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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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diesmal keinen Versuch, ihr auszuweichen, nickte ihr freundlich zu
und führte sein Telefonat übers Handy weiter. Er sprach so schnell, dass Frauke
Mühe hatte, zwischen einzelnen Wortfetzen zu unterscheiden. Es hatte sie stets fasziniert,
mit welcher Geschwindigkeit sich Südeuropäer verständigen konnten. Sie baute
sich vor dem Mann auf, der sie verdutzt ansah, noch ein paar Sätze sprach, dann
sein Handy vom Ohr nahm und sie betrachtete.
    »Ja, bitte? Was kann
ich für Sie tun?«, fragte er höflich.
    »Warum verfolgen Sie
mich?«
    Er lachte herzhaft
auf.
    »Ich? Sie verfolgen?
Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sind mir oft
begegnet. Und als ich Sie im Hauptbahnhof zur Rede stellen wollte, sind Sie
spurlos verschwunden. Das ist kein Zufall.«
    »Nein.« Er lachte
und zeigte dabei zwei Reihen blendend weißer Zähne. »Das ist kein Zufall. Das
liegt daran, dass Hannover nicht groß ist. Barcelona ist ein anderes Format.«
    »Wie kommen Sie auf
Barcelona?«, fragte Frauke.
    Er strahlte. »Das
ist meine Heimat.«
    »Sie sind Spanier?«,
fragte Frauke ungläubig.
    »Sí. Aus Barcelona.
Ich arbeite bei der Banco de España und bin hier, um bei unserem deutschen
Partner zu lernen.«
    »Nicht Italien?«
    Er lacht erneut.
»Nicht Italia. Ich heiße González Helguera.« Er fingerte seine Geldbörse aus
der Gesäßtasche hervor. »Wollen Sie meinen Pass sehen?«
    »Nein danke«, wehrte
Frauke ab.
    Belustigt
betrachtete er sie. »Ich Sie – verfolgen? Aber warum denn? Sicher, Señora, Sie
sind eine attraktive Frau. Sie sind mir aufgefallen. Seien Sie mir nicht böse,
aber ich habe eine wunderbare Freundin. Deutsch. Blond. Mit sooo langen
Haaren.« Er legte seine Hand gegen das Kreuzbein, um die Länge anzudeuten.
    Frauke lächelte ihn
an. »Dann wünsche ich Ihnen weiterhin viel Freude mit den langen blonden
Haaren.«
    Wenig später saß sie
Holthusen gegenüber. Der Staatsanwalt fuhr sich durch sein schütteres Haar,
zupfte sich am Ohrläppchen, kratzte sich den Bart und murmelte mehrfach
hintereinander: »Hm. Hm.« Schließlich schien seine Überlegung ein Stück weiter
gereift zu sein. »Interessant.«
    Frauke unterbrach
ihn nicht.
    Holthusen gab sich
einen Ruck. »So etwas Verrücktes habe ich noch nie gehört. Wo ist dabei der
Haken?«
    »Es gibt keinen«,
antwortete Frauke selbstbewusst.
    »Hm. Hm.« Erneut
fuhr die Hand durch das schüttere Haar. »Ihr Vorschlag wäre eine ideale
Aufgabenstellung in einem juristischen Seminar. Daran könnten sich die
Studenten austoben.«
    »Sie sind doch
besser als jeder Student«, versuchte ihn Frauke zu bezirzen.
    »Sicher nicht. Wie
in allen Berufen wird es bei uns irgendwann Routine. Wir haben gar nicht die
Zeit, uns mit theoretischen Fragen auseinanderzusetzen. Da war das Studium
spannender.« Holthusen straffte sich. »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis. Ich
wohne in Derneburg, das liegt hinter Hildesheim. Jeden Freitag, wenn ich zum
Bahnhof gehe, gebe ich einen Lottoschein ab in der Hoffnung, den Jackpot zu
gewinnen. Wissen Sie was?« Er nickte heftig. »Diesen Lottoschein gebe ich jetzt
auch ab. Der Einsatz ist es mir wert. Im Zweifelsfall bin ich gespannt, wie ein
Richter seine gegen uns gerichtete Begründung formulieren wird. Ich werde alles
veranlassen. Sie können dann so vorgehen, wie Sie es mir vorgeschlagen haben.
Aber«, dabei streckte er Frauke den Zeigefinger entgegen, »Sie werden nicht
leichtsinnig dabei. Es darf nichts schiefgehen.«
    »Das versichere ich
Ihnen«, sagte Frauke zum Abschied und kehrte zu ihrer Dienststelle zurück. Dort
rief sie ihre Mitarbeiter zusammen.
    »Das ist total
plemplem«, ereiferte sich Putensenf und verschränkte die Hände vor der Brust
wie ein kleines Kind, das dadurch seinen Trotz offenbaren will.
    »Putensenf. Dieser
Raum hat bei Weitem nicht die anheimelnde Atmosphäre eines englischen Klubs.
Deshalb wird hier auch nicht debattiert wie bei britischen Landadeligen. Wir
führen die Aktion wie von mir vorgetragen aus. Basta.«
    »Mit ›Basta‹ hat es
schon einmal jemand aus Hannover versucht. Er ist schließlich gescheitert«,
knurrte Putensenf.
    »Richtig. An einer
Frau. Deshalb wird das gemacht, was ich für richtig halte.«
    »Ist nicht mein
Kopf, der da rollt«, zeigte sich Putensenf immer noch uneinsichtig.
    Die Zwischenzeit
nutzte Frauke, um weitere Vorbereitungen zu treffen. Zunächst rief sie die Kriminaltechnik
an und stieß auf wenig Gegenliebe.
    »So geht das nicht«,
wurde sie beschieden. »Wir stehen hier nicht Gewehr

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