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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Erstaunens oder als Beifallsäußerung benutzte. Jocasta war noch mit ihrer Toilette beschäftigt, daher machte ich den Priester mit Ulysses bekannt und begleitete ihn dann in den großen Salon, wo ich dafür sorgte, dass er eine Erfrischung bekam, und ihn bei den Sherstons Platz nehmen ließ, die als Protestanten zwar große Augen machten, einem Jesuiten zu begegnen, jedoch so sehr darauf brannten, mit ihrem Französisch anzugeben, dass sie bereit waren, Vater LeClercs unglücklichen Beruf zu übersehen.
    Nachdem ich mir im Geist die Stirn abgewischt hatte, weil mir dieses knifflige, gesellschaftliche Arrangement gelungen war, entschuldigte ich mich und ging auf die Terrasse hinaus, um nachzusehen, ob es Jamie gelungen war, Duncan aufzutreiben. Es war keiner der Männer zu sehen, doch ich begegnete Brianna, die mit Jemmy vom Rasen heraufkam.
    »Hallo, Schatz, wie geht es dir?« Ich streckte die Arme nach Jemmy aus, der einen unruhigen Eindruck machte und sich wand und mit den Lippen schmatzte wie ein Mensch, der sich nach einem Fußmarsch durch die Sahara zu einem sechsgängigen Menü niedersetzt. »Haben wir etwa Hunger?«
    »Häk!«, sagte er, und als hätte er das Gefühl, dies sei als Erklärung nicht ausreichend, wiederholte er die Silbe mehrmals mit zunehmender Lautstärke und hüpfte dabei zur Betonung auf meinem Arm auf und ab.

    »Er hat Hunger, und ich explodiere gleich«, sagte Brianna. Sie zuckte zusammen, weil er solchen Lärm machte, und fasste sich vorsichtig an den Busen. »Ich bringe ihn nur kurz nach oben und stille ihn. Tante Jocasta hat gesagt, wir dürfen ihr Zimmer benutzen.«
    »Oh? Gut. Jocasta ist selbst gerade nach oben gegangen - um sich ein wenig auszuruhen und sich umzuziehen, hat sie gesagt. Jetzt, da der Priester hier ist, ist die Hochzeit für vier Uhr angesetzt.« Ich hatte gerade gehört, wie die Standuhr in der Eingangshalle Mittag schlug; ich hoffte, dass Jamie Duncan dingfest gemacht hatte. Vielleicht schloss man ihn besser irgendwo ein, damit er sich nicht erneut aus dem Staub machte.
    Brianna streckte die Arme aus, um Jemmy wieder in Empfang zu nehmen, und steckte ihm vorsichtshalber einen Finger in den Mund, um seine Kommentare zu dämpfen.
    »Kennst du die Sherstons?«, fragte sie.
    »Ja«, erwiderte ich argwöhnisch. »Warum, was haben sie getan?«
    Sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Sie haben mich gebeten, ein Porträt von Mrs. Sherston zu malen. Eine Auftragsarbeit, meine ich. Tante Jocasta hat mich ihnen gegenüber in den höchsten Tönen gelobt und ihnen einige der Zeichnungen gezeigt, die ich angefertigt habe, als ich letztes Frühjahr hier war, und jetzt hätten sie gern ein Bild.«
    »Wirklich? Oh, Schatz, das ist doch wunderbar!«
    »Nun, wenn sie Geld haben, ja«, sagte sie praktisch denkend. »Was meinst du?«
    Es war eine gute Frage; gute Kleider und gesellschaftliche Verabredungen spiegelten nicht automatisch tatsächlichen Reichtum wider, und ich wusste nicht viel über die Lebensumstände der Sherstons; sie waren aus Hillsborough, nicht aus Cross Creek.
    »Nun, sie sind ziemlich vulgär«, sagte ich skeptisch, »und fürchterliche Snobs, aber ich glaube, er ist wirklich reich. Er besitzt eine Brauerei, glaube ich. Aber frag Jocasta, sie wird es mit Bestimmtheit wissen.«
    »Ziemlich vulgär«, äffte sie mich näselnd nach und grinste. »Wer ist denn hier der Snob?«
    »Ich bin kein Snob«, sagte ich würdevoll. »Ich habe nur ein gutes Auge für gesellschaftliche Nuancen. Hast du deinen Vater und Duncan irgendwo gesehen?«
    »Duncan nicht, aber Pa ist mit Mr. Campbell da unten bei den Bäumen.« Sie wies hilfsbereit in die entsprechende Richtung, und ich erspähte Jamies leuchtendes Haar und seinen roten Tartan, ein feuriger Glanz am unteren Ende des Rasens. Von Duncans scharlachrotem Rock war jedoch keine Spur zu sehen.
    »Verflixter Kerl«, sagte ich. »Wo steckt er nur?«
    »Ist zum Klo gegangen und hineingefallen«, meinte Brianna. »Okay, reiß
dich am Riemen, wir gehen ja schon!«, fügte sie an Jemmy gewandt hinzu, der jammerte, als stünde er kurz vor dem Verhungern. Dann verschwand sie im Haus.
    Ich zog mir mein Schultertuch zurecht und schlenderte über den Rasen, um mich Jamie anzuschließen. Gerade wurde den Gästen ein Picknicklunch serviert, und ich schnappte mir im Vorübergehen ein Mohnbrötchen und eine Scheibe Schinken vom Buffet und machte mir rasch ein improvisiertes Sandwich, um mein Magenknurren zur Ruhe zu bringen.
    Die

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