Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Krieger ließ die Waffe sinken. Er trat dicht vor Luc und sah ihn durchdringend an. »Wenn du sie wirklich liebst, warum bist du dann hier? Ist dir nicht klar, welch schreckliches Unglück du ihr bringen wirst? Sie ist eine verheiratete Frau! Und dies hier ist kein Land, in dem man den Ehebruch einer Frau für eine romantische Narretei hält.« Er seufzte. »Wenn sie ein Mann wäre … Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Schwierigkeiten du ihr bereitest? Auch für Königinnen gelten Gesetze. Sie wird nicht mehr die sein, die sie einmal war, wenn du auf diesen Pass hinaufreitest.«
»Ist sie noch die Königin, die du kanntest?« Luc hatte nur wenig gehört, aber das, was ihm zu Ohren gekommen war, hatte ihn zutiefst erschreckt. »Wie lange ist sie schon hier oben?«
Der alte Krieger senkte den Blick. »Fast drei Wochen.« Seine Stimme klang brüchig. »Sie wird …« Er schüttelte den Kopf. »Du hast recht.«
»Ich verspreche dir, ich werde sie zurück an den Königshof bringen. Sie wird nicht länger davonlaufen. Als wir Kinder waren, habe ich ihr geschworen, ihr Ritter zu sein. Ich werde sie genauso mit meinem Leben beschützen wie du und deine Krieger. Und wenn wir zurück sind bei Hof, dann wird nichts geschehen, wodurch ihre Ehre befleckt werden könnte!«
Der alte Krieger sah ihn auf seltsame Weise an. Dann schob er die Radschlosspistole unter seinen Mantel. »Ich glaube dir, dass du sie wirklich liebst, Junge. Und ich weiß, sie liebt dich auch. Das werdet ihr nicht verbergen können. Wenn ich dich zum Pass hinauflasse, wird eine Tragödie ihren Anfang nehmen.« Er winkte seinen Kriegern, und sie gaben den Weg frei.
Luc war überrascht. Sigurds Worte und Taten schienen nicht zusammenzugehen.
»Weißt du, Ritter, ich kenne die Heldengeschichten deiner Heimat nicht. Aber hier im Fjordland nehmen sie immer ein schlimmes Ende. Es muss an diesem Land liegen. An den Menschen, die es hervorbringt. Bitte sag mir, dass es in deiner Heimat anders ist.«
War der Hauptmann ihrer Leibwache verrückt? Doch er meinte offensichtlich ernst, was er sagte. »Ich habe geschworen, an ihrer Seite zu sein, wann immer sie mich braucht. Und ich weiß, sie braucht mich jetzt. Es ist, wie ich dir gesagt habe: Ich würde mein Leben für sie geben.«
Er ging zu seinem Hengst. Niemand hinderte ihn daran, in den Sattel zu steigen. Er wendete das Pferd, blickte in die Runde und ritt dann dem Pass entgegen. Dabei ging ihm der traurige Blick des Alten nicht aus dem Sinn.
AUFERSTANDEN VON DEN TOTEN
Erek traute seinen Augen nicht. Tief unten im Pass, dort wo die Nacht noch nicht dem beginnenden Morgen gewichen war, hatte er seinen Rappen gezügelt und beobachtete nun, was geschah. Einige Augenblicke lang hätte er darauf gewettet, dass die Mandriden den Ritter in Weiß einfach in Stücke hacken würden.
Er ballte die Fäuste in hilflosem Zorn. Sie ließen den Fremden hinauf auf den Pass, an den Ort, der ihm als dem Gatten der Königin verwehrt geblieben war. Es konnte nur eine Erklärung dafür geben. Erek hatte es schon befürchtet, als er den Ritter mit dem Blutbaum in seinem Wappenschild auf der Brücke gesehen hatte.
Er hatte Ollowain nach dem jungen Ritter gefragt und dann Appanasios. Beide hatten nur ausweichend geantwortet. Er hatte das Mitleid in ihren Blicken gesehen. Dies musste Luc sein.
Erek hatte sich an den Brief geklammert, den Gishild erhalten hatte, die Nachricht vom Tod ihrer großen Jugendliebe. Das konnte doch kein Irrtum gewesen sein! Die Elfen hatten damals nicht geleugnet, dass es diese Hinrichtung gegeben hatte. Woher kam Luc? War er von den Toten wiederauferstanden?
Erek wünschte sich in die Grube zurück. Auf den Pfahl aufgespießt zu sein, war leichter zu ertragen gewesen. Warum strafte Luth ihn so hart? Er blickte zum Himmel hinauf, der im zarten Rosa des ersten Morgenlichts erstrahlte, als wollten die Götter ihn verhöhnen. Die Wochen, die er mit Gishild gehabt hatte, bevor sie diesen verfluchten Brief erhalten hatte, waren die beste Zeit seines Lebens gewesen. Warum hatte
Luth ihn vom Glück kosten lassen, nur um ihm jetzt lächelnd den Schierlingsbecher zu reichen?
Erek ließ die Zügel locker. Sein Rappe würde auch allein den Weg zurück nach Firnstayn finden. Er war ein Geschenk Gishilds. Ein Elfenpferd. Kein anderes Tier hätte Luc auf dessen halsbrecherischem Ritt durch die Nacht folgen können.
Erek wünschte sich, er hätte ein schlechteres Pferd gehabt und ihm wäre versagt geblieben
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