Das Flammende Kreuz
Vorderzimmers Lebensmittel in rauen Mengen gesehen - Schinken, die von der Decke hingen, Fässer mit Trockenfrüchten, Pökelfisch und Sauerkraut.
Dort gab es bündelweise Felle, Krüge mit Öl, haufenweise Wolldecken - und doch lag der Herr all dieser Besitztümer hier im Dunklen, ausgehungert und zitternd unter einem einzigen Leinentuch.
»Warum hat sie ihn nur nicht einfach sterben lassen?«, sagte Jamie leise, den Blick auf das schimmelige Brot gerichtet. Beardsley gurgelte und knurrte bei seinen Worten, sein offenes Auge verdrehte sich heftig, Tränen liefen ihm über das Gesicht und der Rotz kam ihm in Blasen aus der Nase. Er schlug um sich und grunzte, bäumte sich auf vor Frustration und landete mit einem satten Plumps, der die Dielen des Dachbodens erschütterte, wieder auf dem Boden.
»Ich glaube, er kann dich verstehen. Könnt Ihr das?« Diese Frage war an den Kranken gerichtet, der auf eine Weise schluckte und spuckte, aus der klar ersichtlich war, dass er sich zumindest angesprochen fühlte.
»Was das Warum angeht...«
Ich wies auf Beardsleys Beine und fuhr langsam mit der Kerze daran entlang. Einige der Verletzungen waren in der Tat Druckverletzungen, die durch das lange, hilflose Liegen verursacht worden waren. Andere nicht. Auf einem seiner massigen Oberschenkel zeichneten sich parallele Schnitte ab, die eindeutig von einem Messer stammten - schwarz und verklumpt. Das Schienbein war in regelmäßigen Abständen mit einer Reihe von Verletzungen verziert, entzündete, rote, nässende Wunden mit schwarzen Rändern. Brandwunden, dem Vereitern überlassen.
Bei diesem Anblick schnaubte Jamie leise und blickte hinter sich in Richtung der Leiter. Von unten kam das Geräusch einer Tür, die sich öffnete. Ein kalter Luftzug wehte auf den Speicher herauf, und die Kerzenflamme tanzte wild. Die Tür schloss sich, und die Flamme beruhigte sich.
»Ich glaube, ich kann ihn irgendwie nach unten befördern.« Jamie hielt die Kerze hoch und warf einen abschätzenden Blick auf die Dachbalken. »Vielleicht mit einer Schlinge, wenn ich ein Seil über den Balken da werfe. Darf man ihn bewegen?«
»Ja«, sagte ich, aber meine Aufmerksamkeit war abgelenkt. Als ich mich über die Beine des Kranken beugte, war mir ein Hauch von etwas in die Nase gestiegen, das ich schon sehr, sehr lange nicht mehr gerochen hatte - ein übler, unheilverkündender Gestank.
Er war mir noch nicht oft untergekommen, aber selbst einmal hätte gereicht; der durchdringende Geruch von Gangrän prägt sich unauslöschlich ein. Ich wollte nichts sagen, was Beardsley möglicherweise alarmierte - wenn er uns denn verstehen konnte -, also tätschelte ich ihn stattdessen beruhigend und stand auf, um mir die Kerze von Jamie zu holen und mir die Stelle genauer anzusehen.
Er reichte sie mir und beugte sich dabei dicht an mein Ohr, um mir etwas zuzumurmeln.
»Kannst du irgendetwas für ihn tun, Sassenach?«
»Nein«, sagte ich ebenso leise. »Das heißt, nicht gegen den Schlaganfall. Ich kann die Wunden behandeln und ihm Kräuter gegen das Fieber geben - aber das ist alles.«
Er stand einen Moment still und blickte auf das verstummte Häufchen der Gestalt im Schatten. Dann schüttelte er den Kopf, bekreuzigte sich und stieg rasch die Leiter hinunter, um nach einem Seil zu suchen.
Ich ging langsam zu dem Kranken zurück, der mich mit einem belegten »Hachhh« und dem unruhigen Klopfen seines Beins begrüßte, wie das Alarmsignal eines Karnickels. Ich kniete mich zu seinen Füßen hin und murmelte beruhigende Belanglosigkeiten, während ich mich mit der Kerze näherte, um sie zu untersuchen. Die Zehen. Sämtliche Zehen an seinem abgestorbenen Fuß hatten Verbrennungen; manche hatten nur Brandblasen, manche waren fast bis auf den Knochen verbrannt. Die ersten beiden Zehen waren völlig schwarz, und die anschließende Oberseite des Fußes war grünlich angelaufen.
Ich war erschüttert - und zwar genauso sehr über die Vorstellung, was zu dieser Tat geführt haben mochte, wie über die Tat an sich. Die Kerze flackerte; meine Hände zitterten, und zwar nicht nur vor Kälte. Ich war nicht nur entsetzt über das, was sich hier abgespielt hatte, sondern auch besorgt über die unmittelbaren Konsequenzen. Was in aller Welt sollten wir nur mit diesen elenden Menschen anfangen?
Wir konnten Beardsley eindeutig nicht mitnehmen - doch genauso eindeutig konnte man ihn nicht hier in der Obhut seiner Frau zurücklassen. Es gab keine Nachbarn in der Nähe, die nach
Weitere Kostenlose Bücher