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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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etwas gemerkt? Auf der ganzen Reise hatte er die Ruderer nur zweimal bei relativ ruhiger See Dienst tun lassen. Sie wären nicht in der Lage gewesen, die Galeasse zu retten. Fast alle Männer, die man in der Nacht, bevor sie ablegten, an
Bord gebracht hatte, waren erprobte Seesoldaten, auch wenn sie sich als Ruderer ausgegeben hatten. Juan wusste, dass es so war. Die neue Komturin hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt. Aber warum sie dies tat, hatte sie nicht gesagt. Es ergab einfach keinen Sinn.
    Normalerweise war eine Galeasse mit etwa zweihundert Ruderern und hundert Seesoldaten besetzt. Dazu kamen noch Seemänner, die die Segel bedienten, und Kanoniere. Erwartete man ein Gefecht und hielt sich nahe eigener Häfen auf, mochten auch mehr Seesoldaten an Bord sein. Auf dieser Fahrt waren hundertfünfzig der Ruderer in Wahrheit Arkebusiere, Pikeniere oder Schwertfechter. Dazu kamen noch einmal hundertfünfzig reguläre Soldaten. Ihre Kampfkraft war also dreimal so hoch, wie man erwarten mochte. Der kleine Frachtraum war voller Waffenkisten und Munition gewesen. Das alles lagerte nun trocken an Land. Die Männer waren ausgerüstet und bereit. Aber bereit wozu?
    Als Invasionsstreitmacht waren sie viel zu schwach. Nicht einmal die kleine Hafenstadt Aldarvik, die nur ein Stück nördlich lag, hätte Juan mit dieser Streitmacht erstürmen können.
    »Wir haben noch für drei Tage Proviant und Wasser«, sagte Sibelle ungefragt.
    Juan nickte nur. Das war ihm bestens bekannt. Er deutete den Strand hinauf. »Dort kommen unsere Freunde wieder. «
    Drei hochrädrige Karren, gezogen von riesigen Gäulen, waren zwischen den Dünen eine halbe Meile nördlich erschienen. Juan winkte zwei Männern, ihm als Eskorte zu folgen. Er ließ nicht zu, dass sich die Fjordländer seinem Dünenfort auf mehr als fünfhundert Schritt näherten. Es war nicht nötig, dass sie vor der Zeit entdeckten, wie er sich auf das Unvermeidliche vorbereitet hatte. Die Schiffsgeschütze waren
nachts an Land geschafft worden. Und in der Schiffsladung hatten sich ein paar Kisten befunden, deren Inhalt Juan bewiesen hatte, dass ihr Capitano weder unfähig noch verrückt gewesen war. Vermutlich hatte er geheime Befehle gehabt, so wie er sie hatte.
    Der drahtige Soldat trat aus der Deckung der kleinen Bastion, die den einzigen Zugang zu seinem Dünenfort sicherte. Er folgte dem fast unsichtbaren Pfad, der in verrückten Kehren durch den Sand führte. Seine Eskorte, eine Fechterin und ein in die Jahre gekommener Arkebusier, achtete sorgfältig darauf, in seiner Spur zu bleiben.
    Der Anführer der Fjordländer war in nass glänzendes Ölzeug gekleidet. Er hatte seinen breitkrempigen Hut tief ins Gesicht gezogen. Eine schillernd rote Feder am Hut war der einzige Farbtupfer der massigen, schwarzen Gestalt. Sein Gesicht blieb im Schatten der Krempe verborgen.
    »Hattest du Lust auf einen längeren Spaziergang, oder was sollte das gerade, Capitano?«
    Der Fjordländer hatte eine Stimme, wie man sie haben mochte, wenn man sein halbes Leben in üblen Spelunken verbrachte, um in dunklen Ecken raunend zweifelhafte Geschäfte abzuwickeln. Juan wusste, dass dieser Küstenstreifen verrufen war, nur von Schmugglern und Strandräubern bevölkert zu sein.
    »Heute ist der Tag des heiligen Raffael, und wir ehren unseren Gott Tjured, indem wir uns für alles ein wenig mehr Zeit nehmen und nichts geradlinig oder auf naheliegende Weise erledigen«, log Juan, ohne zu zögern.
    Der Fjordländer stieß einen knurrenden Laut aus. »Dann komme ich wohl besser morgen wieder.« Er hob die Hand und drehte den ausgestreckten Zeigefinger in der Luft. Seine Männer begannen die großen Pferde in Bewegung zu setzen und die Karren zu wenden.

    »Warte! Das heißt nicht, dass ich heute keine Geschäfte machen würde. Es war nur meine Art, dich zu warnen, dass du ein wenig mehr Geduld haben solltest.«
    »Sehe ich aus wie ein geduldiger Mann?«
    »Ich biete dir hundert Goldstücke für jeden Karren mit Lebensmitteln. «
    »Das ist mir zu geradlinig.« Er lachte leise. »Du wirst mir vielleicht nicht glauben, aber ich bin ein sehr vorsichtiger Mann. Wie die Dinge stehen, wird dein Gott bald meine Götter vertreiben. Da möchte ich es mir doch nicht jetzt schon mit ihm verscherzen, indem ich die Bräuche zu Ehren des heiligen … Wie hieß er auch gleich?«
    »Raffael …« Juan war klar, dass sein Gegenüber ihn durchschaut hatte. Er wusste nicht einmal den Namen des Mannes. Aber er herrschte hier.

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