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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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abwechselnd jeden Muskel - und brachte es dennoch nicht fertig, still zu halten.
    Schließlich ließ ich mich vorsichtig aus dem Bett gleiten, warf noch einen Blick auf meine Bettgefährtinnen, die friedlich wie eine Reihe parfümierter Würstchen vor sich hin schlummerten, und schlich mich zur Tür. Geräuschlos öffnete ich die Tür und blinzelte in den Flur hinaus. Es war entweder sehr spät oder ganz früh; das große Fenster am Ende des Korridors hatte sich grau gefärbt, doch die letzten Sterne waren immer noch zu sehen, verschwindende Pünktchen auf dem holzkohlefarbenen Satin des Himmels.
    Abseits der gestauten Körperwärme der Frauen war es kalt im Flur, doch die Kühle war mir nur lieb; mein Blut pulsierte dicht unter meiner Haut, und ich glühte vor Hitze und Aufregung. Ich tappte leise durch den Flur zur Hintertreppe, um mich ins Freie zu flüchten und frische Luft zu schnappen.
    An der oberen Treppenstufe erstarrte ich. Ein Mann stand am Fuß der Treppe, eine hoch gewachsene, schwarze Silhouette vor den Scheiben der zweiflügeligen Glastür. Ich glaubte nicht, dass ich ein Geräusch gemacht hatte, doch er drehte sich blitzartig um und hob mir das Gesicht entgegen. Trotz des schlechten Lichtes wusste ich sofort, dass es Jamie war.
    Er hatte nach wie vor dieselben Kleider an, die er am Abend zuvor getragen hatte - Rock und Weste, Rüschenhemd und gegürtetes Plaid. Doch das Hemd stand am Hals offen, Rock und Weste waren aufgeknöpft und verrutscht. Ich konnte einen schmalen Streifen aus weißem Leinen sehen, über dem sich die Haut seines Halses dunkel abmalte. Sein Zopf hatte sich aufgelöst; er war sich mit den Händen durch das Haar gefahren.
    »Komm zu mir herunter«, sagte er leise.
    Ich zögerte und sah mich um. Aus dem Zimmer, aus dem ich kam, ertönte ein damenhafter Schnarchchor. Am anderen Ende des Flurs schliefen ein paar Sklaven zusammengerollt unter Decken, doch keiner von ihnen bewegte sich.
    Ich wandte mich wieder um. Er sagte nichts mehr, sondern hob zwei Finger und winkte mir damit. Der Duft von Rauch und Whisky erfüllte das Treppenhaus.
    Das Blut dröhnte mir in den Ohren - und anderswo. Mein Gesicht war rot angelaufen, mein Haar an den Schläfen und im Nacken feucht; kühle
Luft kroch mir unter mein Hemd und berührte den feuchten Fleck am Beginn meiner Wirbelsäule, den schlüpfrigen Film an der Stelle, wo meine Oberschenkel sich aneinander rieben.
    Ich stieg langsam und vorsichtig hinunter und versuchte zu vermeiden, dass die Treppe unter meinen nackten Füßen knarrte. Das Haus schlief noch, und das Treppenhaus war von einem grauen Licht erfüllt, das so zerbrechlich schien wie Rauchglas. Ein plötzliches Geräusch, eine vorschnelle Bewegung, so glaubte ich, und schon würde irgendetwas unter meinen Füßen explodieren, blitzend wie eine zerplatzende Glühbirne.
    Er hielt die Augen fest auf mich gerichtet, dunkle Dreiecke im blasseren Dunkel seines Gesichtes. Er starrte mich mit brennender Intensität an, als wollte er mich allein durch die Macht seines Blickes die Treppe hinunterziehen.
    Auf der letzten Stufe blieb ich stehen. Er hatte kein Blut an den Kleidern; Gott sei Dank.
    Nicht, dass ich Jamie noch nie betrunken gesehen hatte. Kein Wunder, dass er nicht zu mir die Treppe herauf gekommen war. Er war offensichtlich ziemlich betrunken, und doch war da noch etwas ganz anderes. Er stand felsenfest da, die Beine gespreizt, und nur eine gewisse Vorsicht in der Art, wie er den Kopf bewegte, um mich anzusehen, verriet seinen Zustand.
    »Was -«, setzte ich flüsternd an.
    »Komm her«, sagte er. Seine Stimme war leise, rau vor Schlafmangel und Whisky.
    Mir blieb weder Zeit zu antworten noch dazu, ihm Folge zu leisten; er ergriff meinen Arm und zog mich zu sich, dann hob er mich von der letzten Stufe, presste mich an sich und küsste mich. Es war ein ausgesprochen verstörender Kuss, so als wüsste sein Mund viel zu gut über den meinen Bescheid und könnte mein Vergnügen erzwingen, ganz gleich, wonach mir selbst zumute war.
    Sein Haar roch nach dem Rauch einer langen Nacht - Tabak, Holzrauch und Bienenwachskerzen. Er schmeckte so kräftig nach Whisky, dass mir schwindelig wurde, als ob der Alkohol in seinem Blut an den Stellen, wo sich unsere Haut berührte, und durch die versiegelten Membranen unserer Münder in das meine überging. Und noch etwas sickerte von ihm zu mir hinüber - ein Gefühl überwältigender Lust, so blind, wie sie gefährlich war.
    Ich hätte gern mit ihm

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