Das Flammende Kreuz
eine Frau von Verstand, hatte ihren Mann bereits vom Schlachtfeld entfernt und hielt ihm ein Taschentuch unter die Nase und ein silbernes Messer vom Buffet in den Nacken. DeWayne Buchanan und Abel MacLennan hatten je einen von Ninians Armen ergriffen und taten so, als müssten sie ihn unter großer Mühe bändigen, während sie mit ihm zum Haus davonmarschierten - obwohl es doch einigermaßen deutlich war, dass jeder Einzelne von ihnen ihn problemlos hätte hochheben und tragen können.
Richard Caswell war allein aufgestanden, und er sah zwar arg beleidigt aus, hatte aber offensichtlich nicht vor, auf irgendjemanden einzuschlagen. Er stand da, klopfte sich das trockene Gras vom Rücken seines Rockes und hatte die Lippen missbilligend zusammengepresst.
»Euer Fächer, Mrs. Fraser?« Aus meiner Analyse des Konfliktes gerissen, stellte ich fest, dass Major MacDonald mir höflich meinen Fächer wieder entgegenhielt. Seine Miene war ausgesprochen selbstzufrieden.
»Danke«, sagte ich, ergriff den Fächer und betrachtete MacDonald mit einigem Respekt. »Sagt mir, Major - lauft Ihr immer mit geladener Pistole herum?«
»Ein Versehen, Ma’am«, erwiderte er unverbindlich. »Wenn auch vielleicht ein glückliches, aye? Ich war gestern in Cross Creek, und da ich nach Anbruch der Dunkelheit allein zu Mr. Farquard Campbells Plantage zurückkehrte, hielt ich es für besser, auf der Straße vorsichtig zu sein.«
Er wies mit dem Kinn über meine Schulter hinweg.
»Sagt mir, Mrs. Fraser, wer ist dieses schlecht rasierte Individuum? Er scheint ein Mann von Stehvermögen zu sein, trotz seines Mangels an Benimm. Glaubt Ihr, er wird jetzt um seiner selbst willen auf die Barrikaden gehen?«
Ich fuhr herum und sah Hermon Husband Nase an Nase mit Barlow, der sich wieder erhoben hatte. Er hatte sich den runden, schwarzen Hut tief ins Gesicht geschoben, und sein Bart stand kampflustig ab. Barlow wich keinen Zentimeter zurück. Sein Gesicht war rot angelaufen, und der Zorn stand ihm auf die Stirn geschrieben, doch er hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt, während er Husband zuhörte.
»Hermon Husband ist Quäker«, sagte ich in leicht tadelndem Tonfall. »Nein, er wird sich nicht auf Gewalt verlegen. Nur auf Worte.«
Eine ziemliche Menge Worte. Barlow versuchte beharrlich, ihn mit seinen
eigenen Ansichten zu unterbrechen, doch Husband ignorierte diese und vertrat seine Meinung mit solchem Enthusiasmus, dass ihm der Speichel aus den Mundwinkeln flog.
»...ein schrecklicher Fehlgriff der Justiz! Sheriffs, so bezeichnen sie sich zumindest selbst, die nicht getreu der Buchstaben des Gesetzes ernannt worden sind, sondern sich vielmehr selbst ernennen, und dies zu keinem anderen Zweck als sich selbst zu bereichern, und verächtlich auf jedes legitime...«
Barlow ließ die Arme sinken und begann zurückzuweichen, um der Verbalattacke zu entfliehen. Doch als Husband kurz inne hielt, um Luft zu holen, nutzte Barlow die Gelegenheit, um sich vorzubeugen und Husband drohend den Finger in die Brust zu bohren.
»Ihr sprecht von Gerechtigkeit, Sir? Was haben denn Aufruhr und Zerstörung mit Gerechtigkeit zu tun? Wenn Ihr die Vernichtung von Eigentum als Mittel zur Wiedergutmachung befürwortet -«
»Das ist keineswegs der Fall! Aber sollen denn die Armen den Skrupellosen zum Opfer fallen, und soll ihr Leiden unbeachtet bleiben? Ich sage Euch, Sir, Gott wird die Unterdrücker der Armen gnadenlos zur Rechenschaft ziehen, und -«
»Worüber streiten sie sich denn?«, fragte MacDonald, der den Wortwechsel interessiert verfolgte. »Religion?«
Nachdem sie gesehen hatten, dass Husband die Bühne betrat, und sie begriffen, dass keine weiteren Schlägereien zu erwarten waren, hatten die meisten Zuschauer das Interesse verloren und waren zu den Buffettischen und den Kohlebecken auf der Terrasse davonspaziert. Hunter und ein paar andere Regulatoren blieben, um Husband moralisch zu unterstützen, doch die meisten Gäste waren Pflanzer und Kaufleute. Sie mochten zwar theoretisch auf Barlows Seite sein, waren jedoch praktisch nicht geneigt, den seltenen, festlichen Anlass durch eine Kontroverse mit Hermon Husband über die Rechte der steuerzahlenden Armen zu ruinieren.
Auch ich brannte nicht besonders darauf, die Rhetorik der Regulation im Detail zu ergründen, tat aber mein Bestes, um Major MacDonald einen groben Überblick über die Situation zu verschaffen.
»...und daher fühlte sich Gouverneur Tryon gezwungen, die Miliz einzuberufen, um
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