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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ich legte eine Hand an den Bauch des Zickleins, der jetzt von der Milch rund und fest wurde, und mir kam der sehnsüchtige Gedanke,
wie schön es wäre, wenn sich jemand einmal einfach nur um mich kümmern würde. Doch im Augenblick schien ich die Gute Hirtin zu sein, daran war nichts zu ändern.
    »Meint Ihr, er kommt vielleicht zurück?« Mrs. Beardsley hockte sich neben mich, das Schultertuch fest um die breiten Schultern gezogen. Sie sprach ganz leise, so als hätte sie Angst, dass sie jemand hören könnte.
    »Was, der Panther? Nein, das glaube ich nicht. Warum sollte er?« Dennoch durchlief mich ein leiser Schauer bei dem Gedanken, dass Jamie dort irgendwo im Dunkeln allein war. Hiram, der seine Schulter fest an meinen Oberschenkel gedrückt hatte, schnaubte, dann legte er mit einem langen Seufzer den Kopf auf mein Knie.
    »Manche Leute sagen, dass Katffen paarweise jagen.«
    »Wirklich?« Ich unterdrückte ein Gähnen - nicht aus Langeweile, sondern schlicht vor Erschöpfung. Ich blinzelte in die Dunkelheit, und mit der Kälte stahl sich auch die Lethargie über mich. »Oh. Nun, ich denke, eine ordentliche Ziege reicht auch für zwei. Außerdem -« Ich gähnte erneut, dass meine Kiefer knackten. »Außerdem würden wir es an den Pferden merken.«
    Gideon und Mrs. Piggy beknabberten sich unter der Pappel kameradschaftlich die Kruppen, ohne die geringste Nervosität an den Tag zu legen. Das schien Mrs. Beardsley zu beruhigen, und sie setzte sich abrupt auf den Boden und ließ die Schultern hängen, als hätte man die Luft aus ihr herausgelassen.
    »Und wie fühlt Ihr Euch?«, erkundigte ich mich mehr aus dem Bedürfnis heraus, das Gespräch in Gang zu halten, als ich es wirklich wissen wollte.
    »Ich bin froh, von dort wegzukommen«, sagte sie schlicht.
    Diese Meinung teilte ich definitiv; selbst wenn man den einen oder anderen Panther mit einrechnete, war unsere gegenwärtige Situation immer noch besser als der Hof der Beardsleys. Das bedeutete allerdings nicht, dass ich besonders darauf brannte, hier länger zu verweilen.
    »Habt Ihr Bekannte in Brownsville?«, fragte ich. Ich wusste nicht genau, wie groß die Ansiedlung war, obwohl es sich den Gesprächen der Männer nach anhörte wie ein richtiges Dorf.
    »Nein.« Sie schwieg ein paar Sekunden, und ich sah, nein, spürte eher, wie sie den Kopf zurücklegte und zu den Sternen und dem friedvollen Mond aufsah.
    »Ich... bin noch nie in Brownsville gewesen«, fügte sie beinahe schüchtern hinzu.
    Geschweige denn anderswo, wie es schien. Sie erzählte ihre Geschichte zögernd, aber dennoch beinahe eifrig, ohne dass ich sie großartig gedrängt hätte.
    Beardsley hatte sie ihrem Vater - mehr oder minder - abgekauft und sie zusammen mit den anderen Waren, die er in Baltimore erworben hatte, zu seinem Haus gebracht, wo er sie im Prinzip wie eine Gefangene gehalten
hatte, denn er hatte ihr verboten, den Hof zu verlassen oder sich eventuellen Besuchern des Hauses zu zeigen. Wenn Beardsley mit seinen Waren das Land der Cherokee bereiste, blieb sie zurück, um den Hof zu versorgen, und der Stallbursche war ihre einzige Gesellschaft gewesen - was ihr nicht viel genützt hatte, da er taub war und nicht redete.
    »Tatsächlich«, sagte ich. Angesichts der Ereignisse des Tages hatte ich Josiah und seinen Zwillingsbruder ganz vergessen. Ich fragte mich, ob sie sie beide gekannt hatte oder nur Keziah.
    »Wie lange seid Ihr schon in North Carolina?«, fragte ich.
    »Ffwei Jahre«, sagte sie leise. »Ffwei Jahre, drei Monate und fünf Tage.« Mir fielen die Kerben am Türpfosten wieder ein, und ich fragte mich, wann sie damit angefangen hatte zu zählen. Von Anfang an? Ich reckte meinen Rücken und störte damit Hiram, der mit einem Brummen reagierte.
    »Verstehe. Übrigens, wie heißt Ihr eigentlich mit Vornamen?«, fragte ich, da mir etwas spät zu Bewusstsein kam, dass ich keine Ahnung hatte.
    »Franceff«, sagte sie, dann versuchte sie es noch einmal, da sie mit dem gemurmelten Klang nicht zufrieden war. »Fran-cess«, die letzte Silbe war ein Zischen durch ihre abgebrochenen Zähne. Dann zuckte sie mit den Achseln und lachte - ein leises, schüchternes Geräusch. »Fanny«, sagte sie. »Meine Mutter hat mich Fanny genannt.«
    »Fanny«, sagte ich ermutigend. »Das ist ein sehr hübscher Name. Darf ich Euch so nennen?«
    »Das... wäre schön«, sagte sie. Sie holte erneut Luft, hielt aber inne, ohne etwas zu sagen, da sie offenbar zu schüchtern war, das auszusprechen,

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