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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Mann, der so gute Beziehungen auf höchster Ebene hat?«
    MacDonald sah ihn scharf an und wandte sich dann mit einem kurzen Schnauben ab.
    »Aye. Nun denn.«
    Sie schritten eine Zeit lang Seite an Seite einher, ohne etwas zu sagen, ein jeder mit seinen eigenen Überlegungen beschäftigt - ein jeder in dem vollen Bewusstsein, was für Überlegungen der andere hegte.
    Die Neuigkeit von den Verbindungen Bonnets hatte Vor- und Nachteile; einerseits würden sie wahrscheinlich die Suche nach dem Mann erleichtern. Andererseits würden diese Verbindungen die Lage beträchtlich verkomplizieren, wenn es daran ging, den Mann umzubringen. Das würde Jamie nicht aufhalten - und das war MacDonald eindeutig klar -, doch es musste zumindest bedacht werden.
    MacDonald selbst stellte ebenfalls eine beträchtliche Komplikation dar. Bonnets Geschäftspartner würden mit großem Interesse zur Kenntnis nehmen, dass jemand sie von der Quelle ihres Profits abschneiden wollte - und sie würden mehr als nur wahrscheinlich Schritte in die Wege leiten, um das zu verhindern. Außerdem würden sie gut für die Information bezahlen, dass ihre goldene Gans bedroht war; eine Aussicht, die MacDonald natürlich zu schätzen wusste.
    Doch es gab keine unmittelbare Möglichkeit, MacDonald zum Schweigen zu bringen; Jamie fehlten die Mittel, um ihm Schmiergeld zu zahlen, und das war sowieso ein unkluger Kurs, denn wer sich einmal kaufen ließ, hatte immer einen Preis.
    Er sah MacDonald an, der seinen Blick erwiderte, schwach lächelte und dann den Kopf abwandte. Nein, Einschüchterung brachte hier nichts, selbst wenn er bereit gewesen wäre, einen Mann zu bedrohen, der ihm einen Dienst erwiesen hatte. Aber was dann? Er konnte MacDonald kaum eins über den Schädel brummen, um zu verhindern, dass er Wright, Priestly oder Butler gegenüber plauderte.
    Nun, und wenn Bestechung oder Gewalt nicht in Frage kamen, konnte nur Erpressung dem Mann das Maul stopfen. Was wiederum ebenfalls mit Komplikationen verbunden war, insofern als er - im Moment - nichts wusste, womit er MacDonald hätte diskreditieren können. Ein Mann mit dem Lebensstil des Majors hatte mit Sicherheit seine Schwachstellen, doch sie zu finden... wie viel Zeit mochte ihm bleiben?
    Dieser Gedanke brachte ihn auf eine Idee.

    »Wie habt Ihr denn erfahren, dass ich an Neuigkeiten über Bonnet interessiert bin?«, fragte er abrupt und unterbrach MacDonalds Gedankengänge.
    MacDonald zuckte mit den Achseln und setzte sich Hut und Perücke fester auf.
    »Ich habe es aus einem halben Dutzend unterschiedlicher Quellen gehört, Sir, vom Wirtshaus bis hin zum Magistratengericht. Ich fürchte, Euer Interesse ist weithin bekannt. Nicht aber«, fügte er mit einem kalkulierenden Seitenblick hinzu, »der Grund dafür.«
    Jamie grunzte heftig auf. Was für ein zweischneidiges Schwert. Dadurch, dass er sein Netz weit ausgeworfen hatte, hatte er seinen Fisch bekommen - doch er hatte zweifellos auch Wellen aufgeworfen, die den Wal womöglich verscheuchten. Wenn die ganze Küste wusste, dass er Bonnet suchte - so wusste Bonnet es auch.
    Das konnte schlecht für ihn sein, vielleicht aber auch nicht. Wenn Brianna davon hörte - sie hatte ausdrücklich gewünscht, dass er Bonnet seinem Schicksal überließ. Das war natürlich Unsinn, doch er hatte nicht mit ihr darüber diskutiert, sondern ihr nur zugehört und dabei den Anschein erweckt, darüber nachzudenken. Sie brauchte schließlich nichts davon zu wissen, solange der Mann nicht unschädlich gemacht war. Doch wenn ihr verfrüht ein unachtsames Wort zu Ohren kam... Er hatte gerade begonnen, die Möglichkeiten abzuwägen, als MacDonald erneut das Wort ergriff.
    »Eure Tochter... das ist wohl Mrs. MacKenzie, nicht wahr?«
    »Spielt das eine Rolle?« Seine Worte waren kalt, und MacDonald presste kurz die Lippen zusammen.
    »Nein. Natürlich nicht. Es ist nur - ich habe mich ein wenig mit Mrs. MacKenzie unterhalten und fand sie sehr... charmant. Der Gedanke, dass...« Er brach ab und räusperte sich. »Ich habe selbst eine Tochter«, sagte er abrupt. Er blieb stehen und drehte Jamie das Gesicht zu.
    »Aye?« Jamie war nichts davon bekannt, dass der Major verheiratet war. Wahrscheinlich stimmte es ja auch gar nicht. »In Schottland?«
    »In England. Ihre Mutter ist Engländerin.« Die Kälte hatte die verwitterte Haut des Soldaten mit farbigen Streifen überzogen, die sich jetzt noch dunkler färbten. Doch MacDonalds blassblaue Augen hielten Jamies unverwandt fixiert.

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