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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wie möglich in die kleine Höhlung. Es war nicht das beste Versteck, das ich je gesehen hatte, aber mit etwas Glück verhinderte es ja zumindest, dass mich etwas von einem Baum herab ansprang.
    Ich hörte Jamie immer noch schreien, obwohl sich der Tenor seiner Worte jetzt in eine Art heisere Wut verwandelt hatte. Die Ziegen hatten ihr Gejammer zum Großteil eingestellt - die Katze konnte sie doch wohl nicht alle gerissen haben? Von Mrs. Beardsley konnte ich auch nichts hören, aber die Pferde machten mit ihrem Wiehern und Stampfen ein fürchterliches Theater.
    Mein Herz hämmerte gegen den laubbedeckten Boden, und kalter Schweiß tropfte mir über das Kinn. Nichts, was einem so den nackten Terror einjagt wie die primitive Angst, gefressen zu werden, und ich konnte die Tiere sehr gut verstehen. Es knackte neben mir im Gebüsch, und Jamie rief meinen Namen.
    »Hier«, krächzte ich. Ich war nicht bereit, meine Zuflucht zu verlassen, solange ich nicht genau wusste, wo der Panther war - oder zumindest genau wusste, dass er nicht in meiner Nähe war. Die Pferde hatten aufgehört zu wiehern, obwohl sie immer noch schnaubend auf der Stelle traten und dabei so viel Lärm machten, dass klar war, dass keines von ihnen unserem Besucher zum Opfer gefallen oder weggelaufen war.
    »Hier!«, rief ich ein wenig lauter.
    Weiteres Knacken, dicht bei mir. Jamie stolperte gebückt durch die Dunkelheit und tastete sich unter dem Baumstamm entlang, bis seine Hand auf meinen Arm traf und ihn ergriff.
    »Bist du unverletzt, Sassenach?«
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber ich glaube schon«, erwiderte ich. Ich schlüpfte vorsichtig unter meinem Baumstamm hervor und nahm eine Inventur vor. Hier und dort ein blauer Fleck, aufgeschabte Ellbogen und ein stechendes Gefühl an der Stelle, wo der Ast meine Wange geohrfeigt hatte. Im Großen und Ganzen war also alles in Ordnung.
    »Gut. Komm schnell, er ist verletzt.« Er zog mich hoch und fing an, mich mit einer Hand in meinem Rücken durch die Dunkelheit zu schieben.
    »Wer?«
    »Der Ziegenbock natürlich.«
    Meine Augen hatten sich inzwischen gut an die Dunkelheit gewöhnt, und ich machte die großen Umrisse Gideons und der Stute aus, die unter einer
blattlosen Pappel standen und aufgeregt die Mähnen und Schweife schüttelten. Daneben hockte eine weitere Gestalt, die ich für Mrs. Beardsley hielt, über etwas am Boden gebeugt.
    Ich konnte Blut riechen und kräftigen Ziegengeruch. Ich hockte mich nieder, streckte die Hand aus und ertastete raues, warmes Haar. Bei meiner Berührung fuhr die Ziege mit einem lauten »MÄHähäh! zusammen, das mich ein wenig beruhigte. Er mochte verletzt sein, aber war nicht im Begriff zu verenden - zumindest noch nicht; der Körper unter meinen Händen war fest und vital, die Muskeln angespannt.
    »Wo ist die Katze?«, fragte ich und stieß dabei auf die gerillten, harten Hörner, um mich dann hastig an der Wirbelsäule entlangzutasten, dann hinunter an Rippen und Flanken. Das gefiel der Ziege ganz und gar nicht, und sie wand sich heftig unter meinen Händen.
    »Fort«, sagte Jamie. Er hockte sich ebenfalls hin und legte der Ziege eine Hand auf den Kopf. »Ruhig, a bailach. Ist ja schon gut. Seas, mo charaid.«
    Ich konnte keine offene Wunde am Körper der Ziege ertasten, aber ich konnte eindeutig Blut riechen; ein scharfer, metallischer Geruch, der den reinen Nachtgeruch des Waldes störte. Die Pferde rochen es auch; sie kollerten vor sich hin und bewegten sich unruhig in der Dunkelheit.
    »Bist du ganz sicher, dass sie fort ist?«, fragte ich und versuchte das Gefühl zu ignorieren, dass ein Augenpaar auf meinen Nacken gerichtet war. »Ich rieche Blut.«
    »Aye. Die Katze hat eine der Ziegen gerissen«, unterrichtete Jamie mich. Er kniete sich neben mich und legte seine große Hand auf den Hals des Widders.
    »Mrs. Beardsley hat den tapferen, kleinen Kerl hier los gemacht, und der hat sich schnurstracks auf die Katze gestürzt. Ich habe nicht alles sehen können, aber ich glaube, das Biest hat mit der Pranke nach ihm geschlagen; ich habe gehört, wie es geschrien hat und etwas zersplittert ist, und genau da hat der Bock auch geschrien. Ich glaube, sein Bein ist gebrochen.«
    So war es auch. Mit diesem Hinweis fand ich den Bruch ganz leicht, unten an der Speiche des rechten Vorderbeins. Die Haut war unverletzt, aber der Knochen war durchgebrochen; ich konnte die leichte Verschiebung der Knochenenden spüren. Der Ziegenbock wand sich und hieb mit

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