Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
sie von ihren Jahren unter den Rittern unbedingt behalten: die Disziplin, inmitten der Schlacht einen kühlen Kopf zu bewahren. So kämpften Sieger!
Sie wandte sich vom Gemetzel mit den Schwarzen Reitern ab. Sie hatten sich geopfert, um ihren Kameraden in den Booten Zeit zu erkaufen. Die meisten Drusnier und Kentauren kämpften mit der kleinen Schar. Aber die Elfen waren anders. Sie hielten sich zurück und warteten. Sie beobachteten sie.
»Zum Strand!«, rief Gishild. Sie ritt einem Reiter entgegen, der gerade erst ans Ufer gekommen war. Der Krieger war noch benommen vom Kampf gegen die See.
Die Königin täuschte einen Schlag auf den Kopf an. Als der Mann matt den Arm hob, änderte sie die Richtung ihres Angriffs und stach ihm durch die ungeschützte Achsel. Die Klinge glitt glatt aus der Wunde zurück. Blut spritzte pulsierend über den blausilbernen Stahl. So zu töten hatte sie auf der Ordensburg gelernt. Sie wusste um die große Ader, die man mit einem Stich durch die Achsel treffen konnte. Viele Stunden hatten sie im Hospiz verbracht. Sie hatten Wunden verbunden und Verletzungen studiert. Hatten gelernt, wie man Menschen heilte und wo sie besonders verletzlich waren. Doch jede Stunde Unterricht war im Grunde nur einem Ziel gewidmet gewesen: zu lernen, wie man im letzten Krieg siegt. Mit allen Mitteln. Und all diese Mittel würde sie gegen die Diener Tjureds einsetzen!
Sie sah auf die See hinaus. So viele Schiffe.
Ihre Maurawan schossen einen Trupp aus Arkebusieren zusammen, der sich am Strand formieren wollte. Der Schaum, der mit der Flut ans Ufer spülte, war rot von Blut.
Auch der Kampf mit dem ersten Trupp der Schwarzen Reiter war entschieden. Die Kentauren und Drusnier wandten sich dem Ufer zu und jagten die Männer und Frauen, die angelandet waren. Aus einigen Booten schlug ihnen Arkebusenfeuer entgegen.
Gishild sah die Gestalten in den schwarzen Rüstungen, die reglos im hellen Sand lagen. Sie musste vergessen, dass sie in Valloncour einmal Freunde gehabt hatte. Freunde kamen nicht mit blankem Schwert in der Hand, um einem das Land zu stehlen.
Sie ritt zu den Maurawan. »Habt ihr Brandpfeile?«
Eine junge Elfe, die sich das Gesicht mit einem rotbraunen
Pflanzenmuster bemalt hatte, blickte zu ihr auf. »Was sollen wir brennen lassen?«
Gishild sah zu den großen Transportschiffen. Dort standen die Soldaten dicht gedrängt an der Reling. Sie sollte befehlen, auf die Schiffe zu schießen, die noch nicht begonnen hatten, ihre Truppen anzulanden. Das Gedränge würde die Löscharbeiten behindern. Und dort war der größtmögliche Schaden anzurichten. Ein Satz aus einem der Bücher, aus dem Lilianne de Droy gern zitiert hatte, ging ihr wieder durch den Kopf: Krieg ist Mathematik. Ignazius Randt hatte das geschrieben. Als Novizin hatte sie Lilianne gleichermaßen gehasst und bewundert.
Sie deutete mit der Spitze des Schwertes auf einen der Transporter. Für Lilianne wären das gewiss nur Zahlen, deren Summe zuletzt über Sieg und Niederlage entschied. Für sie waren es Feinde. Wenn sie sie jetzt schonte, würden dafür an einem anderen Tag mehr von ihren Leuten sterben.
»Könnt ihr das große Transportschiff dort hinten treffen?« Die Maurawani prüfte den Wind. »Es ist weit. Ein schwieriger Schuss.«
»Alle Bogenschützen sollen ihr Feuer auf dieses Schiff vereinen. Schießt, bis es in hellen Flammen steht. Und dann wählt einen anderen Transporter, der noch nicht damit begonnen hat, Soldaten anzulanden.«
»Ich verstehe.« Die Elfe lief zu den übrigen Maurawan. Sie entzündeten ein Feuer am Strand.
Einige Boote schaukelten führerlos in der Brandung. Ihre Reiter hatten sie noch im Wasser angegriffen und alle an Bord niedergehauen, bevor auch nur einer der Soldaten einen Fuß an Land setzen konnte.
Die übrigen Boote blieben auf See. Sie hielten sich außer Reichweite. Vereinzelte Schüsse fielen, aber in der Dünung war es unmöglich zu zielen. Solange die Boote ihre menschliche
Fracht nicht ans Ufer brachten, gab es für die Männer an Bord der großen Transportschiffe keine Möglichkeit, dem Feuersturm zu entkommen, den die Maurawan entfachen würden.
Schon flogen die ersten Pfeile in steilem Bogen der Karracke entgegen. Die Elfen hatten gut gezielt. Ihre Geschosse trafen hoch in die Segel. Der Regen hatte nachgelassen. Schon fingen die ersten Segeltücher Feuer.
Yulivee kam zu ihr hinüber. »Bist du zufrieden?«
Die Königin blickte über den Strand. Die Männer und Frauen aus
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