Das Flammende Kreuz
wanderte langsam an mir entlang, von den Locken meines aufgesteckten Haars zu den Spitzen meiner neuen Kalbslederschuhe. Das Kleid war aus heller, bernsteinfarbener Seide; Mieder und Saum waren mit seidenen Blattmotiven in Braun- und Goldtönen bestickt, und es passte mir wie angegossen.
»Und das ist es auch wert«, sagte er leise und beugte sich nieder, um mich zu küssen. Ein kühler Luftzug bewegte die Eichenäste über uns, und ich trat dichter an ihn heran und suchte seine Wärme.
Bedingt durch die lange Anreise aus Fraser’s Ridge und das Gedränge der Gäste, die von der bevorstehenden Feier angelockt worden waren, hatten wir selbst seit über einer Woche das Bett nicht mehr geteilt.
Ich war gar nicht so sehr auf eine amouröse Begegnung aus - obwohl ich mit Sicherheit nicht nein gesagt hätte, wenn sich die Gelegenheit ergeben hätte. Was mir fehlte, war einfach nur das Gefühl, seinen Körper dicht bei mir zu haben; in der Dunkelheit die Hand ausstrecken und sie auf die lange Wölbung seines Oberschenkels legen zu können, mich am Morgen zu ihm umdrehen zu können und seine runden, perfekten Pobacken mit Bauch und Oberschenkeln berühren zu können; beim Einschlafen meine Wange an seinen Rücken pressen und den Geruch seiner Haut einatmen zu können.
»Verdammt«, sagte ich. Ich lehnte meine Stirn kurz gegen die Falten seines Spitzenkragens und atmete sehnsuchtsvoll seine Duftmischung aus Kleiderstärke und Mann ein. »Weißt du, wenn deine Tante und Duncan das Bett nicht brauchen, vielleicht...«
»Oh, also hast du es dich doch gefragt.« »Nein, habe ich nicht«, sagte ich. »Außerdem, was geht dich das eigentlich an?«
»Oh, gar nichts«, sagte er unbeeindruckt. »Ich bin nur heute Morgen schon von vier Männern gefragt worden, ob sie es wohl tun werden - oder schon getan haben. Und das ist doch ein ziemliches Kompliment für meine Tante, oder?«
Das stimmte; Jocasta MacKenzie musste weit über sechzig sein, und doch war es alles andere als undenkbar, dass sie das Bett eines Mannes teilte. Ich hatte schon häufig Frauen kennen gelernt, die dankbar jeden Gedanken an Sex verworfen hatten, sobald ihnen das Ende des gebärfähigen Alters dies ermöglichte - doch Jocasta gehörte nicht dazu. Andererseits...
»Haben sie nicht«, sagte ich. »Das hat mir Phaedre gestern erzählt.«
»Ich weiß. Duncan hat es mir gerade eben gesagt.« Er runzelte ein wenig die Stirn, doch nicht in meine Richtung, sondern zur Terrasse hin, wo Duncans Camerontartan als leuchtender Fleck zwischen den riesigen Steinvasen zu sehen war.
»Ach ja?« Das überraschte mich ausgesprochen. Plötzlich kam mir ein Verdacht. »Du hast ihn doch nicht danach gefragt , oder?«
Er warf mir einen leicht tadelnden Blick zu.
»Nein«, sagte er. »Wofür hältst du mich, Sassenach?«
»Für einen Schotten«, sagte ich. »Sexbesessen, alle miteinander. Das möchte man zumindest meinen, wenn man die Leute hier so reden hört.« Ich peilte Farquard Campbell festen Blickes an, doch er hatte uns den Rücken zugekehrt und war ganz in sein Gespräch vertieft.
Jamie betrachtete mich nachdenklich und kratzte sich am Kinn.
»Sexbesessen?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Oh, aye, das stimmt. Ich frage mich nur - würdest du sagen, das ist eine Beleidigung oder ein Kompliment?«
Ich öffnete den Mund, dann hielt ich inne. Ich erwiderte den nachdenklichen Blick.
»Wenn der Schuh passt«, sagte ich, »trag ihn.«
Er brach in Gelächter aus, und eine Reihe von Leuten in der Nähe drehten sich um und sahen uns an. Er ergriff meinen Arm und schob mich über den Rasen in den fleckigen Schatten der blattlosen Ulmen.
»Ich wollte dich etwas fragen, Sassenach«, sagte er und blickte hinter sich, um sich zu überzeugen, dass wir außer Hörweite waren. »Meinst du, du findest eventuell eine Gelegenheit, unter vier Augen mit meiner Tante zu sprechen?«
»In diesem Irrenhaus?« Ich lugte zur Terrasse hinüber; ein Schwarm von Gratulanten umringte Duncan wie Bienen ein Blumenbeet. »Ja, wahrscheinlich kann ich sie in ihrem Zimmer erwischen, bevor sie zur Trauung nach unten kommt. Sie ist nach oben gegangen, um sich auszuruhen.« Ich würde auch nichts dagegen haben, mich hinzusetzen; meine Beine schmerzten vom stundenlangen Stehen, und meine Schuhe waren neu und etwas zu eng.
»Das reicht völlig.« Er nickte einem näher kommenden Bekannten freundlich zu und wandte ihm dann den Rücken zu, um uns vor etwaigen Unterbrechungen abzuschirmen.
»Nun
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