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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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niemand gefehlt, und die meisten waren nüchtern. Ein paar von den Frauen haben aber eingeräumt, dass Betty bei Gesellschaften gern ins Glas schaut.«
    »Um es milde auszudrücken, wenn man deinen Pa hört. Er hat gesagt, sie hat unerträglich gestunken, und zwar nicht nur vom Alkohol.« Etwas Kleines, Dunkles hüpfte vor ihm auf den Weg. Ein Frosch; er konnte das Gequake im Eichenhain hören.
    »Mmm. Mama sagt, später kam sie ihr okay vor, obwohl Dr. Fentiman sich nicht davon abbringen ließ, sie zur Ader zu lassen.« Sie erschauerte leicht und zog mit einer Hand ihr Schultertuch fest. »Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich an den Doktor denke. Er sieht aus wie ein kleiner Kobold, und er hat die klammsten Hände, die ich je gespürt habe. Und er riecht furchtbar, wo wir gerade von Gestank reden.«
    »Ich habe das Vergnügen noch nicht gehabt«, sagte Roger belustigt. »Komm mit.« Er schob den Vorhang aus herabhängenden Weidenzweigen beiseite - vorsichtig, für den Fall, dass ihnen ein anderes Liebespaar auf der Steinbank zuvor gekommen war -, doch alles war ruhig. Alle Welt tanzte, aß und trank oben im Haus, wo man für später plante, dem Hochzeitspaar ein Ständchen zu bringen. Lieber Duncan und Jocasta als uns, dachte er und verdrehte die Augen bei dem Gedanken an einige der Vorschläge, die ihm zu Ohren gekommen waren. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er brennendes Interesse an dieser Art von Katzenmusik gehabt und ihre Wurzeln bis hin zu den Sitten der Highlands und der Franzosen verfolgt - aber jetzt, verdammt noch mal, nicht.
    Unter den Weiden kam es ihm plötzlich still vor, denn das Rauschen des Wassers und das monotone Gezirpe der Frösche übertönte den Großteil des Lärms aus dem Haus. Außerdem war es stockfinster, und Brianna tastete sich vorsichtig zu der Bank vor, um ihr Tablett abzustellen.

    Roger schloss die Augen und zählte bis dreißig; als er sie wieder öffnete, konnte er zumindest Briannas Umriss vor dem Hintergrund des gedämpften Lichtes ausmachen, das durch die Zweige der Weide drang, und er konnte die Bank als waagerechte Linie erkennen. Er stellte die Gläser hin und füllte sie mit Wein. Der Flaschenhals stieß leise klirrend gegen die Gläser, während er sich tastend orientierte.
    Er streckte eine Hand aus und fuhr an ihrem Arm entlang, bis er ihre Hand fand und ihr gefahrlos das volle Glas reichen konnte. Dann hob er sein eigenes Glas und prostete ihr zu.
    »Auf die Schönheit«, sagte er und ließ sein Lächeln in seiner Stimme mitklingen.
    »Auf die Zurückgezogenheit«, sagte sie, prostete ihm ebenfalls zu und trank. »Oh, das tut gut«, sagte sie kurz darauf mit leicht verträumter Stimme. »Ich habe keinen Wein mehr getrunken seit... seit einem Jahr? Nein, fast zwei. Vor Jemmys Geburt. Eigentlich sogar seit...« Ihre Stimme brach abrupt ab, dann fuhr sie langsamer fort. »Seit unserer ersten Hochzeitsnacht. In Wilmington, weißt du noch.«
    »Ja.« Er streckte die Hand aus, legte sie an ihre Wange und fuhr sanft mit dem Daumen über ihre Gesichtsknochen. Kein Wunder, dass sie jetzt an diese Nacht dachte. Sie hatte damals unter den tief hängenden Ästen einer riesigen Rosskastanie begonnen, die sie vom Lärmen und dem Licht eines nahe gelegenen Wirtshauses abgeschirmt hatte. Ihre gegenwärtige Situation erinnerte seltsam anrührend an jene dunklen, verborgenen Heimlichkeiten - und der Lärm der vor Lust halb tollen Frösche ersetzte die Wirtshausgeräusche.
    Doch es war eine heiße Nacht gewesen, so schwül und feucht, dass ein Körper mit dem anderen verschmolz. Jetzt war es so kühl, dass sein Körper sich nach der Wärme des ihren sehnte, und der Duft, der sie umschloss, war der Frühlingsduft grüner Blätter und fließenden Flusswassers, nicht der stickige Geruch von Laubkompost und Uferschlamm.
    »Glaubst du, sie schlafen zusammen?«, fragte Brianna. Sie klang ein wenig atemlos; vielleicht lag es ja am Wein.
    »Wer? Oh, du meinst Jocasta und Duncan? Warum nicht. Sie sind doch ein Ehepaar.« Er leerte sein Glas und setzte es mit einem leisen Klirren auf der Steinbank ab.
    »Es war eine schöne Trauung, nicht wahr?« Sie leistete keinen Widerstand, als er ihr das Glas aus der Hand nahm und es neben das seine stellte. »Still, aber wirklich nett.«
    »Aye, sehr nett.« Er küsste sie sanft und hielt sie dicht an sich gedrückt. Er konnte das Zickzackmuster der Schnüre im Rücken ihres Mieders unter dem dünnen, gestrickten Schultertuch spüren.
    »Mmm. Du schmeckst

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