Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
eine Galeasse«, erwiderte Gishild. »Ein sehr großes Schiff. Als Novizin war ich auf … Niemand gibt so ein Schiff auf.«
»Eine Galeasse als Preis für den Kopf einer Königin. Das scheint mir kein schlechter Tausch zu sein.«
Ein korpulenter Mann drängte sich durch die Menge. Er sah dem Jarl Guthrum ähnlich, den sie in ihrem Thronsaal im Duell besigt und dann verbannt hatte. »Herrin, es landen Truppen im Norden der Stadt! Bitte, vergiss die Fehde zwischen unseren Sippen. Rette Aldarvik!«
»Wir müssen fliehen, bevor sie die Stadt einkreisen«, drängte Yulivee.
Gishild wusste, dass es vernünftig wäre, auf die Elfe zu hören. Doch wenn sie jetzt davonlief, wäre die Moral ihrer Untertanen vernichtet. Wer sollte im nächsten Jahr einer Königin in den Krieg folgen, die gleich beim ersten Gefecht, das in ihrem Land geführt worden war, vor den Feinden Reißaus genommen hatte?
»Wir besetzen den Strand! Im Augenblick der Landung können wir sie vielleicht zurückschlagen. Dies wird das letzte Mal sein, dass sie ihre Übermacht nicht nutzen können. Folgt mir!«
DIE EIGENARTEN VON RITTERN
Das große Transportschiff schaukelte stark in der Dünung. Die Ladeluken waren geöffnet, um Licht hinab auf das Pferdedeck zu lassen. Es stank erbärmlich hier unten. Die Tiere waren völlig verängstigt; sie spürten die nahende Gefahr. Raffael blickte auf die große Laderampe, die noch ein Teil der Bordwand war. Seemänner lösten die Sperrriegel, die die Rampe hielten. Ihr Rand war mit besonders behandelten Tüchern eingefasst. Irgendein Wasser abweisendes Zeug, das den Rumpf dicht hielt. Raffael erinnerte sich, den Namen dafür vor langer Zeit auf der Windfänger gelernt zu haben. Vor einer Ewigkeit, als sie noch Kinder gewesen waren und die Welt noch nicht aus den Fugen geraten war.
In wenigen Augenblicken würde die Rampe herabgelassen werden, und dann würde er zu den Ersten gehören, die ins Heidenland ritten. In das Königreich, über das das kleine, blonde Mädchen herrschte, mit dem er vor so vielen Jahren gemeinsam im Weihbecken in Valloncour gestanden hatte.
»Angst?« Esmeralda lächelte ihn selbstsicher an. Mit ihrer mächtigen gebogenen Nase sah sie aus wie ein Raubvogel. Sie schien tatsächlich Spaß an diesem verrückten Angriff zu haben.
»Natürlich habe ich Angst! Keine Angst zu haben, wäre ja wohl nicht normal!«
Sie grinste. »Ich fürchte, zu den wichtigsten Eigenarten von Rittern gehört es, dass sie sich ohne zu zögern an jene Orte begeben, von denen gewöhnliche Menschen schreiend flüchten. «
»Warum hat mir das nur keiner gesagt in der Nacht, als ich mich entscheiden musste, die goldenen Sporen zu wählen?«
»Weil du auf dieses Schiff gestiegen bist, obwohl du wusstest, dass du die ganze Überfahrt lang dein Essen großzügig mit den Fischen teilen würdest. Weil du dich freiwillig für die erste Angriffswelle gemeldet hast …«
Raffael zeigte auf die Rampe. »Wenn ich gewusst hätte, wie wir von Bord gehen würden, hätte ich keinen Fuß auf dieses verfluchte Schiff gesetzt!«
Der schwere Rumpf hob und senkte sich in der Dünung. Und Raffael konnte spüren, wie sich sein Magen mit dem Schiff hob und senkte. Er biss die Zähne zusammen und blickte hinauf zu der großen Ladeluke. Rinnsale von Regenwasser tropften auf das Pferdedeck hinab. Die Wände der Boxen waren mit dickem, abgestepptem Stoff gepolstert. Die meisten Tiere hatten die Überfahrt gut überstanden, obwohl sie fast die ganze Zeit gegen schwere See anzukämpfen gehabt hatten.
Die Seeleute machten sich inzwischen mit Stemmeisen an der Rampe zu schaffen. Fluchend kämpften sie mit der Abdichtung, bis sich plötzlich ein Spalt in der Bordwand auftat.
Raffael tastete nach den Amuletten, die an den Zügeln seiner Stute hingen, und betete zum heiligen Raffael, seinem Namenspatron, der einst bei der Eroberung der Hafenstadt Iskendria sein Leben gelassen hatte.
»Aufsitzen!«, rief Esmeralda.
Raffael schwang sich in den Sattel. Seine Stute tänzelte unruhig. »Wollen wir wetten, dass sich die Hälfte der Gäule, die wir über die Rampe jagen, die Beine bricht?«
Esmeralda lachte leise. »Mit dir wetten, Raffael?« Sie zog die Zügel stramm. Ihr schwarzer Hengst versuchte auszubrechen.
Mit einem Laut, der an ein Stöhnen erinnerte, sank die Rampe in die See hinab. Holzlatten waren darauf quer genagelt, um den Hufen der Pferde wenigstens ein kleines bisschen Halt zu geben. Gischt spritzte über das Holz. Raffael
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