Das Flammende Kreuz
angefangen zu husten, dass Teresa meinte, wir sollten besser Dr. Fentiman holen, aber ich habe gesagt...«
»Dr. Fentiman!«
Brianna verschwand raschelnd zwischen den Weidenzweigen, und er hörte das hastige Klopfen ihrer Schuhe auf dem Boden, als sie auf das Haus zurannte, dicht gefolgt von Phaedre.
Roger erhob sich und blieb stehen, die Hand an den Knöpfen seiner Hose. Die Versuchung war groß; es würde nicht mehr als eine Minute dauern - in seinem gegenwärtigen Zustand wahrscheinlich sogar weniger. Aber nein, möglich, dass Brianna ihn brauchte, um mit Fentiman fertig zu werden. Die Vorstellung, dass der Doktor sich mit seinen verschmierten Instrumenten an Jemmys Babyhaut vergriff, reichte aus, und schon rannte er krachend durchs Gebüsch und nahm die Verfolgung auf. Die Liste der Venus würde warten müssen.
Er fand Brianna und Jemmy in Jocastas Boudoir. Sie bildeten das Zentrum einer kleinen Traube von Frauen, die bei seinem Erscheinen allesamt überraschte - manche sogar leicht schockierte - Gesichter machten. Er ignorierte
die hochgezogenen Augenbrauen und Entrüstungslaute und drängte sich zwischen den Röcken hindurch zu Brianna vor.
Der kleine Kerl sah wirklich nicht gut aus, und Roger spürte, wie die Angst seinen Magen umklammerte. Himmel, wie konnte das so schnell gehen? Er hatte Jemmy doch noch vor ein paar Stunden bei der Trauung gesehen, wo er rosig und niedlich in seiner improvisierten Wiege zusammengerollt gelegen hatte, und zuvor beim Fest war er ganz der freundlich quäkende Alte gewesen. Jetzt lag er leise jammernd mit roten Wangen und schweren Augenlidern an Briannas Schulter, und klarer Schleim triefte ihm aus der Nase.
»Wie geht es ihm?« Er streckte die Hand aus und berührte eine der roten Wangen sanft mit dem Handrücken. Gott, wie heiß er war!
»Er ist krank«, sagte Brianna gereizt. Wie zur Bestätigung begann Jemmy zu husten, ein grauenvolles Geräusch, laut, aber halb erstickt wie ein Seehund, der sich an einem Fisch verschluckt. Das Blut stieg ihm in sein bereits gerötetes Gesicht, und seine runden, blauen Augen quollen vor Anstrengung vor, als er zwischen den Krämpfen versuchte, Luft zu holen.
»Mist«, knurrte Roger. »Was machen wir denn jetzt?«
»Kaltes Wasser«, sagte eine der Frauen an seiner Seite gebieterisch. »Haltet ihn ganz in eine Wanne mit kaltem Wasser, und lasst ihn noch mehr davon trinken.«
»Nein! Lieber Himmel, Mary, du bringst das Kind noch um.« Eine andere junge Mutter streckte die Hand aus, um Jemmys bebenden Rücken zu tätscheln. »Es ist Krupp; meine Kinder haben es auch schon ein paar Mal gehabt. Klein geschnittenen Knoblauch, aufgewärmt unter seine Fußsohlen«, sagte sie zu Brianna. »Das hilft manchmal.«
»Und wenn es nicht funktioniert?«, fragte eine andere Frau skeptisch. Die erste Frau rümpfte die Nase, und ihre Freundin fiel hilfsbereit ein.
»Johanna Richards hat zwei Babys durch Krupp verloren. Einfach so!« Sie schnippte mit den Fingern, und Brianna zuckte zusammen, als käme das Geräusch von ihren eigenen, knackenden Knochen.
»Was jammern wir hier so herum, wo wir doch einen Medico zur Hand haben? Du da, geh und hole Dr. Fentiman! Hatte ich das nicht schon gesagt?« Eine der Frauen wandte sich mit einem scharfen Händeklatschen an Phaedre, die sich an die Wand drückte und Jemmy nicht aus den Augen ließ. Doch bevor sie sich gehorsam in Bewegung setzen konnte, fuhr Briannas Kopf auf.
»Nein! Nicht ihn, das kommt nicht in Frage.« Sie funkelte die Frauen an, dann warf sie Roger einen flehenden Blick zu. »Such Mama für mich. Schnell!«
Er drehte sich um und schob sich an den Frauen vorbei, für den Augenblick etwas beruhigter, weil er in der Lage war, etwas zu tun. Wo war Claire wohl am wahrscheinlichsten? Hilf mir , dachte er, hilf mir, sie zu finden , hilf,
dass ihm nichts passiert . Er richtete sein zusammenhangloses Gebet an den erstbesten, der ihm zuhören mochte - Gott, den Reverend, Mrs. Graham, St. Bride, Claire selbst; er war nicht wählerisch.
Er donnerte über die Vordertreppe ins Foyer hinunter, wo Claire schon auf ihn zugeeilt kam. Man hatte sie schon informiert; sie warf ihm einen raschen Blick zu, wies mit dem Kinn nach oben und fragte: »Jemmy?«, und kaum hatte er atemlos genickt, war sie schon die Treppe hinauf gehuscht, und ein ganzes Foyer voller Leute gaffte ihr nach.
Er holte sie oben im Flur ein und kam noch rechtzeitig, um ihr die Tür zu öffnen - und einen unverdienten, aber
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