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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beigebracht hast.«

34
    Zaubermittel
    Ich berührte die glänzende, weiße Oberfläche mit dem Zeigefinger, dann rieb ich ihn zufrieden gegen meinen Daumen.
    »Es gibt doch wirklich nichts Fettigeres als Gänseschmalz«, sagte ich beifällig. Ich wischte mir die Finger an meiner Schürze ab und griff nach einem großen Löffel.
    »Nichts, was für eine schöne Pastetenkruste besser wäre«, pflichtete Mrs. Bug mir bei. Sie stand auf den Zehenspitzen und beobachtete eifersüchtig, wie ich das weiche, weiße Fett aufteilte und es aus dem Kochtopf in zwei große Steingutgefäße schöpfte; eins für die Küche, eins für mein Sprechzimmer.
    »Zu Hogmanay gibt es eine schöne Wildpastete«, sagte sie und kniff bei dieser Vorstellung die Augen zusammen. »Danach Haggis, Cullen Skink und Maiskuchen und als Süßspeise Rosinenkuchen mit Marmelade und Sahne!«
    »Wundervoll!«, murmelte ich. Meine eigenen, konkreten Pläne bezüglich des Gänseschmalzes umfassten eine Salbe mit Sarsaparille und Bittersüß für Verbrennungen und Abschürfungen, einen Mentholbalsam für verstopfte Nasen und verschleimte Lungen und etwas angenehm Duftendes zur Linderung von Windelausschlägen - vielleicht Lavendelessenz und Balsamine.
    Ich spähte zu Boden, um nach Jemmy zu sehen; er hatte zwar erst vor ein paar Tagen das Krabbeln gelernt, brachte es aber schon auf erstaunliche Geschwindigkeiten, vor allem, wenn gerade niemand hinsah. Doch er saß ganz friedlich in der Ecke und kaute konzentriert auf dem Holzpferd herum, das Jamie ihm zu Weihnachten geschnitzt hatte.
    Obwohl so viele von ihnen Katholiken waren - und obwohl sie alle theoretisch Christen waren -, betrachteten die Highlandschotten Weihnachten in erster Linie als religiösen Brauch, nicht aber als Grund zum Feiern. Da es keinen Priester oder Pastor gab, verbrachten sie den Tag ähnlich wie einen Sonntag, wenn auch mit einem Festmahl aus besonderem Anlass und einer kleinen Bescherung. Mein Geschenk von Jamie war der hölzerne Schöpflöffel gewesen, den ich gerade benutzte - er hatte ein Pfefferminzblatt in den Griff geschnitzt. Ich hatte ihm ein neues Hemd mit einem Rüschenkragen für feierliche Anlässe geschenkt, da sein altes an den Nähten ziemlich morsch geworden war.
    In weiser Voraussicht hatten Mrs. Bug, Brianna, Marsali, Lizzie und ich eine enorme Menge Melassetoffee hergestellt, das wir als Weihnachtsüberraschung an alle Kinder in Hörweite verteilt hatten. Ganz gleich, was die Bonbons ihren Zähnen antun würden, sie hatten die wohltuende Wirkung,
ihnen dauerhaft die Münder zuzukleben, und demzufolge hatten die Erwachsenen ein friedliches Weihnachtsfest genossen. Selbst von Germain war nur noch ein melodisches Gurgeln zu hören gewesen.
    Hogmanay, der letzte Abend des Jahres, war jedoch etwas ganz anderes. Gott weiß, aus welchen Wurzeln heidnischer Extase die schottische Neujahrsfeier entsprungen war, aber es hatte schon seinen Grund, warum ich so darauf aus war, im Voraus eine ganze Reihe medizinischer Vorbereitungen zu treffen - denselben Grund, aus dem Jamie gerade oben bei der Whiskyquelle war und überprüfte, welche Fässer hinreichend gereift waren, um niemanden zu vergiften.
    Als das Gänseschmalz abgefüllt war, war noch ein ordentlicher Rest dunkler Brühe am Boden des Kessels über, in der knusprige Hautstückchen und Fleischfasern herumwirbelten. Ich sah, wie Mrs. Bug sie beäugte, während ihr Visionen einer Bratensoße durchs Hirn tanzten.
    »Die Hälfte«, sagte ich streng und griff nach einer großen Flasche.
    Sie legte keinen Widerspruch ein, sondern zuckte nur mit ihren rundlichen Schultern und lehnte sich resigniert auf ihrem Stuhl zurück.
    »Aber was habt Ihr denn damit vor?«, fragte sie neugierig und sah zu, wie ich ein Stück Musselin über den Flaschenhals spannte, um die Brühe abzuseihen. »Schmalz, aye, wirkt Wunder in allen Salben. Und Brühe ist gut bei Grippe oder Bauchgrimmen, kein Zweifel - aber sie hält sich doch nicht.« Sie zog eine ihrer angedeuteten Augenbrauen hoch, um mich zu warnen, falls ich das tatsächlich nicht gewusst hatte. »Wenn Ihr sie länger als ein oder zwei Tage stehen lasst, fängt sie an zu schimmeln.«
    »Nun, das will ich auch hoffen«, sagte ich zu ihr und goss einen Löffel Brühe auf das Musselinstück. »Ich habe gerade eine besonders gute Partie auf Brot angesetzt, und ich möchte gern sehen, ob es auch auf dieser Brühe wächst.«
    Ich konnte sehen, wie ihr eine ganze Reihe von Fragen und Antworten

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