Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
immer sie den Versorgungsweg des Heerwurms angriffen, waren feindliche Reiterpatrouillen nicht fern. Ihnen blieb nie viel Zeit. Stets endete es mit einer gnadenlosen Hetzjagd. Und wer dabei strauchelte, der wurde zurückgelassen. Jeder Rettungsversuch hätte nur noch mehr Blut gekostet.
Sie querten eine lang gestreckte Lichtung und sammelten sich bei den drei Eiben, so wie sie es abgesprochen hatten. Luc riss eine der Pulverkartuschen von seinem Brustbandelier und lud in fliegender Hast eine seiner beiden Sattelpistolen. Kaum hatte er den Ladestock ins Rohr gerammt, erschienen am anderen Ende der Lichtung die ersten Pistoliere.
Luc spuckte die Bleikugel in den Lauf und stieß sie hinab. Eilig spannte er mit dem Schlüssel die Feder des Radschlosses. Dann gab er aus seinem Pulverhorn eine Prise des feinen Zündpulvers auf die Pfanne der Waffe. Er versuchte es mit der Hand gegen den Regen abzuschirmen und klappte schnell den Pfannendeckel zu.
Ihre Feinde waren schon über die Mitte der Lichtung hinaus. Noch zwanzig Schritt, vielleicht weniger.
Luc hob die Pistole. Er hielt sie leicht schräg und zielte auf die Brust eines der Reiter. Sein Zeigefinger krümmte sich. Das Stahlrad rieb über den Schwefelkies. Kein Schuss löste sich. Es blieb keine Zeit, die Pistole in das Sattelholster zu schieben. Er ließ sie los. Ein dünner Lederriemen verband sie mit einer Öse an seiner Brustplatte. So fiel sie nicht in den Schlamm und behinderte ihn nur wenig.
Einige der Kentauren hatten mehr Glück. Ihre Waffen zündeten.
Blei schlug auf Stahl. Bolzen zischten über ihre Köpfe hinweg, als die Reiter sie schon fast erreicht hatten. Pferde strauchelten. Männer schrien. Weitere Schüsse krachten.
Etliche Reiter aus der ersten Linie der Pistoliere stürzten, gefällt von der überraschenden Salve.
»Attacke!«, schrie Appanasios und preschte den Reitern entgegen. Luc gab seinem Hengst die Sporen. Nur drei Herzschläge später war er mitten im Getümmel. Ein Hieb spaltete den Schirm seiner Sturmhaube und ritzte seine Wange. Sein gerader Stoß fand die verletzliche Stelle zwischen Halsberge und Helm. Der Arm seines Gegners sank schlaff herab, das Reiterschwert fiel zu Boden.
Eine Kugel prallte von Lucs Schulterplatte ab. Vor ihm erschien ein Reiter mit Rabenschnabel. Der Dorn der Waffe funkelte im Regen. Luc lenkte den Hieb mit einem Rückhandschlag ab. Sein Hengst wieherte. Blut rann über seinen Hals. In der Hitze des Gefechts hatte ihm eine Klinge die Spitze des rechten Ohrs abgetrennt.
Ein Hornsignal rief die Pistoliere zurück zum Waldrand.
»Lösen!«, befahl auch Appanasios.
Das Knäuel der Reiter trennte sich. Einzelne Bolzen folgten den Kirchenreitern.
Die Kentauren sammelten sich erneut unter den drei Eiben. Kobolde seilten sich von den Ästen ab. Jeder der Pferdemänner nahm einen auf seinen Rücken.
Einer von ihnen winkte Luc von seinem Seil hängend zu. Der Ritter reichte ihm die Hand. Smirt, so war sein Name. Obwohl er kleiner als ein Kind war, war der Kobold Luc unheimlich. Er hatte kalte Augen, so wie alle seine Männer. Sie waren erst vor vier Tagen aus Albenmark gekommen. Die Truppe nannte sich Spinnenmänner. Warum sie so hießen, wusste Luc nicht.
Smirt schwang sich hinter ihm in den Sattel. Er hatte eine
Windenarmbrust auf seinen Rücken geschnallt. An der Seite trug er einen schweren Beutel. Einige kurze, tückisch gekrümmte Messer steckten in seinem Gürtel. »Dann bring mich mal in Sicherheit, Elfenritter! Ich hab gesehen, wie du den Schwerthieb mit deinem Helm pariert hast. Sehr schneidig. Jeden anderen hätte das wohl den Kopf gekostet. Aber dir sagt man nach, dass du stets unglaubliches Glück hast. Bei mir ist das ähnlich. Ich wurde mit einer Glückshaut auf dem Kopf geboren.«
Luc sah den kleinen Krieger verblüfft an. »Ich auch.«
»Na, dann kann uns ja nichts passieren.«
Irgendwie klang die Stimme des Kobolds spöttisch. Erlaubte er sich einen Scherz? Aber woher hätte er das mit der Glückshaut wissen sollen? Außer Gishild hatte er nur Leon davon erzählt. Der alte Primarch war längst tot und sein Wissen tief in den Archiven der Ordensburg begraben. Wie hätte Smirt dorthin gelangen sollen? Das war ausgeschlossen!
»Rückzug!« Der Kentaurenfürst deutete auf den Wald. Noch hatten sich die Pistoliere nicht neu formiert. Und diesmal gab es keine Überraschung mehr, die die Wucht ihres Angriffs brechen konnte.
In halsbrecherischem Tempo jagten die Kentauren über Stock und Stein.
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