sie hatte
aufgehört, die Anzahl der Tassen Kaffee zu zählen, die sie dazu getrunken
hatte. Es war fast eine willkommene Unterbrechung, als sich ihr Telefon
meldete.
»Knast. Mahlstedt.
Treffer.«
Frauke wartete
darauf, dass der »Beamte im Strafvollzugsdienst« weitersprach, aber Mahlstedt
hatte eine Kunstpause eingelegt. Frauke tat ihm den Gefallen und fragte nach.
»Sie haben bei
Richter etwas gefunden?«
»Ja.«
»Sind Sie
verheiratet?«
»Jaaa … Wieso?«,
fragte Mahlstedt erstaunt. »Das wissen Sie doch.«
»Dann sollten Sie
Ihre Frau bitten, Ihnen Einzelheiten aus der Nase zu ziehen.«
»Wau – wau.
Dobermänner beißen doch. Wir haben bei Richter ein Smartphone gefunden.«
»Wie konnte das
passieren?«, schnauzte Frauke den Vollzugsbeamten an. »Das muss doch
auffallen?«
»Ach«, sagte
Mahlstedt ungerührt. »Haben Sie sich einmal den Zaun angesehen, der das Gelände
umgibt? Da sind ganz große Maschen drin. Und ähnlich ist es mit der Abschottung
des Knasts. Die Kollegen an den Eingängen und bei der Postkontrolle geben sich
alle Mühe, aber ganz können Sie das Einschmuggeln nicht verhindern. Sie haben
keine Vorstellung, was hier alles kursiert. Da wäre ein mittelgroßes Kaufhaus
stolz darauf, was hier gehandelt wird. Gegen harte Währung können Sie im Bau
fast alles bekommen. Nur die Freiheit nicht«, fügte Mahlstedt hinzu. »Was uns
aber nachdenklich stimmt, ist, dass im Smartphone keine SIM -Karte
eingelegt war.«
»Das macht doch
keinen Sinn«, sagte Frauke. »Die hat Richter irgendwo anders verborgen. Bei
Bedarf setzt er sie ein und kann kommunizieren.«
»Das würde ich auch
vermuten«, stimmte Mahlstedt zu. »Sie können mir glauben: Wir haben alles
durchsucht, jede Mauerritze, die Kleidung bis zur Hosennaht, alles. Wenn Sie
lange genug im Knast arbeiten, kennen Sie auch die geheimsten Winkel. Nichts.«
»Das kann nicht
sein«, beharrte Frauke.
»Wir haben einen
jungen Kollegen, der etwas davon versteht. Er hat sich das Smartphone angesehen
und meint, dass es keine Hinweise darauf geben würde, dass von diesem Apparat
telefoniert oder das Internet genutzt wurde. Allerdings hat Richter das
Smartphone als Minicomputer eingesetzt und Texte darauf verfasst, die wir
sicherstellen konnten.«
»Es ist kaum vorstellbar,
dass Richter die Kommunikationsfunktion nicht eingesetzt haben soll.«
»Ich kann nur die
Fakten aufzählen. Wollen Sie wissen, welche Texte wir herausgefiltert haben?«
»Schicken Sie mir
die«, forderte Frauke Mahlstedt auf. »Möglichst schnell.«
»Sie sind nicht in
Hannover zur Schule gegangen?«, maulte der Vollzugsbeamte. »Hier lernen die
Kinder in der ersten Klasse Wörter wie ›bitte‹ und ›danke‹.« Dann legte er auf.
Es dauerte eine
Viertelstunde, bis die Textdatei eintraf.
»Aktion …
Ausgefallenes … Aufmerksamkeit … sonst nicht ernst genommen … wirkungsvoll …
Wer? Wo? Wie? Eile geboten … Depression … Hände gebunden … andere Schulter … L?
Vorbereiten …«
Das war die
Anleitung – in Fragmenten – für den Überfall auf das Landesfunkhaus. Richter
hatte klar erkannt, dass die Organisation etwas unternehmen musste. Nur die
Durchführung war dilettantisch gewesen. Mit der Verhaftung Richters schien der
Polizei tatsächlich ein verheerender Schlag gegen die Organisation gelungen zu
sein.
***
Frauke fand
einen Parkplatz jenseits der
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