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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zu zeigen, dass es ihm ernst war.« Sie öffnete ihre freie Hand, über deren Innenfläche sich tatsächlich eine haarfeine, rote Linie zog.
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Nun, das konnte ich wohl kaum zulassen. Also habe ich so getan, als zögerte ich, bis der Ire einen von Duncans Füßen ergriffen hat - dann habe ich geweint und gezetert, weil ich hoffte, dass es jemand hören würde, aber die verdammten Dienstboten waren schon im Bett, und die Gäste waren zu sehr damit beschäftigt, meinen Whisky zu trinken und es im Garten und in den Stallungen miteinander zu treiben, als dass sie es gehört hätten.«

    Jamie hustete und vermied es, mich anzusehen.
    »Aye. Also -«
    »Also habe ich ihnen schließlich erzählt, das Gold sei unter dem Fußboden des Schuppens beim Gemüsegarten vergraben.« Der Ausdruck der Genugtuung zeigte sich erneut kurz in ihrem Gesicht. »Ich dachte, sie würden Bettys Leiche finden, und das würde sie erst einmal aus dem Konzept bringen und sie aufhalten. Ich hatte gehofft, eine Möglichkeit zu finden, zu fliehen oder Alarm zu schlagen, bevor sie sich zu graben trauten - und so war es ja dann auch.«
    Sie hatten sie hastig gefesselt und geknebelt und sich zum Schuppen begeben - nicht ohne zu drohen, dass sie zurückkehren und das Begonnene fortsetzen würden, falls sie entdeckten, dass sie sie angelogen hatte. Doch der Knebel war ihnen nicht besonders gut gelungen, und sie hatte es bald geschafft, ihn abzureißen und eine Fensterscheibe einzuschlagen, so dass sie um Hilfe rufen konnte.
    »Also vermute ich, dass sie die Tür zum Schuppen geöffnet und die Leiche gesehen haben. Dann ist ihnen vor Schreck die Laterne hingefallen, und der Schuppen ist in Flammen aufgegangen.« Sie nickte mit einem Ausdruck grimmiger Genugtuung. »Ein geringer Preis. Ich wünschte nur, sie wären mit verbrannt!«
    »Und du glaubst nicht, dass sie das Feuer absichtlich gelegt haben?«, fragte Duncan. Er sah jetzt ein wenig besser aus, wenn er auch immer noch grau und kränklich wirkte. »Um die Spuren ihrer Grabung zu vertuschen?«
    Jocasta zuckte mit den Achseln.
    »Zu welchem Zweck denn? Dort war doch nichts zu finden, und wenn sie sich bis nach China vorgegraben hätten.« Allmählich entspannte sie sich ein wenig, und ihr Gesicht nahm seine normale Farbe wieder an. Nur ihre Schultern ließ sie jetzt vor Erschöpfung hängen.
    Wir verstummten, und mir wurde bewusst, dass es unten schon seit einigen Minuten immer lauter wurde, weil dort Männerstimmen und Schritte erklangen. Die Suchtrupps waren zurückgekehrt, doch war den müden, unzufriedenen Stimmen anzuhören, dass sie keine Verdächtigen gestellt hatten.
    Die Kerze neben mir auf dem Tisch war weit heruntergebrannt; ihre Flamme zog sich lang, als der Docht die letzten Zentimeter erreichte. Eine der Kerzen auf dem Kaminsims erstickte und erlosch in einem duftenden Wölkchen aus Bienenwachsrauch. Jamie blickte automatisch zum Fenster; draußen war es immer noch dunkel, doch das Wesen der Nacht hatte sich verändert, so wie es stets kurz vor der Dämmerung geschieht.
    Die Vorhänge bewegten sich geräuschlos, und ein kühler, unruhiger Hauch wehte durch das Zimmer. Eine weitere Kerze erlosch. Die zweite, schlaflose Nacht begann, ihren Tribut zu zollen; ich fühlte mich kalt, taub und körperlos, und die Schrecken, die ich mit angesehen, angehört und überdacht
hatte, verblassten in meinem Kopf allmählich zur Unwirklichkeit, bis nur noch der kräftige Brandgeruch von ihnen zeugte.
    Es schien nichts mehr zu sagen oder zu tun zu sein. Ulysses kam zurück und glitt diskret mit einer frischen Kerze sowie einem Tablett mit einer Flasche Brandy und mehreren Gläsern ins Zimmer. Major MacDonald klopfte an die Tür und berichtete kurz, dass man tatsächlich keine Spur von den Übeltätern gefunden hatte. Ich warf noch einen Blick auf Duncan und Jocasta und überließ es dann Brianna und Ulysses, sie zu Bett zu bringen.
    Jamie und ich gingen schweigend die Treppe hinunter. Unten angelangt, wandte ich mich ihm zu. Er war weiß vor Ermüdung, seine Gesichtszüge tief zerfurcht, als sei er aus Marmor gehauen, sein Haar und seine Bartstoppeln dunkel im gedämpften Licht.
    »Sie werden zurückkommen, nicht wahr?«, sagte ich leise.
    Er nickte. Dann nahm er meinen Ellbogen und führte mich zur Küchentreppe.

54
    Tête-a-tête mit Streuselkuchen
    So früh im Jahr war die Küche im Keller des Hauses noch in Betrieb, während die Sommerküche ausschließlich Zubereitungen

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