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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf und sah sich rund um das Feuer um, als verbäte er sich jede Widerrede. »Für die Steuern, aye? Es hätte ein besseres Jahr sein können, aber ich habe mich in Acht genommen. Ich hatte zehn Scheffel Mais beiseite gelegt und vier gute Hirschfelle. Das war mehr als die zehn Schillinge für die Steuern wert.«
    Doch die Steuern mussten in harter Währung bezahlt werden, nicht in Mais und Fellen und Indigoblöcken, so wie es die Farmer untereinander taten. Tauschhandel war die gebräuchliche Methode - das wusste ich aus eigener Erfahrung, dachte ich mit einem Blick auf den Sack mit den diversen Dingen, die die Leute mir als Bezahlung für meine Kräuterarzneien brachten. Niemand bezahlte hier irgendetwas bar - mit Ausnahme der Steuern.
    »Nun, das ist ja auch verständlich«, sagte MacLennan und blinzelte den Gefreiten Ogilvie ernst an, als hätte der junge Mann einen Protest geäußert. »Seine Majestät hat schließlich kaum Verwendung für eine Schweineherde oder eine Horde Truthähne, nicht wahr? Nein, ich kann gut verstehen, warum es bares Geld sein muss, das sieht jeder ein. Und ich hatte den Mais; er hätte mir mit Leichtigkeit sechs Schillinge eingebracht.«
    Nur bestand die Schwierigkeit natürlich darin, zehn Scheffel Mais in sechs Schillinge Steuergeld zu verwandeln. Zwar gab es in Drunkard’s Creek Leute, die Abels Mais liebend gern gekauft hätten - doch auch in Drunkard’s Creek hatte niemand Geld. Nein, der Mais musste in Salem auf dem Markt verkauft werden; das war der nächste Ort, wo man an bare Münze gelangen konnte. Doch Salem lag fast vierzig Meilen von Drunkard’s Creek entfernt - eine Wochenreise, hin und zurück.
    »Ich hatte fünf Morgen Gerste«, erklärte Abel. »Goldgelb und reif für die
Sense. Ich konnte sie nicht verderben lassen, und meine Abby - sie war eine kleine, zierliche Frau und konnte nicht mähen und dreschen.«
    Da er seine Ernte nicht für eine Woche im Stich lassen konnte, hatte Abel stattdessen seine Nachbarn um Hilfe ersucht.
    »Es sind gute Leute«, beharrte er. »Ein oder zwei von ihnen hatten auch einzelne Pennys für mich übrig - aber sie hatten ja schließlich selbst noch Steuern zu bezahlen, nicht wahr?« Da er immer noch hoffte, das nötige Geld ohne die strapaziöse Reise nach Salem zusammenkratzen zu können, hatte Abel die Sache vor sich hergeschoben - bis es zu spät war.
    »Howard Travers ist der Sheriff«, sagte er und wischte unbewusst den feuchten Tropfen weg, der sich an seiner Nasenspitze gebildet hatte. »Er ist mit einem Papier angekommen und hat gesagt, er müsste uns vor die Tür setzen, weil die Steuern nicht bezahlt sind.«
    Mit dem Unausweichlichen konfrontiert, hatte Abel seine Frau in ihrer Hütte zurückgelassen und sich eiligst nach Salem aufgemacht. Doch als er mit den sechs Schillingen zurückkehrte, war sein Eigentum beschlagnahmt und verkauft worden - an Howard Travers’ Schwiegervater. Fremde wohnten in seiner Blockhütte, und seine Frau war fort.
    »Ich wusste, dass sie nicht weit weg sein konnte«, erklärte er. »Sie hätte die Kinder nicht verlassen.«
    Und dort hatte er sie auch gefunden, zitternd und in einen dünnen Quilt gewickelt, auf dem Hügel unter der hohen Fichte, die die Gräber der vier Kinder der MacLennans überschattete - alle im ersten Lebensjahr gestorben. Trotz seines Flehens hatte er Abigail nicht bewegen können, hinunter in die Hütte zu gehen, die ihnen gehört hatte, und Hilfe bei jenen zu suchen, die sie enteignet hatten. Ob es Fieberwahn war oder nur Sturheit, konnte er nicht sagen; sie hatte sich mit der Kraft einer Irren an die Äste des Baumes geklammert und die Namen ihrer Kinder gerufen - und war dort in der Nacht gestorben.
    Sein Whiskybecher war leer. Er stellte ihn vorsichtig zu seinen Füßen auf den Boden und ignorierte Jamies Wink in Richtung Flasche.
    »Sie hatten ihr gestattet mitzunehmen, was sie tragen konnte. Sie hatte ein Bündel bei sich, und darin waren ihre Totenkleider. Ich erinnere mich noch genau, wie sie sich am Tag nach unserer Hochzeit hingesetzt hat, um das Garn für ihr Grabtuch zu spinnen. Es hatte kleine Blumen am Saum, die sie selbst gestickt hatte; sie konnte gut mit Nadeln umgehen.«
    Er hatte Abigail in ihr besticktes Leichentuch gewickelt, sie an der Seite ihres jüngsten Kindes begraben und war dann zwei Meilen die Straße hinuntergewandert - eigentlich, um den Hobsons zu erzählen, was geschehen war.
    »Aber als ich zu ihrem Haus kam, fand ich sie alle in Aufregung

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