Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
war, konnte man innerhalb der Kirche nicht mehr gelangen. Es konnte ihm einzig darum gehen, seine Stellung zu behaupten und vielleicht der Erste unter fast Gleichen zu sein.
»Es geht dir darum, die militärische Macht der beiden Ritterorden zusammenzufassen und unter deiner Kontrolle zu haben, nicht wahr?« Honoré sagte das nur, um einen Augenblick Zeit zu gewinnen.
Gilles machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten.
Der Henker packte Honoré und legte ihm geschickt ein Hanfseil um den Hals.
Der Primarch versuchte sich zu wehren, doch bevor er seine Finger zwischen die Schlinge und den Hals bekommen konnte, saß das Seil schon zu straff. »Es gibt noch einen dritten Orden«, stieß er japsend hervor.
»Du enttäuschst mich, Bruder. Das ist sehr billig.«
»Was glaubst du, wer das Tor nach Albenmark geöffnet hat? Der dritte Orden hat sich seit seiner Gründung darauf vorbereitet. Was glaubst du, woher meine Macht kommt, Wunden zu heilen? Es gibt noch mehr Männer und Frauen, die meine Fähigkeiten haben. Und wenn sie dich nicht unterstützen, dann wirst du niemals nach Albenmark gelangen.«
»Vielleicht ist das Geheimnis meines Erfolgs, dass mein
Ehrgeiz sich immer im Rahmen meiner Möglichkeiten orientiert hat. Ich glaube nicht an deinen dritten Orden, Bruder Honoré. Vielleicht bin ich ja einfältig, aber ich vermag mir nicht vorzustellen, dass es innerhalb unserer Kirche eine Gruppierung mit nennenswerter Macht geben könnte, von der ich nichts weiß. Du enttäuschst mich. Jetzt ist es genug.«
Die Schlinge zog sich enger um Honorés Hals. »Hat dein Darmleiden sich in den letzten Wochen verschlechtert?«
»Was?«
Das Hanfseil wurde ein wenig gelockert. Honoré nutzte sofort die Gelegenheit, um die Finger zwischen das Seil und seinen Hals zu bringen.
»Was weißt du von meiner Krankheit?«
Honoré zögerte. Er wusste so gut wie gar nichts. Zwei Bedienstete aus dem Haushalt des Heptarchen gehörten zu seinen Spitzeln, aber viel hatten sie ihm nicht verraten können. Nun galt es, aus dem Wenigen eine Lüge zu dichten, die für Gilles glaubwürdiger klang als die Wahrheit über den dritten Orden. »Wer heilen kann wie ich, Gilles, der kann auch Siechtum und vorzeitigen Tod bringen. Ging es dir schlechter, seit ich im Kerker sitze? Hattest du häufiger Durchfälle und Leibkrämpfe?« Honorés Worte waren reine Spekulation, doch wenn er es geschickt anstellte, hätte er den Heptarchen bald in der Hand. »In deinem Haushalt gibt es einen Mann, den du für loyal hältst. Er hat wie ich die Gabe zu heilen oder aber Krankheit und Siechtum zu bringen. Wenn ich sterbe, dann wird er befürchten, dass ich den dritten Orden verraten habe. Und um diese geheime Gruppe innerhalb unseres Ordens zu schützen, wird er dich ermorden.«
Gilles schnaubte verächtlich. »Warum bemühst du dich mit einer solchen Mär? Denkst du, ich würde dir glauben? Das klingt allzu weit hergeholt. Da wäre es doch einfacher, einen Giftmischer unter mein Küchenpersonal zu bringen. Und nehmen
wir einmal an, ihr hättet diese Macht, warum hast du mich und Tarquinon dann nicht einfach mit deinen zornigen Blicken getötet? Gleich nach deinem Wunder … Was für ein Auftritt wäre das gewesen!«
»Gegen Giftmischer kann man sich mit einem Vorkoster schützen. Gegen meinen Mann nicht. Sag mir doch einfach: Ging es dir schlechter in den letzten Tagen?« Honoré hoffte verzweifelt, dass sich die Aufregungen nachteilig auf den Gesundheitszustand des Heptarchen ausgewirkt hatten.
Das Hanfseil wurde fortgenommen. Honoré konnte zwar noch immer nicht sehr gut sehen, aber der Schattenriss, der über ihn gebeugt gestanden hatte, zog sich zurück. Hatte er tatsächlich Gilles’ wunden Punkt gefunden?
»Was hätte ich davon, dich am Leben zu lassen? Mein Preis wäre, darauf zu verzichten, die Oberhoheit über die vereinten Ritterorden zu gewinnen.«
»Du hast gesehen, wie ich mich geheilt habe, Bruder. Ich will dir nichts vormachen. Die Kraft, aus der ich dieses Wunder schöpfen konnte, hat sich aufgezehrt. Aber wenn wir nach Albenmark kommen, dann werde ich dich heilen. Du hast gesehen, wie elend ich war, dem Tod näher als dem Leben. « Er hob seine Linke und bewegte die vollkommen geheilten Finger, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Du weißt, jeder Feldscher und jeder Medicus hätte mir diese Hand abgenommen. Sie war nicht mehr zu retten. Ich gehe davon aus, dass du meinen Werdegang kennst. Es war nicht das erste Mal, dass
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