Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Menschenkinder hatten sie gezwungen, sich dem Herzschlag der Menschenwelt anzupassen. Es war der Rhythmus eines zornigen, wilden Herzens. Orgrim hatte in seinem langen Leben schon vieles gesehen. Anders als bei den anderen Trollen suchte der Tod ihn nicht. Wie Skanga hatte er schon weit über die Zeit hinaus gelebt, die einem Troll zugemessen war. Aber in all den Jahrhunderten hatte er noch kein Heer gesehen, das dem der Kirchenkrieger gleichkam. Es war wie eine Naturgewalt. Ein reißender Strom, der alles hinfortriss, was sich ihm in den Weg stellte.
Alle Städte am Fjord hatten sich ihnen ergeben. Nur Firnstayn nicht. Orgrim erinnerte sich noch gut, wie das Land im Elfenwinter verwüstet worden war. Diesmal hatte es weit weniger Schaden genommen. Nur Aldarvik war zerstört.
Und ein paar Äcker, über die zu viele Krieger marschiert waren.
Er sah zu Ollowain. Auch der Elfenfürst schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Was ihn wohl zu seinem Verrat an Emerelle bewogen hatte? Ihn, den Treuesten der Treuen?
Orgrims Magen knurrte. Er sah aus dem winzigen Bleiglasfenster. Das Apfelfest hatte bereits begonnen. Er hatte Hunger! Ungeduldig sah er zur Königin und dem herausgeputzten Ritter. Die beiden redeten und redeten. Dabei gab es doch gar nicht so viel zu besprechen! Sie redeten in einem südlichen Dialekt, dem Orgrim nur schwer zu folgen vermochte. Aber er hatte durchaus verstanden, dass sie sich kannten. Sie schienen im Kampf einmal dieselbe Lanze gehalten zu haben. Um Silberlöwen war es dabei gegangen. Ganz hatte er dem nicht folgen können. Sie sprachen einfach zu schnell. Zuletzt sprachen sie auch noch über tote Silberlöwen. Orgrim hatte gar nicht gewusst, dass die Königin eine begeisterte Jägerin gewesen war.
Endlich schienen die beiden miteinander fertig zu sein.
»Bruder Joaquino hat uns für übermorgen eine Waffenruhe zugesichert«, sagte Gishild. Sie wirkte sehr aufgewühlt. »Sie werden den Abzug der Flüchtlinge und Stadtbewohner nicht behindern. Auch die Heptarchen wünschen, dass Firnstayns Bevölkerung das Schlachtfeld verlässt, bevor die Beschießung der Stadt beginnt.«
Ollowain bedankte sich knapp bei dem Ritter.
Gishild brachte den Ritter hinab auf die Straße, wo seine Eskorte wartete.
»Wie kann man einen Todfeind Bruder nennen«, sagte Orgrim. »Sie sind alle verrückt, die Menschenkinder. Auch die Königin.«
»Sie ist gemeinsam mit diesem Ritter erzogen worden.
Selbst der Krieg hat diese Bande nicht vollständig durchtrennt. « »Das ist eine seltsame Art zu denken! Wer mit dem Schwert in der Hand in meinem Land steht, um es mir wegzunehmen, der ist mein Feind. Ganz gleich, was man früher einmal gemeinsam gemacht hat.« Orgrim sah durch das Fenster, wie die Königin den Ritter mit einem langen Händedruck verabschiedete. Appanasios und seine Bande aus Viehdieben kamen von ihrem Ausritt zurück. Sie sahen übel zusammengeschlagen aus. Noch so ein Verrückter! Die Kirchenritter hatten schon viel zu viele Truppen um die Stadt zusammengezogen, um noch Ausfälle zu wagen!
»Hast du der Königin von deinen Plänen erzählt, Elf?«
»Nein. Bisher wissen nur wir beide darum. Und Sahandan. Smirt hat die Lutin mitgebracht. Sie ist sehr begabt. Sie wird den Albenstern öffnen.«
Orgrim nickte. »Ich hatte mir schon gedacht, dass du keinen Elfen für deine Schurkerei um Hilfe bittest. Und Gishild. Hättest du ihr nicht sagen sollen …«
»Nein. Sie glaubt, wir bringen ihre Leute zur Nachtzinne. Es ist besser, sie im Unklaren zu lassen. Wenn sie die Wahrheit wüsste, würde sie vielleicht zögern. Und ich denke, auch etliche der Menschen hätten Angst, nach Albenmark zu gehen. Sie sind sehr abergläubisch.«
»Man könnte es so sehen, dass du ein paar tausend von Gishilds Untertanen entführst, Elf. Du wirst dir keine Freunde damit machen. Wenn sie erst einmal angekommen sind, dann wird ihnen sofort klar sein, dass man sie nicht zur Nachtzinne gebracht hat.«
Ollowain lächelte. »Niemand von ihnen hat die Nachtzinne je gesehen. Wir bringen sie zu einem unfreundlichen, kalten Landstrich. So stellen sie sich dein Fürstentum hoch im Norden vor. Und sie vertrauen mir. Wenn ich ihnen sage, sie
seien bei der Nachtzinne angelangt, dann werden sie das glauben.«
Orgrim gefiel das alles nicht. Er würde Ollowain gewähren lassen, schließlich hatten sie einen Pakt geschlossen. Aber das Ganze bereitete ihm Kopfschmerzen. »Emerelle wird es merken. Skanga meint, dass sie spürt, wenn
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