Das Flammende Kreuz
Arm und das Bein auf der mir zugewandten Seite lagen schlaff und tot da, die Gelenke knorrig und seltsam verrenkt, nachdem die Muskeln ringsum verfallen waren. Er schnaufte und blökte, und seine Zunge lugte schlabbernd aus seinem Mundwinkel hervor, als er vergeblich, aber dringend zu sprechen versuchte.
»Schscht«, sagte ich zu ihm. »Sagt nichts; jetzt ist alles gut.«
Ich ergriff sein Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen; die Haut rutschte lose über die Knochen seines Armes, doch er reagierte nicht mit dem leisesten Zucken auf meine Berührung.
»Ein Schlaganfall«, sagte ich leise zu Jamie. »Eine Apoplexie, würdest du sagen.« Ich legte Beardsley meine Hand auf die Brust, um ihm den Trost einer menschlichen Berührung zuteil werden zu lassen.
»Keine Sorge«, sagte ich zu ihm. »Wir sind hier, um zu helfen.« Ich sprach in beruhigendem Ton, doch noch als ich die Worte sagte, fragte ich mich, was für Hilfe hier wohl möglich war. Nun, zumindest Sauberkeit und
Wärme; auf dem Dachboden war es fast so kalt wie draußen, und seine Brust war kühl und zwischen den buschigen Haaren mit Gänsehaut überzogen.
Die Leiter knarrte laut, und als ich mich umdrehte, sah ich die Umrisse von Mrs. Beardsleys Lockenkopf und ihre massigen Schultern vor dem Licht aus der Küche abgemalt.
»Wie lange befindet er sich schon in diesem Zustand?«, fragte ich scharf.
»Vielleicht... einen Monat«, sagte sie nach einer Pause. »Ich konnte ihn nicht fortbewegen«, sagte sie defensiv. »Er ifft zu ffwer.«
Das stimmte eindeutig. Allerdings...
»Warum ist er hier oben?«, wollte Jamie wissen. »Wenn Ihr ihn nicht bewegt habt, wie ist er dann hierher gekommen?« Er wandte sich um und beleuchtete den Dachboden mit seiner Kerze. Es gab hier kaum etwas, das einen Mann interessieren konnte; eine alte Strohmatratze, ein paar verstreute Werkzeuge und alte Haushaltsgegenstände. Das Licht fiel auf Mrs. Beardsleys Gesicht und verwandelte ihre blassblauen Augen in Eis.
»Er war... hinter mir her«, sagte sie schwach.
»Was?« Jamie schritt zur Leiter hinüber, bückte sich, packte sie am Arm und half ihr - sehr gegen ihren Willen, wie es schien -, das restliche Stück bis auf den Dachboden hinaufzusteigen.
»Was meint Ihr damit, hinter Euch her?«, fragte er mit Nachdruck. Sie zog die Schultern hoch, und in ihrem Bündel aus Schultertüchern sah sie so rund und freundlich aus wie eine Keksdose.
»Er hat mich gefflagen«, sagte sie schlicht. »Ich bin auf die Leiter geklettert, um vor ihm zu flüchten, aber er ifft mir gefolgt. Ich habe verffucht, mich hier hinten im Dunklen zu verfftecken, und dann kam er, aber dann... ifft er gefallen. Und... er kam nicht mehr hoch.« Sie zuckte erneut mit den Achseln.
Jamie hielt ihr die Kerze dicht vor das Gesicht. Sie lächelte schwach und nervös, und ihr Blick huschte zwischen mir und Jamie hin und her. Ich sah, dass das Lispeln daher rührte, dass ihre Schneidezähne abgebrochen waren - schräg abgeknickt knapp unterhalb des Zahnfleisches. Eine kleine Narbe zog sich durch ihre Oberlippe, eine andere leuchtete weiß zwischen den Haaren der einen Augenbraue auf.
Ein grauenvolles Geräusch kam von dem Mann auf dem Boden - ein wütendes Kreischen, das sich wie Protest anhörte -, und sie zuckte zusammen und schloss automatisch vor Angst die Augen.
»Mmpfm«, sagte Jamie und ließ den Blick von ihr zu ihrem Ehemann wandern. »Aye. Nun ja. Bringt etwas Wasser herauf, bitte, Ma’am. Außerdem noch eine Kerze und ein paar frische Tücher«, rief er ihr nach, als sie auf die Leiter zueilte, heilfroh, eine Entschuldigung zu haben, um sich zu entfernen.
»Jamie - bring mir das Licht wieder her, ja?«
Er kam und stellte sich neben mich und hielt die Kerze so, dass ihr Licht
auf den ruinierten Körper fiel. Er warf Beardsley einen finsteren Blick zu, in dem sich Mitleid und Abneigung vermischten, und schüttelte langsam den Kopf.
»Ein Gottesurteil, meinst du, Sassenach?«
»Ich meine, hier hat nicht nur Gott die Hand im Spiel«, sagte ich mit gesenkter Stimme, um unten in der Küche nicht gehört zu werden. Ich streckte die Hand aus und nahm ihm den Kerzenhalter ab. »Sieh nur.«
Eine Wasserflasche und ein Teller mit hartem, angeschimmeltem Brot standen in der Dunkelheit neben Beardsleys Kopf, und der Boden war mit Krümeln und klebrigen, halb gekauten Brotstückchen bedeckt. Sie hatte ihm zu essen gegeben - gerade genug, um ihn am Leben zu erhalten. Und doch hatte ich beim Durchschreiten des
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