Das Flammende Kreuz
Luft war immer noch kühl, doch die Sonne stand jetzt hoch am Himmel und wärmte mir die Schultern; es war eine Erleichterung, zu den Männern in den Schatten des kleinen Eichenhains zu treten, der am unteren Ende des Rasens stand. Es waren Ziereichen, deren Blätter, die sich wie Babyhände entfalteten, bereits zu sprießen begannen. Was hatte Nayawenne mir über Eichen erzählt? Oh, ja; man pflanzte Mais, wenn die Eichenblätter die Größe eines Eichhörnchenohrs erreichten.
Demzufolge konnten die Sklaven jetzt täglich mit dem Anpflanzen des Maises im Gemüsegarten von River Run beginnen. Doch auf dem Berg würde es noch Wochen dauern, bis die Eichenblätter zum Vorschein kamen.
Jamie hatte offensichtlich gerade etwas Lustiges gesagt, denn Campbell machte das leise, krächzende Geräusch, das bei ihm für ein Lachen durchging, während er mich mit einem Kopfnicken begrüßte.
»Dann will ich Euch jetzt Euren eigenen Angelegenheiten überlassen«, sagte er zu Jamie, als er die Fassung zurück erlangte. »Aber lasst mich rufen, wenn es nötig ist.« Er hielt sich die Hand über die Augen und spähte zur Terrasse hinauf.
»Ah, der verlorene Sohn kehrt zurück. In Shillings, Sir, oder Brandyflaschen?«
Auch ich drehte mich um, und sah, wie Duncan die Terrasse überquerte und im Vorübergehen den Gratulanten schüchtern zulächelte. Ich muss ein verwirrtes Gesicht gemacht haben, denn Mr. Campbell verneigte sich vor mir, den trockenen Mund vor Belustigung verzogen.
»Ich habe Eurem Gatten eine kleine Wette vorgeschlagen, Madam.«
»Fünf gegen eins auf Duncan«, erklärte Jamie. »Dass er und meine Tante ein gemeinsames Bett haben, meine ich.«
»Ach du liebe Güte«, sagte ich ziemlich unwirsch. »Gibt es hier eigentlich irgendjemanden, der sich über etwas anderes unterhält? In euren Köpfen muss es ja aussehen wie in einer Sickergrube.«
Campbell lachte, dann wandte er sich ab, durch das Drängen eines seiner kleinen Enkel abgelenkt.
»Sag nicht, du hast dich das nicht auch schon gefragt.« Jamie stieß mich sanft an.
»Selbstverständlich nicht«, sagte ich streng. Das stimmte auch - aber nur, weil ich es schon wusste.
»Oh, selbstverständlich«, sagte er, und einer seiner Mundwinkel kräuselte sich. »Dabei steht dir die Lüsternheit doch ins Gesicht geschrieben wie einer Katze die Schnurrhaare.«
»Was willst du denn damit sagen?«, fragte ich herausfordernd, öffnete aber für den Fall, dass er Recht hatte, den Fächer und verdeckte meine untere Gesichtshälfte. Ich blinzelte über die elfenbeinfarbene Spitze hinweg und klimperte in gespielter Unschuld mit den Wimpern.
Er gab einen verächtlichen, schottischen Kehllaut von sich. Dann sah er sich rasch um, bückte sich und flüsterte mir ins Ohr.
»Ich will damit sagen, dass du so wie jetzt aussiehst, wenn du möchtest, dass ich zu dir ins Bett komme.« Ein warmer Atemhauch bewegte das Haar über meinem Ohr. »Möchtest du das?«
Ich schenkte Mr. Campbell, der uns über den Kopf seines Enkels hinweg interessiert betrachtete, ein strahlendes Lächeln, ließ den Fächer ganz aufschnappen, um ihn als Schutzschild zu benutzen, und stellte mich auf die Zehen, um meinerseits Jamie etwas ins Ohr zu flüstern. Ich sank wieder auf meine Fersen zurück, lächelte ihn sittsam an und fächelte vor mich hin, was das Zeug hielt.
Jamie machte ein leicht schockiertes, aber definitiv erfreutes Gesicht. Er warf einen Blick auf Mr. Campbell, doch dieser hatte sich zum Glück abgewandt und sich anderswo in ein Gespräch verwickeln lassen. Jamie rieb sich die Nase und betrachtete mich voll intensiver Spekulation, und seine dunkelblauen Augen verweilten auf dem tiefen Ausschnitt meines neuen Kleides. Ich senkte den Fächer geziert vor mein Dekollete.
»Äh... wir könnten...« Sein Kopf ruckte blitzartig hoch, und er suchte unsere Umgebung abschätzend nach abgeschiedenen Stellen ab, dann senkte er sich wieder, von meinem Fächer angezogen, als sei dieser ein Magnet.
»Nein, könnten wir nicht«, informierte ich ihn und verbeugte mich lächelnd in Richtung der ältlichen Damen MacNeil, die hinter ihm vorbeischlenderten. »Jede Ritze im Haus ist mit Menschen gefüllt. Dasselbe gilt für die Scheunen und Nebengebäude. Und falls du an ein Rendezvous unter einem Busch am Ufer gedacht hattest, vergiss es. Dieses Kleid hat ein verflixtes Vermögen gekostet.« Ein Vermögen in illegalem Whisky, aber dennoch ein Vermögen.
»Oh, das weiß ich sehr wohl.«
Sein Blick
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