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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zu sehen, wie Luc durchgelassen wurde.
    Er würde sich betrinken, überlegte der König. Und vielleicht würde er eine der Baderinnen vom Fischmarkt kommen lassen. Sie waren sehr diskret, hatte er gehört. Und sehr einfühlsam.
    Der König fluchte. Nein, das hatte er in all den Monden, die Gishild ihn zurückgewiesen hatte, auch nicht getan. So tief würde er nicht sinken! Er würde um sie kämpfen. All das, was in den letzten Wochen geschehen war, konnte doch nicht in einem Augenblick vergehen. Ihre Gefühle waren echt gewesen. Sie liebte ihn!

DER WOLKENSPIEGELSEE

    Luc blickte auf einen weiten See. Er lag nur wenig unterhalb des Passes. Schneebedeckte Berge rahmten ihn ein; ihre Flanken fielen fast senkrecht zum Wasser hin ab. Zwei breite Gletscherzungen mündeten in den Bergsee. Die erste Morgensonne badete die eisige Szenerie in warmes Licht.

    Luc fröstelte es. Das Wasser war unbewegt wie ein riesiger Spiegel. Schwarzer Sand und Geröll ließen den schmalen Uferstreifen öde und trostlos erscheinen. Dieser Ort war nicht für Menschen erschaffen, ging es Luc durch den Kopf. Und er fragte sich, wie Gishild es hier oben fast drei Wochen lang hatte aushalten können.
    Er ritt zum Ufer hinab und suchte nach Spuren. Alles hier oben wirkte unberührt. Kein Fußabdruck fand sich im Sand, keine Feuerstelle. Nichts!
    Unheimliche Stille lag über dem See. Kein Vogel zeigte sich am Himmel. Wo war Gishild?
    Nach Westen hin war das Ufer von Felstrümmern übersät. Nach Osten wurde es schon bald von einer Felswand abgeschnitten. Am gegenüberliegenden Ufer erhob sich ein großer, roter Felsen, der entfernt an einen Turm erinnerte. Dort schien es einige Felsnischen und Höhlen zu geben. Aber um dorthin zu gelangen, musste man den See durchschwimmen. Luc schätzte, dass er etwa eine halbe Meile breit sein musste.
    Der Ritter saß ab. Er schreckte davor zurück, in der feierlichen Stille Gishilds Namen zu rufen. Es war lächerlich! Jahre hatte er darauf gehofft, sie endlich wiederzusehen, und nun brachte er nicht einmal ihren Namen über die Lippen!
    Er begann zwischen den Felsen zu suchen. Systematisch arbeitete er sich vor.
    Die Sonne trat hinter den Bergen hervor. Ihr Licht brachte keine Wärme. Ein lautes Platschen schreckte Luc aus seinen Gedanken. Von einem der Gletscher hatten sich Eisbrocken gelöst und waren in den See gestürzt. Wellen schwappten an das schwarze Ufer.
    Nahe beim Wasser fand er einen großen Felsen, in dessen windabgewandte Seite eine Nische gebrochen worden war. Seine Finger tasteten über den Stein. Deutlich waren die Spuren
von Meißeln zu erkennen. Diese Nische war von Menschenhand geschaffen. Er fand einige Holzsplitter und dünne Äste im Geröll. Ein paar Stücke Holzkohle verrieten, dass dies einmal ein Lagerplatz gewesen war, aber ganz offensichtlich war er schon lange nicht mehr benutzt worden.
    Luc suchte noch mehr als eine Stunde. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er zu dem verlassenen Lagerplatz zurückkehrte. Er blickte auf das Wasser hinaus. Wo war sie? Er begann sich Sorgen zu machen. War sie geflohen? Das passte so gar nicht zu der Gishild, die er kannte. Und wohin hätte sie gehen sollen? Das gegenüberliegende Ufer konnte man nur erreichen, wenn man durch den See schwamm. Und was lag dahinter? Nach allem, was er gehört hatte, gab es dort nur ödes Bergland und irgendwo, verborgen in einem Berg, eine große Festung der Trolle.
    Auf den See hinauszublicken, beruhigte ihn. Himmel, Berge und Gletscher betrachteten in dem Wasser ihr Ebenbild wie in einem riesigen Spiegel. Eine stille Magie ging von diesem Ort aus, die tief an die Seele rührte. Hier hatte sich in Jahrtausenden nichts verändert. Ein Menschenleben war nur ein Atemzug angesichts der Ewigkeit der Berge.
    Plötzlich zerbarst der Spiegel. Etwas Rotgoldenes war durch die Wasseroberfläche gestoßen. Nackte, weiße Schultern wurden von langem Haar umspielt.
    Luc stand auf und trat ans Wasser. Die Schwimmerin hatte ihn noch nicht bemerkt. Woher war sie gekommen? Seit dem Morgengrauen war niemand außer ihm am Ufer gewesen. Wie eine Meerjungfer schien sie vom Grund des Sees aufgestiegen zu sein und schwamm mit kräftigen Zügen.
    Langsam erhob er sich, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Trotz all der Jahre, die vergangen waren, hatte er sie auf den ersten Blick erkannt.
    Er schien wie unter einem Zauberbann zu stehen. Wie ein
Schlafwandler ging er auf das Ufer zu. Eiseskälte griff nach seinen Knöcheln, als er in das

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