Das Flammende Kreuz
Finger Briannas ausgeprägte Wangenknochen, ihre breiten Lippen und die lange, gerade Nase betasteten und der feuchten Spur auf ihrer Wange folgten.
» Aye, a leannan «, sagte sie leise. »Du weißt, was ich meine. Und weißt du jetzt auch, warum ich dir dies alles hier vererben wollte - oder jemandem von deinem Blut?«
Jamie hustete und fiel ein, bevor Brianna antworten konnte.
»Aye«, sagte er nüchtern. »Was war es nun also, was du heute Abend dem Iren erzählt hast? Doch sicher nicht die ganze Geschichte - sondern dass du kein Gold hier hast?«
Jocasta ließ die Hände von Briannas Gesicht sinken, und sie wandte sich Jamie zu.
»Aye, das habe ich ihnen gesagt. Ihm. Habe ihm gesagt, dass die Truhen nach allem, was ich weiß, immer noch in Schottland im Wald vergraben sind, und dass er sie gern ausgraben kann, wenn ihm der Sinn danach steht.« Ihr Mundwinkel verzog sich zu einem bitteren Lächeln.
»Aber er wollte dir nicht glauben?«
Sie schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen.
»Er war kein Gentleman«, sagte sie noch einmal. »Ich kann nicht sagen, wie es ausgegangen wäre - denn ich habe neben dem Bett gesessen, und ich habe ein kleines Messer unter dem Kopfkissen. Ich hätte ihn nie ungestraft Hand an mich legen lassen. Aber bevor ich danach greifen konnte, habe ich Schritte im Ankleidezimmer gehört.«
Sie wies mit einer Handbewegung zur Tür neben dem Kamin; dahinter lag ihr Ankleidezimmer, das ihr Schlafzimmer mit einem weiteren Raum verband - dem Raum, der einmal Hector Camerons Zimmer gewesen war und der jetzt wahrscheinlich Duncan gehörte.
Die Eindringlinge hatten die Schritte ebenfalls gehört; der Ire hatte seinem Freund etwas zugezischt und sich dann von Jocasta entfernt und war auf den Kamin zugetreten. Dann war der andere Mann zu ihr gekommen und hatte ihr von hinten die Hand über den Mund gelegt.
»Alles, was ich euch berichten kann, ist, dass der Kerl eine Mütze tief in die Stirn gezogen hatte, und dass er so nach Alkohol stank, als hätte er sich damit übergossen, anstatt ihn zu trinken.« Sie zog eine kurze, angewiderte Grimasse.
Die Tür hatte sich geöffnet, Duncan war hereingekommen, und anscheinend
war der Ire hinter der geöffneten Tür hervorgesprungen und hatte ihm einen Hieb auf den Schädel versetzt.
»Ich kann mich an nichts erinnern«, sagte Duncan bedauernd. »Ich bin ins Zimmer gekommen, um Miss - das heißt, meiner Frau - eine gute Nacht zu wünschen. Ich kann mich daran erinnern, dass ich die Hand auf den Türknauf gelegt habe, und als Nächstes habe ich mit einem Loch im Kopf hier gelegen.« Er berührte vorsichtig seine Beule, dann betrachtete er Jocasta voll nervöser Sorge.
»Bist du selbst unverletzt, mo chridhe ? Haben die Schufte dir nichts getan?« Er streckte die Hand nach ihr aus, begriff dann, dass sie ihn nicht sehen konnte, und versuchte, sich hinzusetzen. Mit einem unterdrückten Stöhnen ließ er sich wieder fallen, und als sie das hörte, stand sie auf und eilte zum Bett hinüber.
»Natürlich bin ich unverletzt«, sagte sie unwirsch und tastete sich vor, bis sie seine Hand fand. »Abgesehen von der Sorge, weil ich glauben musste, zum vierten Mal Witwe zu sein.« Sie seufzte gereizt auf und setzte sich neben ihn, wobei sie sich die gelösten Haare aus dem Gesicht strich.
»Ich wusste ja nicht, was geschehen war; ich habe nur den Hieb gehört, und ein fürchterliches Stöhnen, als du zu Boden gestürzt bist. Dann ist der Ire zu mir zurück gekommen, und die Kreatur, die mich festhielt, hat mich losgelassen.«
Der Ire hatte sie in aller Freundlichkeit davon in Kenntnis gesetzt, dass er kein Wort von ihrer Behauptung glaubte, es sei kein Gold auf River Run. Er sei überzeugt, dass das Gold hier sei, und es fiele ihm zwar im Traum nicht ein, einer Dame etwas anzutun, doch in Bezug auf ihren Mann hätte er keinerlei derartige Hemmungen.
»Wenn ich ihm nicht sagen würde, wo es ist, hat er gesagt, so würden er und sein Begleiter sich daran machen, Duncan in Stücke zu schneiden, dabei mit seinen Zehen beginnen und dann nach Lust und Laune weiter verfahren«, sagte Jocasta unverblümt. Duncans Gesicht war sowieso nicht besonders gut durchblutet, doch bei diesen Worten erbleichte er vollständig. Jamie warf einen Blick auf Duncan, dann wandte er sich ab und räusperte sich.
»Ich nehme an, du warst überzeugt, dass er es ernst gemeint hat.«
»Er hatte ein gutes, scharfes Messer; er hat es mir über die Handfläche gezogen, um mir
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