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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mit allem fertig zu werden, was des Weges kam, ganz gleich, wie vertraut oder fremd es ihm war. Durchgedrehte Hengste, entführte Priester, Dienstmädchen im heiratsfähigen Alter, sture Töchter und heidnische Schwiegersöhne... Was er nicht niederkämpfen, überlisten oder ändern konnte, akzeptierte er - ganz wie der Schwamm und die darin eingebettete Muschel.
    Und wenn ich diese Analogie weiter verfolgte, dann war ich wohl die Muschel. Von einer unerwarteten, starken Strömung aus meiner persönlichen, kleinen Nische gerissen, von Jamie und seinem Leben aufgenommen und umgeben. Für ewig zwischen den Strömungen gefangen, die durch diese fremde Umgebung pulsierten.
    Bei diesem Gedanken überkam mich plötzlich ein seltsames Gefühl. Die Muschel lag reglos am Boden der Schüssel - zierlich, wunderschön... aber leer. Ganz langsam hob ich den Schwamm in meinen Nacken, drückte ihn und spürte, wie mir das warme Wasser kitzelnd über den Rücken lief.
    Im Großen und Ganzen bereute ich nichts. Es war meine Entscheidung gewesen, hier zu sein; ich wollte hier sein. Und doch ließen mich Kleinigkeiten wie unsere Unterhaltung über Immunität dann und wann begreifen, wie viel ich verloren hatte - von dem, was ich gehabt hatte, von dem, was ich gewesen war. Es war unleugbar, dass einige meiner weichen Stellen verdaut worden waren, und bei diesem Gedanken fühlte ich mich manchmal ein wenig hohl.
    Jamie bückte sich, um eine der Satteltaschen zu durchforsten, und der Anblick seiner nackten Pobacken, die mir in aller Unschuld zugewandt waren, tat das Seine, um mein vorübergehendes Gefühl der Beunruhigung zu zerstreuen. Sie waren ebenmäßig geformt, gut bemuskelt - und mit einem rotgoldenen Flaum bewachsen, in dem sich das Licht von Feuer und Kerze fing. Die langen, hellen Säulen seiner Oberschenkel rahmten den dunklen Schatten seines Skrotums ein, das dazwischen nur zu ahnen war.
    Er hatte endlich einen Becher gefunden und goss ihn halb voll. Er drehte sich um und reichte ihn mir. Als er den Blick von der Oberfläche der dunklen Flüssigkeit hob, schrak er zusammen, weil ich ihn so anstarrte.
    »Was ist?«, sagte er. »Ist irgendetwas, Sassenach?«
    »Nein«, sagte ich, aber es muss wenig überzeugend geklungen haben, denn er zog kurz die Augenbrauen zusammen.
    »Nein«, sagte ich, diesmal sicherer. Ich nahm den Becher entgegen, lächelte und hob ihn leicht, um mich zu bedanken. »Ich überlege nur.«
    Auf seinen Lippen erschien ebenfalls ein Lächeln,
    »Aye? Nun, so spät am Abend solltest du lieber nicht mehr zu viel denken, Sassenach. Davon bekommst du nur Alpträume.«
    »Da hast du wohl Recht.« Ich nippte an dem Becher; zu meiner großen Überraschung war es Wein - und zwar sehr guter. »Wo hast du den denn her?«
    »Von Vater Kenneth. Es ist Messwein - allerdings noch nicht geweiht, aye? Er meinte, die Männer des Sheriffs würden ihn sowieso an sich nehmen; da wäre es ihm lieber, wenn ich ihn bekäme.«
    Ein leichter Schatten überflog sein Gesicht, als er den Priester erwähnte.
    »Glaubst du, er kommt heil davon?«, fragte ich. Die Männer des Sheriffs waren mir nicht unbedingt wie die zivilisierten Hüter einer abstrusen Regelung vorgekommen, sondern eher wie Gewalttäter, die ihre Vorurteile vorübergehend im Zaum hielten - aus Angst vor Jamie.
    »Ich hoffe es.« Jamie wandte sich unruhig ab. »Ich habe dem Sheriff gesagt, dass er und seine Männer dafür gerade stehen werden, wenn jemand den Priester misshandelt.«
    Ich nickte schweigend und trank. Falls Jamie erfuhr, dass Vater Donahue etwas zugestoßen war, würde er den Sheriff in der Tat zur Verantwortung ziehen. Bei diesem Gedanken wurde mir ein wenig beklommen zumute; dies war kein guter Zeitpunkt, um sich Feinde zu machen, und mit dem Sheriff von Orange County verfeindet zu sein, war alles andere als wünschenswert.
Als ich aufsah, war Jamies Blick immer noch auf mich gerichtet, wenn auch jetzt mit einem Ausdruck höchster Anerkennung.
    »Du stehst zur Zeit gut im Futter, Sassenach«, bemerkte er und legte den Kopf schief.
    »Schmeichler«, sagte ich und warf ihm einen kalten Blick zu, während ich wieder nach dem Schwamm griff.
    »Du hast seit dem Frühling bestimmt fünf Kilo zugenommen«, sagte er beifällig, ohne meinen Blick zu beachten. Er umkreiste mich, um mich zu inspizieren. »Es ist ein guter, fetter Sommer gewesen, aye?«
    Ich fuhr herum und warf ihm den nassen Schwamm an den Kopf.
    Er fing ihn zielsicher auf und grinste.
    »Ich habe

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