Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
rötlichen Wolke, als er sich zu uns umdrehte.
    »Wie steht es, a Smeòraich ?« Jamie reichte ihm das Kaffeegefäß. Rogers Umhang öffnete sich, als er danach griff, und ich sah, dass er sich mit der anderen Hand eine Pistole in den Hosenbund schob. Er zog kommentarlos den Korken heraus und hob den Krug an seinen Mund, um ihn einige Augenblicke später mit einem Ausdruck schierer Glückseligkeit wieder sinken zu lassen. Er seufzte, und Dampfkringel drangen aus seinem Mund.
    »O Gott«, sagte er inbrünstig. »Das ist das Beste, das ich seit Monaten zu mir genommen habe.«
    »Nicht ganz.«« Jamie, der ein wenig belustigt klang, nahm den Krug wieder entgegen und reichte ihm den eingewickelten Streuselkuchen. »Und was macht er?«
    »Anfangs hat er etwas herumgelärmt, aber er ist schon eine ganze Weile still. Vielleicht schläft er ja.«
    Während er an der mit Butter getränkten Verpackung zupfte, wies Roger mit einer Kopfbewegung auf die große Box. Jamie nahm die Laterne von ihrem Haken und hielt sie hoch über die verriegelte Boxentür. Ich blickte unter seinem Arm hindurch und sah eine zusammengekauerte Gestalt, die an der Rückseite der Box halb im Stroh vergraben war.
    »Mr. Wylie?«, sagte Jamie immer noch leise. »Schlaft Ihr, Sir?«
    Die Gestalt regte sich raschelnd im Heu.
    »Nein, Sir«, kam die Antwort im Tonfall kalter Bitterkeit. Die Gestalt begann sich langsam zu entfalten, und Philip Wylie erhob sich und schüttelte sich das Stroh aus den Kleidern.
    Ich hatte ihn schon vorteilhafter auftreten sehen. An seinem Rock fehlten mehrere Knöpfe, an einer Schulter war der Saum aufgeplatzt und beide Knie seiner Ziegenlederhose hingen lose herab, denn die Schnallen waren aufgerissen, und seine Strümpfe ringelten sich schlampig um seine Waden. Offensichtlich hatte ihm jemand auf die Nase geboxt; auf seiner Oberlippe war ein getrocknetes Blutrinnsal zu sehen, und auf seiner bestickten Seidenweste war ein Fleck aus krustigem Braun.
    Die Mängel an seiner Garderobe hatten jedoch keinen Einfluss auf sein Verhalten, und er legte eisige Entrüstung an den Tag.
    »Dafür werdet Ihr gerade stehen, Fraser, bei Gott, das werdet Ihr.«
    »Aye, das werde ich«, sagte Jamie unbeeindruckt. »Wie es Euch genehm ist, Sir. Aber nicht, bevor Ihr mir nicht ebenfalls Rede und Antwort gestanden
habt, Mr. Wylie.« Er entriegelte die Boxentür und öffnete sie. »Kommt heraus.«
    Wylie zögerte, denn er wollte weder in der Box bleiben, noch auf Jamies Befehl herauskommen. Doch ich sah, wie seine Nasenlöcher zuckten; offensichtlich hatte er den Kaffee gerochen. Damit schien die Sache entschieden zu sein, und er kam erhobenen Kopfes aus der Box heraus. Er strich wenige Zentimeter an mir vorbei, hielt jedoch den Blick stur geradeaus gerichtet und tat so, als wäre ich Luft.
    Roger hatte zwei Hocker und einen umgedrehten Eimer zusammengetragen. Ich ergriff Letzteren und schob ihn bescheiden ins Dunkle, so dass Wylie und Jamie in bequemem Würgeabstand voneinander Platz nehmen konnten. Roger zog sich mit seinem Streuselkuchen ebenfalls diskret zu mir in den Schatten zurück und sah interessiert zu.
    Wylie nahm den Kaffee steif entgegen, doch ein paar kräftige Schlücke schienen seine Verfassung merklich zu verbessern. Schließlich senkte er den Krug und atmete hörbar aus. Seine Gesichtszüge hatten sich unter der Schicht aus verschmierter Schminke und Puder etwas entspannt.
    »Ich danke Euch, Sir.« Er reichte Jamie den Krug mit einer kleinen Verneigung zurück und setzte sich dann kerzengerade auf seinen Hocker. Er rückte sich vorsichtig die Perücke zurecht, die die Abenteuer des Abends zwar überlebt, jedoch arg gelitten hatte. »Also dann. Darf ich mich erkundigen, was der Grund für Euer... Euer... unaussprechliches Verhalten ist?«
    »Das dürft Ihr, Sir«, erwiderte Jamie und richtete sich ebenfalls auf. »Ich wünsche, die Natur Eurer Verbindung mit einem gewissen Stephen Bonnet und Euren Wissensstand bezüglich seines gegenwärtigen Aufenthaltsortes zu erfahren.«
    Wylies Gesicht nahm eine derart ausdruckslose Miene an, dass es schon fast komisch war.
    »Wer?«
    »Stephen Bonnet.«
    Wylie machte Anstalten, sich zu mir umzudrehen und mich um eine Erläuterung zu bitten, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er meine Gegenwart ja ignorierte. Er funkelte Jamie mit tief gerunzelter Stirn an.
    »Ich bin mit keinem Herrn dieses Namens bekannt, Mr. Fraser, und habe daher auch keinerlei Kenntnisse über seinen Aufenthalt - obwohl ich

Weitere Kostenlose Bücher