Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
ich tödlich verwundet wurde und mich überraschend erholt habe.«
Gilles atmete schwer aus.
Warum sagte er nichts? Hatte er ihn doch nicht überzeugen können? Honoré hatte das Gefühl, dass sein Herzschlag laut wie Trommelschlag war. Er musste das Angebot erhöhen. Noch zweifelte Gilles. Er musste ihn überzeugen! Jeder weitere
Augenblick, den er zweifelte, mochte alles wieder ändern. »Komm in die Festung Rabenturm. Alles, was ich benötige, um dich zu heilen, ist dort.«
Der Alte stieß ein zynisches Lachen aus. Und er sagte immer noch nichts!
Honoré begriff, dass der Heptarch ein Spiel mit ihm trieb. Er hätte nicht so schnell nachgeben dürfen. Nun hatte er ihm nichts mehr zu bieten. Gilles hatte ihn hereingelegt. Vielleicht hatte er nie die Absicht gehabt, ihn zu ermorden? Vielleicht war er nur gekommen, um alles aus ihm herauszuholen? Ihn auszuquetschen wie einen Apfel in der Mostpresse? Und er hatte es geschafft.
Honoré verfiel in störrisches Schweigen.
Die Stille zog sich schier endlos hin. Die Augen des Primarchen hatten sich jetzt an das Licht gewöhnt. Er sah den Alten ganz deutlich. Im Fackellicht erschienen die Falten in dessen Antlitz wie in Stein gemeißelt. Endlich gab er nach.
»Das ist also dein bestes Angebot, Bruder? Du willst mich dazu verleiten, den Ort zu besuchen, an dem deine Macht am größten ist? Wo zwanzigtausend Mann unter Waffen auf mich warten? Du wirst einen Brief schreiben und den Befehl erteilen, dass die Dinge, die du brauchst, hierhergebracht werden!«
Honoré hob seinen Armstumpf. »Ich war Rechtshänder. Selbst wenn ich tatsächlich diesen Brief schreibe, wird er nicht aussehen, als sei er in meiner Handschrift verfasst.«
Der Heptarch lächelte hintersinnig. »Dann werden wir deine rechte Hand wohl wieder finden müssen.«
War Gilles verrückt? Welchen Nutzen sollte ein totes Stück Fleisch … Da begriff er. Und zum ersten Mal, seit er Aniscans betreten hatte, lachte er. »Ja! Bring meine rechte Hand hierher zurück, und du bekommst alles von mir, was du haben möchtest!«
DIE HELDEN DES FJORDLANDS
Luc starrte in die Pistolenmündung. Die Waffe zitterte leicht. Der alte Krieger stand ihm am nächsten. Wenn er angreifen wollte, dann sollte er es bei ihm versuchen. Auch wenn der Kerl mit einer Pistole auf ihn zielte. Sterben würde er so oder so, da machte er sich nichts vor. Gegen diese Übermacht konnte er nicht gewinnen, und es gab auch keinen Fluchtweg.
»Nenn mir deinen Namen, du Wicht!«
»Luc de Lanzac, Ritter der Neuen Ritterschaft.« Er konnte sehen, wie es im Gesicht des Alten arbeitete. Kannte der Kerl ihn etwa?
»Ich habe dir doch gesagt, dass er es ist«, erklang nun die Stimme von Brandax. »Jetzt hör auf mit dem Unsinn, Sigurd. «
»Meine Herrin hat einmal den Stahl der Neuen Ritterschaft dicht unter dem Herzen zu spüren bekommen. Damals stand sie unter dem Schutz einer Waffenruhe. Dieser verlogenen Bande traue ich nicht. Ein Name allein ist allzu billig. Es bedarf mehr, um mich zu überzeugen, dass er derjenige ist, für den er sich ausgibt.«
»Ist das Altersstarrsinn?« Der Kobold trat zwischen den Felsen hervor. »Wir haben unseren Spaß gehabt, jetzt lass ihn ziehen. Er ist wirklich der, für den er sich ausgibt.«
»Du hast deinen Spaß gehabt, Brandax. Ich habe nichts anderes getan, als meine Pflicht zu erfüllen.«
Die Pistolenmündung zielte noch immer auf Lucs Gesicht. Der junge Ritter sah den Kobold finster an. Der kleine Mistkerl hatte also genau gewusst, was sie beide hier erwartete.
»Die Königin hat mir einiges über ihren Ritter erzählt. Wenn
du der bist, für den du dich ausgibst, dann kannst du mir natürlich sagen, wann du sie zum ersten Mal geküsst hast.«
Luc sah zu den anderen Männern und hatte Mühe, seinen Zorn im Zaum zu halten. »Du willst ein treuer Diener Gishilds sein? Was gehen die intimsten Geheimnisse deiner Königin all diese Männer an?«
»Jeder dieser Männer würde ohne zu zögern für sie sterben. Wir sind die Mandriden. Wir dienen der Königssippe des Fjordlands seit tausend Jahren, und nie gab es einen Verräter unter uns. Jetzt sprich, oder ich muss annehmen, dass du nicht weißt, wonach ich dich gefragt habe!«
Luc sah in den Augen des Alten, dass er wahrhaftig nicht mehr lange zögern würde zu schießen.
»Es war auf einer Steilklippe am Meer. Wir waren auf eine Galeere verbannt. An jenem Tag hatte es einen schweren Unfall an Bord gegeben. Wir haben …«
»Das genügt!« Der
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