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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Anstrengung gegen den Schmerz an.
    »Das ist nicht nötig, a muirninn . Es ist nicht so schlimm.« Sie rieb sich vorsichtig die Schläfe, um ihre Frisur nicht zu zerstören, und strafte damit ihre Worte Lügen.
    Jemmys Mund ließ mit einem kurzen, milchigen Pop! von seinem Halt ab, und sein Kopf rollte zurück. Briannas Ellenbeuge war an der Stelle, wo sein Kopf gelegen hatte, heiß und verschwitzt; sein kleines Ohr war zerknittert und dunkelrot. Sie hob seinen schlaffen Körper an und seufzte erleichtert, als die kühle Luft ihre Haut berührte. Ein sanfter Rülpser blubberte mit ein wenig überschüssiger Milch aus seinem Mund, und er ließ sich an ihrer Schulter hängen wie ein halb gefüllter Wasserballon.
    »Satt, ja?« Jocasta hatte bei dem leisen Geräusch ihre blinden Augen auf Brianna und das Baby gerichtet und lächelte.
    »Zum Platzen«, versicherte ihr Brianna. Sie klopfte ihm auf seinen kleinen Rücken, um ganz sicher zu gehen, hörte jedoch nur das sanfte Seufzen schlaferfüllten Atems. Sie erhob sich, wischte ihm die Milch vom Kinn und legte das Baby bäuchlings in seine improvisierte Wiege, eine Schublade aus Jocastas Mahagonikommode, die auf dem Boden stand und dick mit Kissen und Quiltdecken ausgelegt war.
    Sie hängte das Schultertuch über die Rückenlehne des Sessels und erschauerte leicht, als sich ein Luftzug durch eine Lücke im Fensterrahmen zwängte. Da sie es nicht hatte riskieren wollen, dass ihr neues Kleid mit ausgespuckter Milch befleckt wurde, hatte sie Jemmy nur in Hemd und Strümpfen gestillt, und ihre nackten Unterarme überzogen sich mit Gänsehaut.
    Jocasta wandte den Kopf, als sie eine Holztür ächzen und Stoffe rascheln hörte, denn Brianna öffnete jetzt die Tür des großen Kleiderschrankes, holte
zwei Leinenunterröcke, ihr Korsett und ihr Kleid heraus und strich die weiche, hellblaue Wolle zufrieden glatt. Sie hatte das Tuch selbst gewebt und den Schnitt des Kleides selbst entworfen - wenn auch Mrs. Bug das Garn gesponnen hatte, Claire es mit Indigo und Steinbrech gefärbt und Marsali beim Nähen geholfen hatte.
    »Soll ich Phaedre zurückrufen, damit sie dir beim Ankleiden hilft?«
    »Nein, es geht schon, ich komme zurecht - wenn du mir bei den Schnüren hilfst?« Sie nahm die Dienste der Sklaven nur ungern in Anspruch, wenn es sich verhindern ließ. Die Unterröcke waren kein Problem; sie schlüpfte einfach nur nacheinander hinein und befestigte die Tunnelzüge an ihrer Taille. Doch das Korsett musste im Rücken verschnürt werden, und das Kleid selbst ebenfalls.
    Jocastas Augenbrauen waren immer noch dunkel und malten sich bronzen auf ihrer aprikosenfarbenen Haut ab. Sie hoben sich ein wenig, als ihre Nichte das Ansinnen äußerte, sie solle ihr beim Ankleiden helfen, doch Jocasta zögerte nur kurz und nickte dann. Sie wandte ihre blinden Augen dem Kamin zu und runzelte leicht die Stirn.
    »Der Junge steht doch nicht zu dicht am Feuer, oder? Es könnten Funken fliegen, aye?«
    Brianna wand sich in das Korsett und hob ihre Brüste in die schalenförmigen, stützenden Auswölbungen, dann zog sie das Kleid darüber.
    »Nein, er steht nicht zu nah am Feuer«, sagte sie geduldig. Sie hatte das Mieder vorn und an den Seiten mit leichten Fischbeinstäben ausgestattet. Sie drehte sich hin und her und bewunderte das Ergebnis in Jocastas langem Spiegel. Als sie im Spiegel das Stirnrunzeln ihrer Tante sah, verdrehte sie die Augen und zog die Schublade für den Fall des Falles ein Stückchen weiter vom Kamin fort.
    »Danke, dass du einer alten Frau diesen Gefallen tust«, sagte Jocasta trocken, als sie das hölzerne Schaben hörte.
    »Gern geschehen, Tante Jocasta«, erwiderte Brianna in einem Tonfall, der sowohl warm als auch entschuldigend klang. Sie legte ihrer Großtante eine Hand auf die Schulter, und Jocasta legte ihre lange Hand darüber und drückte sie sanft.
    »Nicht, dass ich dich für eine unachtsame Mutter halte, aye?«, sagte Jocasta. »Aber wenn du erst einmal so alt bist wie ich, wirst du vielleicht auch vorsichtig. Ich habe schon erlebt, wie Kindern Schreckliches widerfahren ist, verstehst du?«, sagte sie ein wenig sanfter. »Und ich würde lieber selbst verbrennen als mit anzusehen, wie deinem Prachtkerlchen etwas zustößt.«
    Sie trat hinter Brianna, und ihre Hand fuhr sacht über den Rücken ihrer Nichte und fand die Schnüre und Ösen ohne Schwierigkeiten.
    »Du hast deine alte Figur wieder«, sagte die alte Frau anerkennend, während ihre Hand flüchtig über

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