Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
blickte zum Ufer. Der Strand war keine hundertfünfzig Schritt entfernt. Näher konnte sich die Karracke nicht an die Küste wagen, auch wenn sie einen flachen Rumpf hatte und für den Einsatz in seichten Küstengewässern gebaut war.
    »Wir sehen uns bei den Türmen von Valloncour!«, rief der junge Ritter und gab seiner Stute die Sporen. Seite an Seite mit Esmeralda preschte er die Rampe hinab.
    Die graue Stute warf den Kopf zurück, als sie ins Wasser klatschte. Raffael konnte spüren, dass sie keinen Grund unter den Hufen fand. Mit allen Kräften schwamm sie dem Ufer entgegen. Er selbst war bis zu den Hüften im Wasser. Unablässig murmelte er seine Bitten an den heiligen Raffael, und er schwor sich, dass er nie wieder einen Fuß auf ein Schiff setzen würde. Jedenfalls nicht auf eines, dem eine riesige
Klappe in den Rumpf geschnitten war, über die man Trottel wie ihn an einem stürmischen Herbstmorgen in eisiges Meerwasser jagte.
    Als die Stute endlich festen Boden unter die Hufe bekam, wagte er es zurückzublicken. Fünf Schiffe hatten Rampen herabgelassen und spien Reiter aus. Dutzende Ruderboote, dicht besetzt mit Pikenieren, Arkebusieren und Fechtern, eilten dem Strand entgegen.
    Raffael sah, wie ein brauner Hengst auf der Rampe des benachbarten Schiffs ins Rutschen kam. Er knickte einfach seitlich weg und riss noch zwei weitere Pferde mit sich. Der Ritter sah weg. Ihm war klar, was es bedeutete, selbst in einer leichten Rüstung aus dem Sattel in die See zu stürzen.
    Wasser quoll über die Stulpen seiner Stiefel, als er die Stute mit leichtem Schenkeldruck ein Stück den Strand hinauftrotten ließ. Nicht zurücksehen, dachte er immer wieder. Du lebst. Den anderen kannst du nicht helfen.
    Er dachte an die Besprechung am Vorabend zurück. Michelle hatte ihnen klare Befehle gegeben. Es war wichtig, sich daran zu halten. Nicht nachdenken … Einfach nur den Befehlen folgen. Er war ein Ritter. Er musste den anderen Männern ein Vorbild sein!
    Raffael zog den schweren Reitersäbel und deutete nach links. »Eine Reihe bilden!« Er war erleichtert, dass man den inneren Aufruhr seiner Stimme nicht anmerken konnte. Er hörte Hufschlag hinter sich. Die meisten würden es schaffen, dachte er. Bestimmt! Aber wetten würde er darauf nicht.
    Die neuen Reiter sahen in ihm einen Veteranen, genauso wie in Esmeralda. Sie hatten zwei Jahre in Drusna gekämpft. Die meisten Krieger wurden nach einem Jahr abgelöst, um friedlichen Garnisonsdienst irgendwo im Süden zu leisten. Er hatte sich mit Esmeralda noch einmal gemeldet. Sie hatten zusammen mit Jerome gefochten. Der Ritter war eine lebende
Legende im Orden. Er hatte die Schwarze Schar in unzählige Gefechte geführt. Allein unter ihm gedient zu haben, machte sie beide für die Rekruten schon zu Veteranen.
    Endlich fasste er sich ein Herz und blickte zurück. Kanonendonner rollte über den Strand. Die Flotte hatte mit der Beschießung der Hafenfestung begonnen. Immer mehr schwarz gewappnete Gestalten kämpften sich aus den Fluten an den Strand. Die Männer und Frauen schlossen wacker zu ihm auf.
    Esmeralda preschte den Strand entlang und rief Befehle.
    Das Licht war noch nicht gut. Die Stadt am Strand war nur ein schwarzer Schatten. Es regnete in Strömen. Aber Raffael war so froh wie schon lange nicht mehr. Er hatte es überstanden! Seine Hosen waren nass, das Pferd noch immer halb verrückt vor Angst, aber das Schlimmste war geschafft.
    Verwundert sah er, wie die Stadt einen Schatten gebar. Eine lange, schwarze Linie, die wie der Fangarm eines Tintenfisches nach ihren Opfern greifen wollte.
    Raffael spürte die Kälte des Herbstmorgens seinen Rücken hinaufkriechen. Reiter! Wie konnten die verdammten Fjordländer so schnell reagieren? Hatten sie von der bevorstehenden Invasion gewusst?
    Der Länge der Kolonne nach zu urteilen, kamen ihnen mindestens zweihundert Feinde entgegen. Sie durften es nicht bis zum Strand schaffen! Die Truppen landeten zersplittert in kleinen Einheiten. Jetzt waren sie leicht zu besiegen. Und die Schiffe konnten ihnen keine Unterstützung geben. Auf den massigen Transportern gab es keine schweren Geschütze, deren Reichweite Schüsse bis hin zum Strand erlaubt hätte.
    »Folgt mir!« Der junge Ritter hob die schwere Klinge. Dann preschte er der schwarzen Linie entgegen. Sie mussten den Feind aufhalten. Esmeraldas Worte kamen ihm in den Sinn.
Ich fürchte, zu den wichtigsten Eigenarten von Rittern gehört es, dass sie sich ohne zu zögern an jene

Weitere Kostenlose Bücher