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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ausgesucht scheußlicher, aber teurer Lampenschirm. Er blieb stehen, um ihr den Vortritt zu lassen, und biss sich auf die Innenseite der Wangen, als ihr fast anderthalb Meter breiter Rock vorübergehend in der neunzig Zentimeter breiten Tür stecken blieb. Doch sie wandte sich geschickt zur Seite und schob sich wie eine Krabbe in die Eingangshalle. Roger folgte ihr in respektvollem Abstand.
    Die Geige war verstummt, doch er konnte hören, dass irgendwo in der Nähe jemand unter Krächzen und Rumpeln Instrumente abstellte und sie stimmte. Sie waren im großen Salon, dessen Flügeltüren sich öffnen ließen, so dass die Tänzer das Foyer mitbenutzen konnten, wenn es an der Zeit war. Gegenwärtig befanden sich nur ganz wenige Gäste im Salon und unterhielten sich beiläufig.
    Roger kam an Ulysses vorbei, der am Kamin stand, makellos in Perücke und grüner Livree, ein Schüreisen in der Hand, während er zwei Dienstmädchen bei der Herstellung eines gigantischen Kübels mit frischem Rumpunsch überwachte. Sein Blick huschte automatisch zur Tür, registrierte Rogers Anwesenheit und Identität und widmete sich wieder seiner Beschäftigung.
    Die Musiker hockten am anderen Ende des Zimmers zusammen und warfen gelegentlich durstige Blicke zum Kamin, während sie ihre Instrumente bereit machten.

    »Was spielt Ihr uns denn heute?«, erkundigte sich Roger und blieb neben dem Geigenspieler stehen. Er lächelte, als der Mann sich zu ihm umdrehte. »Vielleicht >Ewie wi’ the Crooked Horn< oder >Shawn Bwee    »Ach du liebe Güte, Sir, nichts Kompliziertes.« Der Leiter des Ensembles, ein Ire, der an eine Grille erinnerte und dessen leuchtende Augen seinen krummen Rücken Lügen straften, wies mit einer Geste liebenswürdiger Verachtung auf seinen zusammengewürfelten Musikerhaufen.
    »Mehr als Jigs und Reels sind hier nicht drin. Bei den Tänzern aber auch nicht«, fügte er praktisch denkend hinzu. »Wir sind hier schließlich nicht in den feinen Salons von Dublin, nicht einmal in Edenton; ein guter Geigenspieler hält sie auf den Beinen bis zum Umfallen.«
    »Und der seid Ihr dann wohl?«, sagte Roger lächelnd und wies auf den angeschlagenen Geigenkasten, den der Dirigent zur Vorsicht auf eine Etagere gestellt hatte, damit niemand darauf trat oder sich darauf setzte.
    »Der bin ich dann wohl«, pflichtete der Herr ihm bei und verneigte sich elegant zur Bestätigung. »Seamus Hanlon, Sir - stets zu Diensten.«
    »Besten Dank, Sir. Roger MacKenzie aus Fraser’s Ridge.« Er erwiderte die Verbeugung und erfreute sich an der altmodischen Formalität. Er drückte Hanlon kurz die Hand und achtete dabei sorgsam auf die gekrümmten Finger und die knotigen Gelenke des Mannes. Hanlon sah, wie vorsichtig er mit der arthritischen Hand umging, und verzog missbilligend das Gesicht.
    »Ach, wenn sie erst mit einem guten Tropfen geschmiert sind, geht das schon, wirklich.« Hanlon ballte eine Hand versuchsweise zur Faust, dann schüttelte er die Finger, als betrachtete er das Thema als erledigt, und richtete seine leuchtenden Augen auf Roger.
    »Und Ihr, Sir; Ihr habt Schwielen an den Fingerspitzen. Vielleicht nicht die Geige, aber spielt Ihr vielleicht ein anderes Saiteninstrument?«
    »Nur zum abendlichen Zeitvertreib; mit Euch nicht zu vergleichen, Gentlemen.« Roger nickte dem Ensemble höflich zu, das jetzt vollends ausgepackt hatte und über ein lädiertes Cello, zwei Violen, eine Flöte sowie ein Instrument verfügte, das, wie er glaubte, seine Laufbahn als Jagdhorn begonnen hatte, in der Folge jedoch durch mehrere merkwürdige Rohrschleifen ergänzt worden war, die in unterschiedliche Richtungen abstanden.
    Hanlon betrachtete ihn aufmerksam und registrierte seine breite Brust.
    »Und hört euch seine Stimme an. Ihr seid doch bestimmt ein guter Sänger, nicht wahr, Mr. MacKenzie?«
    Rogers Antwort wurde durch einen lauten Rumms und ein schmerzvolles Plärren in seinem Rücken unterbrochen. Er wirbelte herum und sah, wie sich der Cellist wie eine Henne mit einem sehr großen Küken über seinem Instrument aufplusterte, um es vor weiteren Beschädigungen durch den Herrn zu behüten, der im Vorübergehen unachtsam dagegen getreten hatte.
    »Passt doch selber auf!«, schnappte der Cellist. »Trampel!«
    »Oh?« Der Eindringling, ein untersetzter Mann in einer Marineuniform,
funkelte den Cellisten drohend an. »Ihr wagt... wagt es, mit mir zu sch-sprechen...« Sein Gesicht war in einem ungesunden Rotton angelaufen, und er schwankte im

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