Das Flammende Kreuz
roten Ziegelboden des Stalles kroch. Mein Herz hämmerte immer noch in meinen Ohren, mein Blut lief kribbelnd durch Haut und Schläfen, Oberschenkel und Finger, doch ich fühlte mich irgendwie losgelöst von diesen Empfindungen, so als gehörten sie zu jemand anderem. Ich fühlte mich unwirklich - und ein wenig schockiert.
Meine Wange lag flach auf seiner Brust. Im offenen Halsausschnitt seines Hemdes konnte ich die verblassende Röte seiner Haut und die drahtigen, gelockten Haare sehen, deren Auberginenfarbe so dunkel war, dass sie im gedämpften Licht fast schwarz wirkten.
Sein Puls schlug in der Mulde an seinem Hals, keine drei Zentimeter von meiner Hand entfernt. Ich hätte am liebsten die Finger darauf gelegt, um das Echo seines Herzschlags in meinem Blut zu spüren. Doch ich fühlte mich merkwürdig schüchtern, als sei eine solche Geste viel zu intim. Was natürlich angesichts dessen, was wir gerade miteinander getrieben hatten, vollkommen lächerlich war.
Ich bewegte meinen Zeigefinger, nur ein kleines bisschen, so dass meine Fingerspitze die winzige, dreieckige Narbe an seinem Hals streifte; ein verblichener, weißer Knoten, bleich auf seiner bronzenen Haut.
Sein Atemrhythmus stockte kurz, doch er bewegte sich nicht. Er hatte den Arm um mich gelegt, seine Hand in meinem Kreuz gespreizt. Zwei Atemzüge, drei... und dann der schwache Druck einer Fingerspitze gegen meine Wirbelsäule.
Wir lagen schweigend da, atmeten flach und konzentrierten uns beide auf
die zarte Bestätigung unserer Verbindung - doch keiner von uns sprach oder regte sich, denn als jetzt unser Verstand wieder zu arbeiten begann, regte sich bei uns beiden eine leichte Verlegenheit angesichts dessen, was wir gerade getan hatten.
Doch dann brachte mich der Klang von Stimmen, die auf den Stall zukamen, wie elektrisiert in Bewegung. Ich setzte mich abrupt auf, zerrte mir das Hemd über die Schultern und fing an, mir das Stroh aus den Haaren zu zupfen. Jamie rollte sich mit dem Rücken zu mir auf die Knie hoch und begann, sich hastig die Hemdschöße in den Gürtel zu stecken.
Die Stimmen draußen verstummten abrupt, und wir erstarrten. Es folgte ein kurzes, geladenes Schweigen und dann das Geräusch von Schritten, die sich vorsichtig zurückzogen. Ich hörte auf, die Luft anzuhalten, und spürte, wie mein rasender Herzschlag sich allmählich verlangsamte. Der Stall war vom Rascheln und Wiehern der Pferde erfüllt, die die Stimmen und die Schritte ebenfalls gehört hatten. Sie wurden langsam hungrig.
»Dann hast du also gewonnen«, sagte ich an Jamies Rücken gerichtet. Meine Stimme hörte sich seltsam an, so als hätte ich sie schon lange nicht mehr benutzt.
»Das habe ich dir doch versprochen.« Er sprach leise und hatte den Kopf gesenkt, während er die Falten seines Plaids neu arrangierte.
Ich stand auf, und weil mir etwas schwindelig war, lehnte ich mich an die Wand, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten, während ich mir Sand und Stroh von den Füßen strich. Die rauen Ziegelsteine in meinem Rücken riefen mir das Geschehen noch einmal lebhaft in Erinnerung, und ich breitete meine Hände dagegen, um mich gegen den Ansturm der erinnerten Empfindungen abzustemmen.
»Geht es dir nicht gut, Sassenach?« Er spürte meine Bewegung und wandte scharf den Kopf, um zu mir aufzublicken.
»Doch. Doch«, erwiderte ich. »Bestens. Ganz... es geht mir bestens. Und dir?«
Er sah bleich und zerzaust aus; sein Gesicht war voller Bartstoppeln und hohlwangig vor Anstrengung, und nach der langen, schlaflosen Nacht hatte er schwarze Ränder unter den Augen. Er begegnete kurz meinem Blick, dann wandte er die Augen ab. Ein Hauch von Farbe zeigte sich auf seinen Wangenknochen, und er schluckte hörbar.
»Ich -«, begann er, dann brach er ab. Er stand auf und trat vor mich hin. Sein Zopf hatte sich aufgelöst, und sein Haar lag in Strähnen auf seinen Schultern ausgebreitet und schimmerte rot, als das Licht der Tür ihn traf.
»Du hasst mich nicht?«, fragte er abrupt. Ich lachte vollkommen überrascht auf.
»Nein«, sagte ich. »Meinst du, das sollte ich?«
Sein Mund zuckte sacht, und er rieb sich mit den Fingerknöcheln darüber und fuhr sich kratzend über die Bartstoppeln.
»Nun ja, vielleicht«, murmelte er. »Aber ich bin froh, wenn du es nicht tust.«
Er nahm meine Hände behutsam in die seinen und rieb mit dem Daumen über das Knotenmuster meines Silberringes. Seine Hände waren kalt von der Kühle der Morgendämmerung.
»Wie kommst du
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