Das Flammende Kreuz
Sie hatten dieselbe Farbe wie der Himmel hinter ihm.
Jamie spürte, wie sich die Spannung in seiner Wirbelsäule löste. Er zog achselzuckend die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken. MacDonald nickte kaum merklich. Ohne es abzusprechen, machten beide Männer kehrt und hielten wieder auf das Haus zu, wobei sie sich beiläufig über die Indigopreise, die jüngsten Neuigkeiten aus Massachusetts und das für die Jahreszeit überraschend milde Wetter unterhielten.
»Ich habe mich vorhin mit eurer Frau unterhalten«, merkte MacDonald an. »Eine charmante Dame, und äußerst liebenswürdig - Ihr seid ein glücklicher Mann, Sir.«
»Dem kann ich nicht widersprechen«, erwiderte Jamie und warf MacDonald einen raschen Blick zu.
Der Soldat hüstelte geziert. »Mrs. Fraser war so freundlich anzudeuten, dass Ihr es möglicherweise in Betracht ziehen würdet, mich mit einem Empfehlungsschreiben an seine Exzellenz, den Gouverneur auszustatten. Sie meinte, ein Mann von meiner Erfahrung könnte angesichts der drohenden Konflikte der jüngsten Zeit möglicherweise in der Lage sein, etwas beizusteuern, was... Ihr versteht?«
Jamie verstand bestens. Und er bezweifelte zwar, dass Claire etwas Derartiges angedeutet hatte, doch er war erleichtert, so billig davonzukommen.
»Wird sofort erledigt«, versicherte er MacDonald. »Sucht mich heute Nachmittag nach der Trauung auf, und ich werde das Schreiben für Euch bereithalten.«
MacDonald neigte den Kopf und machte ein zufriedenes Gesicht.
Als sie den Pfad erreichten, der zu den Aborten führte, verabschiedete sich MacDonald mit einem Kopfnicken und einem Wink seiner Hand. Dabei kam er an Duncan Innes vorbei, der aus jener Richtung kam und verkrampft und eingefallen aussah, ganz wie ein Mann, dessen Eingeweide sich hemmungslos verknotet hatten.
»Geht es dir nicht gut, Duncan?«, fragte Jamie und betrachtete seinen Freund besorgt. Der Tag war nicht heiß, doch auf Innes’ Stirn glänzte ein dünner Schweißfilm, und seine Wangen waren bleich. Wenn es eine Krankheit war, so hoffte Jamie, dass sie nicht ansteckend war.
»Nein«, sagte Innes als Antwort auf seine Frage. »Nein, ich bin... Mac Dubh, ich muss mit dir reden.«
»Natürlich, a charaid .« Alarmiert über das Aussehen des Mannes, ergriff er Duncans Arm, um ihn zu stützen. »Soll ich meine Frau holen? Brauchst du einen kleinen Schluck?« Seinem Geruch nach wäre es nicht sein erster Schluck gewesen, doch das war für einen Bräutigam nicht ungewöhnlich. Er schien nicht betrunken zu sein, doch irgendetwas plagte ihn eindeutig. Vielleicht eine schlechte Muschel gestern beim Abendessen...
Innes schüttelte den Kopf. Er schluckte und verzog das Gesicht, als sei ihm etwas im Hals stecken geblieben. Dann atmete er durch die Nase ein und richtete sich auf, als müsse er sich für irgendetwas stählen.
»Nein, Mac Dubh, du bist es, den ich brauche. Einen kleinen Rat, wenn du so freundlich wärst...«
»Aye, Duncan, natürlich.« Jetzt war er eher neugierig als alarmiert, und er ließ Duncans Arm los. »Was ist denn los, Mann?«
»Wegen - wegen der Hochzeitsnacht«, platzte Duncan heraus. »Ich - das heißt, ich habe -« Er brach abrupt ab, als er sah, dass vor ihnen jemand in den Pfad einbog und auf den Abort zuhielt.
»Hier entlang.« Jamie wandte sich dem Gemüsegarten zu, der von schützenden Ziegelmauern umgeben war. Hochzeitsnacht?, dachte er beruhigt
und neugierig zugleich. Er wusste, dass Duncan noch nie verheiratet gewesen war, und während ihrer gemeinsamen Zeit in Ardsmuir hatte er nie anzüglich von Frauen gesprochen, wie es manche Männer taten. Er hatte es damals nur für angeborene Bescheidenheit gehalten, doch vielleicht... aber nein, Duncan war weit über fünfzig; er musste doch dann und wann die Gelegenheit gehabt haben. Blieben Männer oder der Tripper, dachte er, und er hätte geschworen, dass Duncan nichts für Männer übrig hatte. Etwas peinlich natürlich, doch er vertraute fest darauf, dass Claire damit fertig werden würde, sie und ihre Schimmelpilze. Allerdings hoffte er, dass es nur ein Ausfluss war und nicht die Franzosenkrankheit; das war eine scheußliche Seuche.
»Hier, a charaid «, sagte er und zog Duncan hinter sich her in den duftenden Schutz der Zwiebelbeete. »Hier sind wir ganz ungestört. Also, was hast du für Kummer?«
40
Duncans Geheimnis
Vater LeClerc sprach kein Englisch, ausgenommen ein fröhliches »Tally-ho!«, welches er abwechselnd als Gruß, als Ausruf des
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