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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zu nehmen. Dabei waren ihm allerdings die drei Frauen im Raum hinderlich, von denen zwei unter lautem Protest an seinem Gewehr zogen und sich ihm in den Weg stellten. Die Dritte hatte sich ihre Schürze über den Kopf geworfen und gab ein lautes, rhythmisches, hysterisches Kreischen von sich.
    An diesem Punkt kam Fergus in das Haus geschlendert, eine enorme Pistole in der Hand. Damit zielte er lässig auf den Mann mit dem Gewehr.
    »Seid doch so freundlich und lasst das Gewehr sinken, bitte«, sagte er laut genug, dass man ihn trotz des Lärms hören konnte. »Und vielleicht könntet Ihr diese junge Frau mit kaltem Wasser übergießen, Madame? Oder ihr eine kräftige Ohrfeige versetzen?« Er wies mit seinem Haken auf die schreiende Frau, deren Lautstärke ihn leicht zusammenzucken ließ.
    Wie hypnotisiert ging eine der Frauen langsam auf das kreischende Mädchen zu, rüttelte sie fest an der Schulter und begann, ihr ins Ohr zu murmeln, ohne den Blick von Fergus abzuwenden. Das Kreischen brach ab und ging in abgehacktes Schlucken und Schluchzen über.
    Roger verspürte immense Erleichterung. Schiere Wut, schlichte Panik und die absolute Notwendigkeit, irgendetwas zu unternehmen, hatten ihn bis hier gebracht, aber er hätte jederzeit zugegeben, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was er als Nächstes tun sollte. Er holte tief Luft, spürte, wie seine Beine zu zittern begannen, und ließ sein Opfer langsam sinken, bis er schließlich mit einem befangenen Nicken seinen Griff löste. Der Mann trat rasch ein paar Schritte zurück, dann blieb er stehen und strich sich über die Falten seines Hemdes, die zusammen gekniffenen Augen verächtlich auf Roger geheftet.
    »Und wer zum Teufel seid Ihr ?« Der zweite Mann, der seine Waffe in der Tat gesenkt hatte, sah Fergus verwirrt an.
    Der Franzose tat die Frage mit einer Geste seines Hakens ab - der, wie Roger bemerkte, die Frauen sehr zu faszinieren schien.
    »Das ist nicht von Wichtigkeit«, sagte er herablassend und hob seine vorstehende Aristokratennase noch zwei Zentimeter höher. »Ich verlange - das heißt, wir verlangen -«, verbesserte er sich und nickte Roger höflich zu, »- zu erfahren, wer Ihr seid.«
    Sämtliche Bewohner der Blockhütte wechselten verwirrte Blicke, als fragten sie sich in der Tat, wer sie denn seien. Doch nach kurzem Zögern schob der Größere der beiden Männer kampflustig das Kinn vor.
    »Mein Name ist Brown, Sir. Richard Brown. Dies ist mein Bruder Lionel, seine Frau Meg, seine Tochter Alicia -« Das schien das Mädchen mit der Schürze zu sein, welches jetzt das Kleidungsstück von ihrem Kopf entfernt hatte und tränenüberströmt und schluckend dastand. »Und meine Schwester Thomasina.«
    »Stets zu Diensten, Madame, Mesdemoiselles.« Fergus vollführte eine extrem
elegante Verbeugung vor den Damen, wobei er jedoch sorgfältig darauf achtete, die Pistole weiterhin auf Richard Browns Stirn gerichtet zu halten. »Bitte verzeiht die Störung.«
    Mrs. Brown nickte ihm zu. Ihr Blick schien ein wenig glasig zu sein. Miss Thomasina Brown, eine hoch gewachsene, streng aussehende Person, ließ ihre Blicke zwischen Roger und Fergus hin und her wandern und trug dabei den Ausdruck eines Menschen, der eine Küchenschabe mit einem Tausendfüßler vergleicht und sich überlegt, auf welchen er zuerst treten soll.
    Da es Fergus nun gelungen war, die Atmosphäre von einer bewaffneten Konfrontation in das Geplauder eines Pariser Salons zu verwandeln, machte er ein selbstzufriedenes Gesicht. Er sah Roger an und neigte den Kopf, womit er ihm eindeutig die weitere Abwicklung der Situation überließ.
    »Nun denn.« Roger trug ein loses, wollenes Jagdhemd, aber er fühlte sich, als sei es eine Zwangsjacke. Er atmete noch einmal tief durch und versuchte, die Luft in seine Brust zu zwingen. »Nun, wie ich schon sagte, bin ich... äh... Hauptmann MacKenzie. Wir sind von Gouverneur Tryon beauftragt, eine Miliz zusammenzustellen, und sind gekommen, um Euch von Eurer Pflicht zu unterrichten, Männer und Vorräte beizusteuern.«
    Richard Brown machte ein überraschtes Gesicht, sein Bruder ein finsteres. Bevor sie jedoch Einspruch erheben konnten, trat Fergus dichter an Roger heran und murmelte: »Vielleicht sollten wir zunächst in Erfahrung bringen, ob sie Morton umgebracht haben, mon capitaine, bevor wir sie bitten, sich uns anzuschließen?«
    »Oh, mpfm.« Roger fixierte die Browns mit dem strengsten Ausdruck, den er zuwege brachte. »Mr. Fraser. Würdet Ihr nach

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