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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie und kramte in einer Schublade nach einem Löffel. »Nicht ganz so wohlschmeckend wie Honig«, fügte sie hinzu und fixierte Jemmy mit einem bohrenden Blick, »aber sehr wirksam.«
     
    Rizinusöl mochte ja wirksam sein, aber es brauchte seine Zeit. Brianna und Claire ließen Jemmy, den sie nach Verabreichung des Öls mit seinem Korb mit Holzklötzen zum Spielen auf den Boden gesetzt hatten, nicht aus den Augen, während sie die Wartezeit nutzten, um das Sprechzimmer aufzuräumen und sich dann der friedlichen, aber zeitaufwändigen Aufgabe der Arzneizubereitung zuwandten. Es war schon länger her, dass Claire zuletzt Zeit dazu gehabt hatte, und es hatte sich eine überwältigende Menge an Blättern, Wurzeln und Samen angesammelt, die zerhackt, zerrieben, zerstampft, in Wasser gekocht, in Öl eingeweicht, mit Alkohol extrahiert, durch Gaze gefiltert, in geschmolzenes Bienenwachs oder Bärenfett eingerührt, mit Puder vermischt oder zu Pillen gerollt werden mussten, bevor sie zur Aufbewahrung in Gläsern, Flaschen oder Beuteln verstaut wurden.
    Es war ein angenehm warmer Tag, und sie ließen die Fenster offen, um den Luftzug hereinzulassen, auch wenn das bedeutete, dass sie fortwährend Fliegen und Mücken vertreiben mussten und dann und wann eine übereifrige Hummel aus einer blubbernden Flüssigkeit fischen mussten.
    »Vorsichtig, Schätzchen!« Brianna streckte hastig die Hand aus, um eine Honigbiene fortzuwischen, die auf einem von Jemmys Klötzen gelandet war, bevor Jemmy danach greifen konnte. »Böse Fliege. Autsch!«
    »Sie riechen ihren Honig«, sagte Claire, die gerade eine andere Biene vertrieb. »Am besten gebe ich ihnen etwas davon zurück.« Sie stellte ein Schälchen mit Honigwasser auf die Fensterbank, und innerhalb von Sekunden war der Rand dicht von gierig trinkenden Bienen umschwärmt.
    »Ganz schön zielsicher, nicht wahr?«, merkte Brianna an, während sie ein Schweißrinnsal zwischen ihren Brüsten betupfte.

    »Nun, mit Zielsicherheit kommt man ziemlich weit«, murmelte Claire geistesabwesend und runzelte leicht die Stirn, während sie eine Lösung umrührte, die sich über einer Alkohollampe erwärmte. »Findest du, das sieht fertig aus?«
    »Das weißt du doch besser als ich.« Dennoch beugte sie sich gehorsam darüber und roch daran. »Ich glaube schon; es riecht ziemlich kräftig.«
    Claire tauchte rasch ihren Finger in die Schale und probierte die Flüssigkeit.
    »Mm, ja, ich glaube schon.« Sie nahm die Schale von der Flamme und goss die dunkle, grünliche Flüssigkeit durch einen Gazefilter in eine Flasche. Auf der Arbeitsplatte standen schon mehrere andere Glasflaschen aufgereiht, und das Sonnenlicht, das ihren Inhalt durchleuchtete, verlieh ihnen das Aussehen roter, grüner und gelber Juwelen.
    »Hast du immer schon gewusst, dass es dir bestimmt war, Ärztin zu werden?«, fragte Brianna neugierig. Ihre Mutter schüttelte den Kopf und zerhackte mit einem scharfen Messer gekonnt eine Hand voll Hartriegelrinde.
    »Als ich klein war, wäre ich nie auf die Idee gekommen. An so etwas hat man damals als Mädchen natürlich kaum gedacht. Als ich groß wurde, bin ich davon ausgegangen, dass ich heiraten, Kinder bekommen und einen Haushalt führen würde... Findest du, dass Lizzie gut aussieht? Ich hatte gestern Abend das Gefühl, dass sie ein bisschen gelblich aussah, aber das kann auch nur am Kerzenlicht gelegen haben.«
    »Ich glaube nicht, dass sie etwas hat. Meinst du, sie ist wirklich in Manfred verliebt?« Sie hatten gestern Abend Lizzies Verlobung mit Manfred McGillivray gefeiert, und die ganze McGillivray-Sippe war zu einem üppigen Abendessen angereist. Mrs. Bug, die Lizzie sehr ins Herz geschlossen hatte, hatte ihr Bestes gegeben; kein Wunder, dass sie heute schlief.
    »Nein«, sagte Claire unverblümt. »Aber solange sie sich nicht in einen anderen verliebt, ist wohl nichts dabei. Er ist ein lieber Junge und sieht gut aus. Und Lizzie mag seine Mutter, was unter den Umständen auch nicht unwichtig ist.« Sie lächelte bei dem Gedanken an Ute McGillivray, die Lizzie auf der Stelle unter ihre ausladenden, mütterlichen Flügel genommen hatte, ihr die köstlichsten Bissen herausgepickt hatte und sie ihr unverdrossen in den Hals gestopft hatte wie ein Rotkehlchen, das ein schwächliches Küken fütterte.
    »Ich habe das Gefühl, dass sie Ute McGillivray lieber hat als Manfred. Sie war noch ziemlich klein, als ihre Mutter gestorben ist; es ist schön für sie, sozusagen wieder eine zu

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