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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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er sich hingegen kaum. Es war, als seien von einem dicken Buch nur ein paar einzelne Seiten geblieben.
    Honoré spannte sich. Die Kette verhinderte, dass er die Wandnische verlassen konnte. Es war kühl, seit die Kohlenpfanne nicht mehr brannte.
    Er hatte Durst. Es juckte ihn unter der linken Achsel. Ob er sich Läuse eingefangen hatte? Sein Stumpf stieß gegen den linken Arm. Er atmete schwer aus. Daran, dass ihm die rechte Hand fehlte, hatte er sich immer noch nicht gewöhnt.

    All seine Wunden waren verheilt. Er war wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Aber was nicht mehr da war, hatte auch nicht heilen können.
    Er hob den Stumpf vor seine Augen. Nichts! Die Dunkelheit war vollkommen. Er rieb das vernarbte Ende seines Arms über sein Gesicht. Es war weich. Honoré versuchte sich vorzustellen, wie es wohl aussehen mochte.
    Ein Geräusch ließ ihn innehalten. Jemand war an der Tür zu seinem Kerker. Der Sperrriegel scharrte über das Holz. Licht blendete ihn. Er musste die Augen verschließen.
    Jemand trat ein. Er roch nach Weihrauch. Und da war auch ein anderer Geruch. Er erinnerte ihn an Schiffe. Honoré brauchte einen Moment, bis er ihn benennen konnte. Hanfseile!
    »Nur damit wir uns nicht missverstehen, Bruder. Ich bin hier, weil ich ein Ärgernis aus der Welt schaffen möchte.«
    Honoré hätte diese Stimme unter Tausenden wiedererkannt. Sie gehörte Gilles de Montcalm. Der Primarch zwang sich, ruhig zu atmen. Er hielt die Augen geschlossen. Er wusste, wenn er versuchte, sie zu öffnen, würde ihn das Licht blenden. Und ob er wollte oder nicht, ihm würden Tränen in die Augen treten. Diesen Anblick wollte er Gilles nicht gönnen!
    »Wen hast du mitgebracht, Bruder?«
    »Den Henker von der Todesbühne. Er ist ein gewissenhafter Mann. Er möchte seine Arbeit zu Ende bringen.«
    »Und was für ein Mann bist du, Gilles? Ein kluger oder ein gewissenhafter?«
    »Ich glaube, diese beiden Attribute charakterisieren mich nicht. Jedenfalls nicht, wenn es darum geht, mein Wesen in einem einzigen Wort zusammenzufassen. Wenn dies das Ziel ist, wäre es wohl am treffendsten, mich einen vielseitigen Mann zu nennen.«
    »Ist das ein Angebot?«

    Der Heptarch lachte leise. »Hast du etwa noch Hoffnung? Warum sollte ich dich leben lassen? Glaubst du, dein Wunder und die Tatsache, dass alle bedeutenden Kirchenfürsten der Region zugesehen haben, würden mich davon abhalten, dich töten zu lassen? Das Einzige, was du damit erreicht hast, ist, dass eine öffentliche Hinrichtung nicht mehr in Frage kommt.«
    »Du glaubst also den Anschuldigungen?«
    Stille. Plötzlich spürte Honoré warmen Atem auf seinem Gesicht. Hatte sich der Heptarch über ihn gebeugt? Oder war es der Henker mit seiner Garotte? Er öffnete die Augen. Licht traf ihn wie stählerne Dornen.
    »Willst du mich beleidigen?«
    Die Stimme war zu weit fort. Das verschwommene Gesicht über ihm gehörte also dem Henker.
    »Weißt du, Bruder, du bist der einzige Würdenträger in unserer Kirche, vor dem ich mich wirklich gefürchtet habe. Ich beobachte deinen Aufstieg schon seit vielen Jahren. Du erinnerst mich daran, wie ich einmal gewesen bin. Und da ich mich gut kenne, weiß ich, es wäre eine tödliche Dummheit, dich am Leben zu lassen.«
    »Gottes Hand ruht auf mir. Du hast gesehen, was ich vermag. Wie willst du den anderen Heptarchen meinen Tod verkaufen? Werden sie hinnehmen, dass ein Mann, der in aller Öffentlichkeit ein Wunder wirkte, im Kerker ermordet wurde? «
    »Natürlich nicht. Und ich werde der Erste sein, der fordert, dass man deinen Tod sühnt. Weißt du, Bruder, in diesem Augenblick hält sich Tarquinon in einem anderen Kerker hier unten auf. Er ist dort mit mir verabredet. Nur werde ich nicht kommen. Die Wachen hier sind mir wohlbekannt. Sie stehen allesamt in Diensten der Fragenden. Und die Fragenden legen großen Wert darauf, dass ich ihnen wohlgesinnt bin. Ich
werde also kommen und gehen, ohne dass man mich gesehen hat. Tarquinon hingegen nicht. Er ist jetzt, in der Stunde deines Todes, hier unten. Seinen Hass auf dich konnte jeder sehen, der auf dem Platz des heiligen Zorns zugegen war. Er wird es schwer haben, jemanden von seiner Unschuld zu überzeugen. Du hingegen wirst nach dem Wunder, dessen Zeuge wir werden durften, ganz gewiss deinen Platz unter den Heiligen unserer Kirche finden.«
    Honoré war klar, dass es vergebens wäre, bei Gilles um sein Leben zu betteln. Was waren die Ziele des Heptarchen? Macht? Noch weiter, als er aufgestiegen

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