Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
nur auf den Gedanken, dass ich dich hassen könnte?«, fragte ich. »Etwa wegen der Ringe?« Natürlich hätte ich mich aufgeregt und wäre wütend auf ihn gewesen, wenn er einen davon verloren hätte. Da das aber nicht geschehen war... Und natürlich war er daran schuld gewesen, dass ich mich die ganze Nacht besorgt gefragt hatte, wo er war und was er tat, ganz zu schweigen davon, in mein Zimmer zu schleichen und meinen Füßen unanständige Avancen zu machen. Vielleicht hatte ich ja doch Grund, wütend auf ihn zu sein.
    »Nun, erstens wegen der Ringe«, sagte er trocken. »Es ist schon lange nicht mehr vorgekommen, dass mein Stolz mit mir durchgegangen ist, aber ich konnte mich anscheinend nicht beherrschen, als dieser Wicht Philip Wylie sich angemaßt hat, deine Brüste anzugaffen und -«
    »Hat er das?« Das war mir gar nicht aufgefallen.
    »Das hat er«, sagte Jamie und machte ein finsteres Gesicht. Dann ließ er Wylie Wylie sein und kehrte zum Katalog seiner eigenen Sünden zurück.
    »Und dich dann im Hemd aus dem Haus zu zerren und wie von Sinnen wie ein Tier über dich herzufallen -« Er berührte sanft meinen Hals, wo ich immer noch das Kribbeln der wunden Stelle spürte, an der er mich gebissen hatte.
    »Oh. Nun, das hat mir, ehrlich gesagt, gefallen.«
    »Ach ja?« Er riss in plötzlicher Verblüffung die Augen auf.
    »Ja. Obwohl ich sehr befürchte, dass ich blaue Flecken am Hintern habe.«
    »Oh.« Er sah zu Boden, anscheinend verlegen, obwohl sein Mundwinkel leicht zuckte. »Das tut mir Leid. Als ich fertig war - beim Whist, meine ich -, habe ich an nichts anderes gedacht als dich zu finden, Sassenach. Ich bin diese Treppe ein Dutzend Mal hinauf und wieder heruntergestiegen, zu deiner Tür und wieder zurück.«
    »Oh, wirklich?« Es freute mich, das zu hören, da es die Chancen zu vergrößern schien, dass tatsächlich er mein mitternächtlicher Besucher gewesen war.
    Er ergriff eine Strähne meines verwüsteten Haars und fuhr sanft mit den Fingern hindurch.
    »Ich wusste, dass an Schlaf nicht zu denken war, und dachte, gut, dann gehe ich eben eine Weile draußen in der Nacht spazieren, und das habe ich auch getan - aber dann habe ich mich wieder vor deinem Zimmer wiedergefunden, ohne zu wissen, wie ich dort hingekommen war, und mein einziger Gedanke war, wie ich zu dir gelangen konnte - wie ich dich beschwören könnte, zu mir herauszukommen, nehme ich an.«

    Nun, das erklärte dann auch meine Träume von wilden Hengsten, dachte ich. Die Stelle, wo er mich gebissen hatte, pulsierte schwach. Und wohin hatte er mich gebracht? In einen Stall. König von Irland, fürwahr.
    Er drückte sacht meine Hände.
    »Ich war mir einfach sicher, dass die Stärke meines Verlangens dich wecken musste. Und dann bist du tatsächlich gekommen...« Er hielt inne und sah mich an. Seine Augen waren sanft und dunkel geworden. »Himmel, Claire, du warst so schön da auf der Treppe mit deinem offenen Haar und dem Schatten deines Körpers im Gegenlicht...« Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich dachte, ich würde sterben, wenn ich dich nicht bekam«, sagte er leise. »Auf der Stelle.«
    Ich streckte die Hand aus, um sein Gesicht zu streicheln, sein Bart ein Teppich aus weichen Borsten unter meiner Hand.
    »Ich würde nicht wollen, dass du stirbst«, flüsterte ich und steckte ihm eine Haarlocke hinter das Ohr.
    Dann lächelten wir einander an, doch jedes eventuelle weitere Wort wurde durch ein lautes Wiehern eines der Pferde unterbrochen, gefolgt von Stampfgeräuschen. Wir verhinderten, dass sie ihr Frühstück bekamen.
    Ich ließ meine Hand sinken, und Jamie bückte sich, um seinen Rock aufzuheben, der halb vergraben im Stroh lag. Er verlor zwar nicht das Gleichgewicht, als er sich niederbeugte, doch ich sah, wie er zusammenzuckte, als ihm das Blut in den Kopf schoss.
    »Hast du letzte Nacht sehr viel getrunken?«, fragte ich angesichts dieser Symptome.
    »Aye, literweise«, sagte er reumütig. »Merkt man das?«
    Auch ein sehr viel weniger erfahrener Mensch als ich hätte es aus einer Entfernung von etwa einer halben Meile gemerkt; von den offensichtlicheren Anzeichen eines frischen Rausches ganz abgesehen, roch er wie eine ganze Destillerie.
    »Deinem Geschick beim Kartenspiel hat es ja offenbar nicht geschadet«, sagte ich taktvoll. »Oder war Philip Wylie genauso mitgenommen?«
    Er machte ein überraschtes und etwas beleidigtes Gesicht.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich mich während des Spiels betrunken habe, oder? Wo

Weitere Kostenlose Bücher