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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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unauffällig noch ein Stückchen weiter vom Feuer weg.
     
    Die Luft draußen war frisch und roch nach jungem Gras und Barbecuerauch. Sie verlockte Brianna, über die gepflasterten Wege zu hüpfen, und das Blut summte in ihren Adern. Sie konnte die Melodieläufe der Musik und den Klang von Rogers Stimme im Haus hören. Eine rasche Runde an der frischen Luft, dann würde sie hineingehen; vielleicht war Roger ja dann reif für eine Pause, und dann könnten sie...
    »Brianna!« Sie hörte ihren Namen, der von der anderen Seite der Mauer herüberzischte, die den Gemüsegarten umgab, und als sie sich aufgeschreckt umdrehte, sah sie, wie ihr Vater vorsichtig den Kopf um die Ecke steckte wie eine rote Schnecke. Er winkte sie mit einem Ruck seines Kinns zu sich und verschwand.
    Sie sah sich schnell um und überzeugte sich, dass niemand sie beobachtete, dann huschte sie hastig um die Mauer herum in den Schutz eines Beetes mit Karottensprösslingen. Dort hockte ihr Vater über dem reglosen Körper eines schwarzen Dienstmädchens, das mit der Haube im Gesicht auf einem alten Dunghaufen ausgebreitet lag.
    »Was in aller Welt-«, begann sie. Dann fing sie einen Hauch von Alkohol auf, der noch stärker war als die Gartengerüche nach Karottengrün und sonnengereiftem Pferdemist. »Oh.« Sie hockte sich neben ihren Vater, und ihre Röcke breiteten sich wie ein Ballon über den Backsteinpfad.
    »Es ist meine Schuld«, sagte er. »Zumindest teilweise. Ich habe einen halb
vollen Becher Punsch unter den Weiden stehen gelassen.« Er wies kopfnickend auf den Pfad, wo einer von Jocastas Punschbechern auf der Seite lag. Ein Tropfen der klebrigen Flüssigkeit hing immer noch an seinem Rand. »Sie muss ihn gefunden haben.«
    Brianna beugte sich über die Magd und roch am Saum ihrer zerknitterten Haube, die im Rhythmus ihres heftigen Schnarchens flatterte. Rumpunsch war der vorherrschende Geruch, doch außerdem nahm sie ein stark säuerliches Alearoma und das glatte Bouquet von Brandy wahr. Offensichtlich hatte die Sklavin emsig den Bodensatz aus den Bechern geschlürft, die sie zum Spülen einsammelte.
    Sie hob vorsichtig den Rüschensaum der Haube an. Es war Betty, eines der älteren Dienstmädchen. Im Alkoholrausch waren ihre Lippen erschlafft, und ihr Mund hing offen.
    »Aye, es war nicht ihr erster halber Becher«, sagte Jamie bei ihrem Anblick. »Sie muss sturzbetrunken gewesen sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie es geschafft hat, sich in diesem Zustand so weit vom Haus zu entfernen.«
    Brianna sah sich stirnrunzelnd um. Der ummauerte Gemüsegarten war zwar nicht weit vom Küchenhaus entfernt, aber gute dreihundert Meter vom Herrenhaus, von dem er durch eine Rhododendronhecke und eine Reihe von Blumenbeeten getrennt war.
    »Nicht nur wie«, sagte Brianna und tippte sich verwundert mit dem Finger an die Lippe. »Warum?«
    »Was?« Er hatte den Blick stirnrunzelnd auf die Magd gerichtet gehabt, doch angesichts von Briannas Tonfall blickte er auf. Sie erhob sich und sah die schnarchende Frau mit schief gelegtem Kopf an.
    » Warum ist sie hier her gekommen? Es sieht doch so aus, als hätte sie schon den ganzen Tag getrunken - und sie kann nicht mit jedem Becher an diesen Fleck gelaufen sein; das wäre irgendjemandem aufgefallen. Und warum sollte sie sich diese Mühe auch machen, wenn es andere Möglichkeiten gab, unbemerkt zu bleiben. Wenn ich Reste trinken wollte, würde ich dazu einfach dort unter den Weiden bleiben.«
    Ihr Vater warf ihr einen erschrockenen Blick zu, der sogleich einem Ausdruck trockener Belustigung wich.
    »So, das würdest du also? Aye, gute Idee. Aber vielleicht war der Becher noch so voll, dass sie ihn in Ruhe genießen wollte.«
    »Vielleicht. Aber es gibt doch Verstecke, die näher am Fluss liegen als dieses hier.« Sie streckte die Hand aus und hob den leeren Becher auf. »Was hattest du denn getrunken, Rumpunsch?«
    »Nein, Brandy.«
    »Dann war es nicht dein Becher, der ihr den Rest gegeben hat.« Sie hielt ihm den Becher hin und neigte ihn so, dass er den dunklen Bodensatz sehen konnte. Jocastas Rumpunsch wurde nicht nur aus den üblichen Zutaten - Rum,
Zucker und Butter - hergestellt, sondern zusätzlich mit getrockneten Johannisbeeren, und das Ganze wurde mit einem heißen Schüreisen umgerührt. Das Ergebnis war nicht nur dunkelbraun gefärbt, sondern hinterließ auch schwere Sedimente in den Bechern - winzige Rußpartikel, Absonderungen des Schüreisens und verkohlte Überreste angebrannter

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