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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zu werden. Und dann hetzt man ein paar Bärenbeißer auf ihn, die ihm den Kopf zerfleischen. Die Bestrafung der Frauen dauert länger und ist deutlich grausamer.«
    Luc atmete langsam aus. Was für ein verfluchter Haufen von Barbaren!
    »Ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte Gishild gereizt. »Bevor du dir ein Urteil über mein Volk erlaubst, denk einmal daran, was die Fragenden mit ihren Opfern anstellen.«

    »Aber das sind Ketzer und Verräter«, wandte Luc ein.
    »Ach, ich vergaß. Das ist natürlich etwas völlig anderes. Da ist jede Grausamkeit gerechtfertigt. Schließlich geht es um das höhere Wohl der Kirche und um die Ehre Tjureds.«
    »Genau«, entgegnete Luc und hätte sich, kaum dass das Wort über seine Lippen gekommen war, am liebsten die Zunge abgebissen. Er hatte ganz vergessen, wie ironisch sie manchmal sein konnte.
    Gishild brach in schallendes Gelächter aus. »Du bist noch immer wie früher.«
    Aber ihr Lachen war nicht mehr das warme, nicht verletzende Lachen. Es hatte etwas Bellendes, Wildes. Es war das Lachen einer Verzweifelten.
    »Du bist einer von ihnen, Luc, aus tiefstem Herzen. Und du liebst mich. Auch das aus tiefstem Herzen. Wie hältst du das aus? Zerreißt es dir nicht das Herz?«
    Er nickte. »Ja, manchmal fühlt es sich so an.«
    »Sieh dich um, Luc. Dies hier sind die Reliquien meiner Familie. Jedes Stück, das du siehst, ist mit mir verbunden. In jedem Tal dieses Landes haben meine Ahnen ihr Blut vergossen. Die meisten Geschichten, die ich dir erzählen könnte, enden tragisch. Aber sie haben nie aufgegeben. Ich bin die letzte von ihnen. Und auch mir wird es bestimmt sein, mein Blut hier zu vergießen. Du kennst die Heere, die deine Kirche gesammelt hat, besser als ich. Ich glaube nicht, dass ich diesmal noch siegen kann. Aber ich weiß, ich werde nicht aufgeben zu kämpfen. Selbst dann nicht, wenn ich mich allein der Invasion entgegenwerfen muss. Wenn du an meiner Seite bleibst, dann kannst du nur auf Blut und Tränen hoffen. Und wenn wir zurück in Firnstayn sind, müssen wir unsere Liebe verbergen. Diese Liebe würde mein Königreich zerstören. Sie darf nicht sein. So sehr ich sie mir wünsche. Komm, ich muss dir noch etwas zeigen!«

    Sie ging in den hinteren Teil der Höhle. Dort deutete sie auf ein Loch im Felsen, das von Hunderten goldenen Spinnen umgeben war. Fast sahen die Tiere in dem Bernsteinlicht lebendig aus. Luc staunte über die Kunstfertigkeit des Handwerkers, der dies erschaffen hatte. So zart waren die Beine der Spinnen! Onyxsplitter waren ihre Augen. »Hinter diesem Durchgang liegt eine Höhle, die Luth, dem Schicksalsweber, geweiht ist. Es ist der Ort, an dem ich die letzten Wochen verbracht habe. Ein Ort, der schöne Träume schenkt, wenn man an etwas Schönes zu denken vermag. Doch trägst du Dunkelheit im Herzen, so wirst du dort dem Wahnsinn verfallen.«
    »Traust du mir nicht?«
    »Hätte ich Grund dazu?«
    Sie sagte das so entwaffnend offenherzig, dass Luc sich schämte, gefragt zu haben. Er bückte sich. Der Durchgang war beklemmend eng. Wie in einem Trichter rückten die Wände immer näher zusammen. Seine Schultern schrammten am Felsen entlang. Purpurnes Licht schlug ihm entgegen und veränderte alle Farben. Die Höhle, die er nun erreicht hatte, war wie ein großes, unregelmäßiges Ei geformt. Aus ihren Wänden wucherten purpurne Kristalle. So dicht saßen sie, dass kein Stück Fels mehr zu sehen war. Jemand hatte Trittsteine gesetzt, die sich wie Stelzen zwischen den Kristallen erhoben. In der Mitte der Höhle stand ein hölzernes Gerüst, auf dem Decken und Felle lagen.
    Luc setzte vorsichtig den Fuß auf den vordersten Stein. Er trug ihn. Langsam tastete er sich weiter und stieg dann die kurze Leiter zu dem Gerüst hoch. Die Höhle war nicht sehr groß. Sie maß vielleicht drei und einen halben Schritt. Die Schlafstatt beherrschte ihr Inneres.
    Luc vermochte nicht zu sagen, woher das Licht kam, das die Kristalle aufleuchten ließ. Es roch nach Fellen, verschüttetem Wein und Schweiß.

    Das Holzgerüst knirschte bedenklich, als er sich darauf niederkniete. Die Decke war zu niedrig, als dass er sich hätte aufrichten können. Gishild folgte ihm.
    »Hier habe ich von dir geträumt, Luc. Als es hieß, du seiest tot, da ist meine Welt zerbrochen. Ich kam hierher, um mich in der Höhle meiner Ahnen an meine Pflicht zu erinnern und neue Kraft zu schöpfen. Doch stattdessen habe ich mich hier verkrochen. Ich habe die meiste Zeit geschlafen. Und von

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