Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
war alles, was von der Neuen Ritterschaft geblieben war. Ihre Banner hatte ihnen der Orden vom Aschenbaum geraubt, ebenso wie ihre Schiffe und Festungen. Nur das war noch geblieben.
Er nahm den Brustpanzer und wischte den Schmutz von seinem Wappen. Einige seiner Ritterbrüder hatten in ihrer Wut und Verzweiflung nach der Auflösung des Ordens die Emailleschilde von ihren Brustpanzern geschlagen. »Wirst du mir helfen, Esmeralda?«
»Was stellst du dir vor? Dass wir uns schützend vor die Barbaren stellen, die sich hinter ihren Festungswällen verschanzt haben?«
Raffael hielt ihrem zornigen Blick stand. »Genau das. Wenn die Wälle fallen und der Sieg errungen ist, dann kommt die Stunde der Mörder und Ritter. Ich weiß ganz sicher, auf welcher Seite ich stehen werde.« Er strich über den Blutbaum in seinem Wappen. »Sie haben uns in Valloncour zu Rittern erzogen. Wir sollen in allem ein Vorbild sein. Die besten Fechter und Schützen. Die Mutigsten im Angriff. Aber das ist nicht
alles. Wir sind auch die Gerechten, die die Regeln des Krieges nicht verletzen werden. Ich glaube, was in Albenmark geschah, hat zum Sturz unseres Ordens geführt. Dort haben unsere Anführer aufgehört, Krieg nach unseren Regeln zu führen. Und Tjured hat unseren Orden dafür bestraft.«
»Ja, alles wofür wir gekämpft haben, gibt es nicht mehr!«, stimmte ihm Esmeralda zu.
»Aber das entscheiden doch wir. Der Ordensmarschall vom Aschenbaum kann mir gewiss mein Leben nehmen, aber nicht meine Ehre. Die kann nur ich allein durch meine Taten zerstören. Und die Neue Ritterschaft wird erst dann vernichtet sein, wenn die Letzten von uns gestorben sind oder ihre Ehre verkauft haben. Unsere Banner und Burgen sind dahin. Aber viel mehr als das zählen unsere Taten. Sie werden bestimmen, wie die Kinder Tjureds uns in Erinnerung behalten. Hilf mir, den Schmutz von unseren Wappenschilden zu wischen. Der Krieg um das Fjordland wird der letzte Krieg sein, den die Kirche führt. Hier wird entschieden, ob man unserer als Helden gedenkt oder als einem verlorenen Haufen, angeführt von verräterischen Ketzern.«
SCHIFFE ZÄHLEN
Sigurd kniete neben dem Mann nieder, dem sie neben der Feuergrube in der Festhalle ein Lager bereitet hatten. Er hatte keine Nase mehr und auch einen halben Fuß verloren. Er kannte seinen Namen nicht. Der Fremde hatte kaum die Kraft
zu reden. Die wenigen Worte, die er hervorzubringen vermochte, waren Wichtigerem vorbehalten.
Vor drei Tagen hatten Jäger ihn auf dem Wehrberg nahe Firnstayn gefunden, wo er sich in den Ruinen eines alten Gehöfts verkrochen hatte. Er war der einzige Überlebende von drei Boten, die Aldarvik verlassen hatten. Der Mann hatte schon mit einem Fuß in den Goldenen Hallen gestanden. Allein der Zauberkraft Morwennas war es zu verdanken, dass er noch lebte.
Sigurd blickte in die Runde der Männer und Frauen, die um ihn versammelt standen. Alle Anführer ihrer Verbündeten waren gekommen und auch die wenigen Jarls, die der verfrühte Wintereinbruch in Firnstayn festgehalten hatte.
»Er hat Aldarvik vor zweiundzwanzig Tagen verlassen«, sagte Sigurd. »Da lebte Gishild noch.«
Er sah, wie sich Ereks Hände zu Fäusten ballten. Er wusste, wie der Junge sich fühlen musste. Er selbst machte sich die größten Vorwürfe, nicht gegen ihren Willen mit ihr geritten zu sein.
»Ich verstehe nicht, warum sie keinen der Maurawan geschickt hat.« Der Elfenfürst Ollowain strich sich nachdenklich über das Kinn. »Weder der Schnee noch die Berge hätten sie aufhalten können. Sie wären innerhalb weniger Tage hier gewesen.«
Sigurd räusperte sich. »Sie hat gar keinen Boten geschickt. Dieser Mann kommt vom Jarl von Aldarvik.«
»Ich verstehe das nicht«, murmelte der Elf.
»Kennst du sie denn immer noch nicht?«, ereiferte sich Tiranu. »Sie ist eine dickköpfige Närrin.«
»Mäßige deinen Ton, wenn du von der Königin sprichst, oder ich pack dich bei den Eiern und schleif dich aus dem Thronsaal«, knurrte Erek.
»Bitte, wir alle sollten einen kühlen Kopf bewahren«, versuchte
Sigurd die Gemüter zu beruhigen. So sehr Erek ihm auch aus dem Herzen gesprochen hatte, das Letzte, was sie jetzt brauchten, war ein neuer Streit mit den Elfen.
»Was gibt es groß zu beraten? Wir stellen ein Entsatzheer zusammen und hauen Gishild heraus.«
Sigurd seufzte. Bisher hatten sie angenommen, dass sie wegen des frühen Wintereinbruchs keine Nachricht von Gishild erhalten hatten. Niemand hatte daran gezweifelt, dass
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