Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
… Ihnen haftete der Geruch des Windes an. Wechselnd nach den Jahreszeiten rochen sie nach Heu oder Herbstlaub, Frost oder Frühlingsblüten.
Wieder erschallte Kindergelächter. Vorsichtig richtete er sich auf. Die Wundnaht in seinem Rücken spannte sich und schmerzte. Er schwang die Füße über die Bettkante. Der Holzboden der Kammer war eiskalt.
Er tapste zum Fenster und stieß einen der Läden einen Spalt weit auf. Nicht weit entfernt knallte vereinzeltes Arkebusenfeuer. Direkt unter dem Fenster spielten Kinder auf dem Eis eines zugefrorenen Kanals. Sie schienen regelrecht
zu schweben und drehten sich kunstvoll im Kreise. Luc sah ihnen verwundert zu. Das kleinste der Kinder, ein dick in Mäntel eingemummtes Mädchen mit langen Zöpfen, schätzte er auf weniger als fünf Jahre. Sie war außergewöhnlich schnell.
Ein Geräusch ließ den Ritter herumfahren. Gishild war aus dem Bett gestiegen. Sie gesellte sich zu ihm. »Warst du auch schon einmal Eislaufen?«
Luc schüttelte den Kopf. »Wie machen die das?«
»Du hast das noch nie gesehen?«
»Nein.«
Gishild lachte. »Hier kann das fast jedes Kind. Man schneidet Kufen aus den Schienbeinen von Schweinen. Manchmal werden auch welche aus Metall gefertigt. Man kann sie unter seine Schuhe schnallen und damit wie der Wind über das Eis gleiten.«
Luc sah den Kindern verzaubert zu. »Ist es schwer, das zu lernen?«
»Mit einer frisch vernähten Wunde würde ich es nicht versuchen. Anfangs stürzt man oft. Aber eigentlich kann das jeder.«
Eine Kanone krachte in der Ferne. Die Kinder ließen sich davon nicht stören. Wie unbeschwert sie waren! Luc fragte sich, was wohl mit ihnen geschehen würde, wenn die Stadt erstürmt wurde. Er sah zu Gishild. Ihr Blick ging in weite Ferne. Er wollte sie ansprechen, aber der Gedanke an die Kinder beschäftigte ihn noch immer. Sie mussten fort von hier. Schnell!
Gishild trat vom Fenster zurück und suchte hastig ihre Kleider zusammen. Ob sie dasselbe dachte wie er?
Hüpfend zwängte sie sich in ihre enge Hose.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
Sie schüttelte den Kopf. Tränen standen ihr in den Augen.
»Aldarvik stirbt, und wir denken nur an uns. Ich muss zu Yulivee. Sofort. Ich habe gerade an den Tag gedacht, an dem mein Vater starb. Ich muss etwas von ihr wissen.«
EINE FÄHRTE AUF PAPIER
Fingayn beobachtete, wie der Kobold von den Krallen des Adlers sprang und geschickt auf einem Mauersims des ausgebrannten Turms landete. Für diesen Sprung war einiger Mut notwendig, dachte der Maurawan. Der Spinnenmann war sein Geld wert. Seine Gefährten folgten dem Kobold und zuletzt die Lutin. Geschickt seilten sie sich an der Wand der Turmruine ab und erreichten einen Wehrgang. Die Hälfte der Kobolde hatte Armbrüste auf den Rücken geschnallt. Nun nahmen sie die Waffen ab und sicherten den Wehrgang.
Sieht aus, als würde der Angriff auf das Ritternest gelingen, dachte Steinkopf.
Ja. Bring mich nun herab! Fingayn war skeptisch. Er hatte die Pläne der Späher bekommen, die vor der blutigen Schlacht die Ordensburg ausgekundschaftet hatten. Hoffentlich war seitdem das Archiv nicht verlegt worden. Im Augenblick war zumindest keine starke Besatzung auf der Burg zu befürchten. Die Ordenstruppen standen im Hafen und bei den Festungen, die den schmalen Übergang zwischen der Halbinsel und dem Festland sicherten.
Steinkopf sank der Turmspitze entgegen. An diesem Ort wäre Fingayn gemeinsam mit Ollowain und Tiranu fast gestorben.
Der Elf sprang ab und landete sicher auf der zerstörten Turmmauer. Eilig kletterte er zum Wehrgang hinab.
Die Kobolde waren bereits ins Haupthaus der Burg vorgestoßen.
Fingayn eilte einen Gang mit verschlossenen Türen entlang. Einer von Smirts Männern winkte ihm. Der Elf betrat das Archiv. Was er sah, war zutiefst entmutigend. Regal reihte sich an Regal. Die Kobolde hatten begonnen, Schubladen zu öffnen, in denen sich lose Blätter stapelten.
Smirt trat an seine Seite. »Bis hierher ging alles gut.«
Fingayn machte eine ausholende Geste. »Hier können wir eine Woche suchen und haben nicht einmal die Hälfte der Papiere durchgesehen. Ich hatte gedacht, dass es vielleicht zwei oder drei Schränke voll gibt. Aber das hier …« Selten in seinem Leben hatte sich der Maurawan so niedergeschlagen gefühlt. Sie mussten vor dem Morgengrauen fertig sein. Dann würden Schreiber hierher zurückkommen.
»Immer mit der Ruhe, mein Freund. Sahandan wird dieses Problem lösen.«
Fingayn sah zu der Lutin, die
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