Das Flammende Kreuz
die Menge, wobei er die Armee im Rücken hatte. Ich erhob meinen Fächer und traf in meinem Gesicht die notwendigen Vorbereitungen für eine höfliche Konversation, doch der Leutnant erspähte - zu meiner großen Erleichterung - einen Bediensteten, der ein Tablett mit Gläsern über die Terrasse trug, und ließ seine Eskorte rücksichtslos im Stich, um zu dessen Verfolgung anzusetzen und eine Erfrischung zu ergattern.
Der andere Herr vom Militär sah ihm nach, folgte Farquard jedoch pflichtbewusst. Seit dem Abzug des letzten Highlandregimentes im Herbst war der Anblick eines roten Rockes in der Kolonie etwas Ungewöhnliches. Wer mochte das sein?
Nachdem ich, wie ich hoffte, ein freundliches Lächeln aufgesetzt hatte,
sank ich zu einem formalen Hofknicks nieder und breitete meine bestickten Röcke so vorteilhaft wie möglich aus.
»Mr. Campbell.« Ich warf einen unauffälligen Blick hinter ihn, doch Leutnant Wolff war uns auf der Suche nach etwas Alkoholischem abhanden gekommen.
»Mrs. Fraser. Stets zu Diensten, Ma’am«, antwortete Farquard mit einer eleganten Verbeugung. Mr. Campbell war ein älterer Mann von vertrocknetem Aussehen, der wie üblich in nüchternes, schwarzes Tuch gekleidet war. Ein kleiner Rüschenkragen war sein einziges Zugeständnis an den festlichen Anlass.
Er spähte über meine Schulter hinweg und runzelte ein wenig verwirrt die Stirn. »Ich habe doch - ich meine , ich hätte Euren Gatten an Eurer Seite gesehen?«
»Oh. Nun, ich glaube, er ist... äh... fort.« Ich wedelte geziert mit dem Fächer in Richtung der Bäume, wo der Abort lauerte, durch einen ästhetischen Abstand und eine Reihe kleiner Weißkiefern vom Herrenhaus getrennt.
»Ah, ich verstehe. Nun gut.« Campbell räusperte sich und wies auf den Mann in seiner Begleitung. »Mrs. Fraser, darf ich Euch Major Donald MacDonald vorstellen?«
MacDonald war ein hakennasiger, aber gut aussehender Gentleman Ende dreißig. Er hatte das verwitterte Gesicht und die aufrechte Haltung eines Berufssoldaten und ein angenehmes Lächeln, das von einem scharfen, blauen Augenpaar in der hellen, kräftigen Farbe von Briannas Kleid Lügen gestraft wurde.
»Stets zu Diensten, Ma’am.« Er verneigte sich sehr elegant. »Darf ich anmerken, Ma’am, wie wunderbar Euch diese Farbe steht?«
»Der Major ist erst vor kurzem in Cross Creek eingetroffen«, erklärte Farquard. »Ich habe ihm versichert, dass er keine bessere Gelegenheit finden wird, Bekanntschaft mit seinen Landsleuten zu schließen und sich mit seiner Umgebung vertraut zu machen.« Er wies mit einer ausladenden Geste über die Terrasse und die Anwesenden - die in der Tat ein Who’s Who der schottischen Gesellschaft am Cape Fear repräsentierten.
»In der Tat«, sagte der Major höflich. »So viele schottische Namen habe ich das letzte Mal in Edinburgh gehört. Mr. Campbell hat mir zu verstehen gegeben, dass Euer Gatte der Neffe von Mrs. Cameron ist - oder vielleicht sollte ich Mrs. Innes sagen?«
»Ja. Habt Ihr Mrs.... äh... Innes schon kennen gelernt?« Ich blickte zum anderen Ende der Terrasse. Immer noch keine Spur von Duncan, von Roger oder Jamie ganz zu schweigen. Verflixt, wo waren sie nur alle? Bei einer Gipfelkonferenz auf dem Lokus?
»Nein, aber ich freue mich darauf, ihr meine Aufwartung zu machen. Der verstorbene Mr. Campbell war ein Bekannter meines Vaters, Robert MacDonald of Stornoway.« Er neigte seinen mit einer Perücke bedeckten Kopf
respektvoll in Richtung des kleinen, weißen Marmorgebäudes am Rande der Rasenfläche - das Mausoleum, das derzeit die fleischlichen Überreste Hector Camerons beherbergte. »Hat Euer Gatte zufällig Verbindungen zu den Frasers of Lovat?«
Ich stöhnte innerlich auf, denn mir war klar, dass er vorhatte, ein schottisches Spinnennetz zu knüpfen. Jede Begegnung zweier beliebiger Schotten begann unabänderlich mit dem Auswerfen fragender Schlingen, bis genügend Stränge von Beziehungen und Bekannten haften geblieben waren, um ein brauchbares Netzwerk zu bilden. Ich persönlich neigte dazu, mich in den klebrigen Fäden der Sippen und Clans zu verwickeln, bis ich am Ende wie eine fette, saftige Fliege in der Falle saß und der Gnade des Fragestellers hilflos ausgeliefert war.
Jamie dagegen hatte mit Hilfe solcher Kenntnisse jahrelang die Intrigen der französischen und schottischen Politik überlebt - mit riskanten Manövern hatte er sich an den geheimen Fäden solcher Netze entlangbewegt und sich dabei von den klebrigen Fallen von
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