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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erfüllte. »Ich kann mich daran erinnern, wie ich in meinem Kinderbett gelegen habe, eine Decke über meinem Kopf. Meine Mutter hat irgendetwas in heißes Wasser geworfen - es roch genauso wie das hier. Darum kam es mir so bekannt vor.«
    »Oh.« Dieser Gedanke schien sie zu beruhigen. »Hast du Krupp gehabt, als du klein warst?«
    »Ich nehme es an - obwohl ich mich nicht daran erinnern kann. Nur an den Geruch.« Der Dampf erfüllte jetzt das ganze Zelt, feucht und durchdringend. Er holte tief Luft und füllte sich die Lungen damit, dann tätschelte er Briannas Bein.
    »Keine Sorge, das wird ihm helfen«, sagte er.
    Jemmy begann prompt, sich unter weiteren Seehundsgeräuschen die Lungen aus dem Hals zu husten, doch es klang jetzt schon weniger alarmierend. Ob es an der Dunkelheit, dem Geruch oder einfach nur an der vertrauten Geräuschkulisse der Küche außerhalb des Zeltes lag, in der die Sklaven die Arbeit wieder aufgenommen hatten, jedenfalls kam ihm alles ruhiger vor. Er hörte, wie auch Brianna tief ein- und dann wieder ausatmete, und er spürte, wie sich ihr Körper fast unmerklich verlagerte, als sie sich entspannte und Jemmy den Rücken tätschelte.
    Eine Zeit lang saßen sie schweigend da und hörten zu, wie Jemmy hustete, pfiff, keuchte, hustete und schließlich mit einem leisen Schluckauf wieder zu Atem kam. Er hatte aufgehört zu jammern, und die Nähe seiner Eltern schien ihn zu beruhigen.
    Roger hatte den Korken des Kampherglases fallen gelassen; er tastete auf dem Boden herum, bis er ihn fand, und drückte ihn dann wieder in die Öffnung.
    »Ich frage mich, was deine Mutter mit ihren Ringen gemacht hat?«, sagte er auf der Suche nach einem unkomplizierten Gesprächsthema, mit dem er das dampferfüllte Schweigen brechen konnte.

    »Warum sollte sie etwas damit gemacht haben?« Brianna strich sich eine Haarlocke zurück; sie hatte sich das Haar für den Abend hochgesteckt, doch es glitt jetzt nach und nach aus den Haarnadeln heraus und klebte sich feucht an ihr Gesicht.
    »Sie hatte sie nicht an, als sie mir die Sachen gegeben hat.« Er wies auf das Kampherglas, das er in die Nähe der Wand gestellt hatte, wo es keinen Schaden nehmen konnte. Er konnte sich deutlich an Claires Hände erinnern, deren Finger lang, weiß und nackt gewesen waren; sie waren ihm aufgefallen, weil er ihre Hände noch nie ohne ihre Ringe aus Gold und Silber gesehen hatte.
    »Bist du sicher? Sie zieht sie niemals aus - es sei denn, um irgendetwas wahrhaft Scheußliches zu tun.« Sie kicherte, ein nervöses, unerwartetes Geräusch. »Das letzte Mal, an das ich mich erinnern kann, war, als Jemmy sein Dingsda in den Nachttopf geworfen hat.«
    Roger prustete belustigt los. Besagtes Dingsda war der Eisenring - ursprünglich dazu gedacht, Rindviecher an der Nase herumzuführen -, auf dem Jemmy so gern herumkaute. Es war sein Lieblingsspielzeug, ohne das er nicht gern zu Bett ging.
    »Di-da?« Jemmy hob den Kopf, die Augen halb geschlossen. Sein Atem war immer noch belegt, doch er begann, Interesse an anderen Dingen als seinem eigenen Unwohlsein zu zeigen. »Di-da!«
    »Huch, das hätte ich wohl besser nicht gesagt.« Brianna schüttelte ihn sanft auf ihrem Knie und begann, leise vor sich hinzusingen, um ihn abzulenken.
    »In a can-yon, in a ca-vern, exca-va-ting for a mine... Dwelt a mi-ner, forty-nin-er, and his daugh-ter, Clementine...«
    Die dunkle Abgeschlossenheit des Zeltes erinnerte Roger an etwas; er begriff, dass es etwas von der friedlichen Abgeschiedenheit der Bank unter den Weiden an sich hatte - obwohl es hier sehr viel heißer war. Das Leinen seines Hemdes hing ihm bereits schlaff um die Schultern, und er konnte spüren, wie ihm an der Stelle, wo er das Haar im Nacken zusammengebunden hatte, der Schweiß über den Rücken lief.
    »Hey.« Er stieß Briannas Bein an. »Willst du nicht nach oben gehen und dein neues Kleid ausziehen? Wenn du hier noch lange bleibst, ruinierst du es dir nur.«
    »Oh. Na ja...« Sie zögerte und biss sich auf die Lippe. »Nein, ich bleibe hier. Es geht schon.«
    Er erhob sich, stand gebückt unter den Zeltdecken und nahm ihr das hustende, gurgelnde Kind vom Schoß.
    »Geh«, sagte er bestimmt. »Du kannst ihm sein D- sein du-weißt-schonwas holen. Und mach dir keine Sorgen. Man kann merken, dass es hilft - der Dampf. Gleich geht es ihm wieder gut.«
    Er musste noch ein wenig mehr Überzeugungskraft aufbringen, doch
schließlich war sie einverstanden, und Roger setzte sich auf den verlassenen

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