Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Kristalle mit vollen Händen verstreut worden.
    Das Schlimmste war, dass das Amulett ihrer Mutter auf dem Boden lag; der kleine Lederbeutel war aufgerissen, flach und leer. Getrocknete Pflanzenteile, ein paar kleine Knochen und andere Reste lagen ringsum verstreut.
    »Mama - es tut mir so Leid. Ich habe nicht aufgepasst - ich hätte ihn besser im Auge behalten -« Sie musste ihre Entschuldigung beinahe brüllen, um sich bei Jemmys Geschrei Gehör zu verschaffen.
    Claire, die bei dem Lärm zusammenzuckte, sah sich in ihrem Sprechzimmer um und machte eine flüchtige Bestandsaufnahme. Dann hielt sie inne und hob Jemmy auf, ohne sich an dem Honig zu stören.
    »Schhh«, sagte sie und legte ihm sacht die Hand auf den Mund. Da dies keine Wirkung zeigte, klopfte sie leicht mit der Hand auf die klaffende Öffnung und erzeugte damit ein »Wa-wa-wa-wa«-Geräusch, woraufhin Jemmy sein Gebrüll abrupt beendete. Er steckte seinen Daumen in den Mund, lutschte laut schniefend daran und presste seine beschmierte Wange an Claires Schulter.
    »Nun, sie können nun einmal ihre Finger nicht bei sich behalten«, sagte sie zu Brianna, und ihre Miene war eher belustigt als aufgeregt. »Keine Sorge, Schatz, es ist nur ein harmloses Durcheinander. Gott sei Dank ist er nicht an die Messer gekommen, und die Gifte bewahre ich auch ganz oben auf.«
    Brianna spürte, wie sich ihr Herzschlag allmählich verlangsamte. Ihre Hand fühlte sich heiß an, und das Blut pulsierte darin.
    »Aber dein Amulett...« Sie zeigte mit dem Finger darauf und sah, wie ein Schatten über das Gesicht ihrer Mutter huschte, als sie die Bescherung sah.
    »Oh.« Claire holte tief Luft, klopfte Jemmy auf den Rücken und setzte ihn ab. Sie bohrte ihre Zähne in ihre Unterlippe, bückte sich und hob den schlaffen Beutel mit den verklebten Federn zaghaft auf.
    »Es tut mir so Leid«, wiederholte Brianna hilflos.
    Sie konnte sehen, welche Mühe es Claire kostete, doch ihre Mutter tat ihre Entschuldigung mit einer kleinen Geste ab, bevor sie sich dann hinhockte, um die Einzelteile vom Boden aufzulesen. Sie hatte ihr lockiges Haar nicht zusammengebunden, und es fiel nach vorn und verbarg ihr Gesicht.
    »Ich habe mich immer schon gefragt, was in diesem Beutel war«, sagte Claire. Sie begann behutsam, die winzigen Knochen aufzulesen und sie in ihrer Handfläche zu sammeln. »Was meinst du wohl, woher das hier stammt-von einer Spitzmaus?«
    »Ich weiß es nicht.« Brianna, die Jemmy argwöhnisch im Auge behielt, ging in die Hocke und machte sich daran, die Kleinteile aufzulesen. »Ich dachte, sie sind vielleicht von einer Fledermaus.«

    Ihre Mutter blickte überrascht zu ihr auf. »Was für ein Schlauberger du bist - sieh mal.« Sie las ein kleines, papiernes, braunes Objekt vom Boden auf und hielt es Brianna hin. Als sie sich darüber beugte, um es näher zu betrachten, konnte Brianna sehen, dass der Gegenstand, der wie ein verschrumpeltes, getrocknetes Blatt aussah, tatsächlich Teil eines winzigen Fledermausflügels war, dessen zerbrechliches Leder so trocken war, dass es durchscheinend geworden war, und von einem nadeldünnen Knochen durchzogen war, der an die zentrale Rippe eines Blattes erinnerte.
    »Aug’ vom Lurch und Zeh vom Frosch, Fledermauswolle und Hundezung«, zitierte Claire. Sie streute die Hand voll Knochen auf die Arbeitsfläche und betrachtete sie fasziniert. »Ich frage mich, was sie damit gemeint hat?«
    »Sie?«
    »Nayawenne - die Frau, von der ich den Beutel habe.« Claire hockte sich auf den Boden und fegte die zerkrümelten Blattstückchen -zumindest hoffte Brianna, dass es wirklich Blätter waren - in ihre Hand und roch daran. Es hingen so viele Gerüche im Sprechzimmer, dass sie selbst nur noch die überwältigende Süße des Honigs wahrnahm, doch der empfindlichen Nase ihrer Mutter bereitete es offenbar keine Schwierigkeiten, einzelne Düfte auszumachen.
    »Lorbeer, Balsamfichte, wilder Ingwer und Wasserpfeffer«, sagte sie und schnüffelte wie ein Trüffelhund. »Und etwas Salbei, glaube ich.« Ihre Mutter schüttete die getrockneten Pflanzenteile zu den Knochen auf den Tisch.
    Jemmy, der ihren Tadel bereits vergessen hatte, hatte eine chirurgische Klemme in den Fingern und drehte sie hin und her, offenbar um herauszubekommen, ob sie essbar war. Brianna dachte daran, sie ihm wegzunehmen, doch da ihre Mutter ihre Metallinstrumente immer in kochendem Wasser sterilisierte, beschloss sie, dass er sie vorerst behalten konnte, da sie keine scharfen Kanten

Weitere Kostenlose Bücher